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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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Lancashire, der sich oft Dinge gewünscht und damit in dem Dorf, in dem er lebte, für größte Unannehmlichkeiten gesorgt hatte. Er verwandelte aus Versehen Kühe in Wolken und Kochtöpfe in Schiffe, und die Dörfler sprachen in Farben statt in Worten – kurzum, er richtete ein heilloses zauberisches Chaos an.
    Zuerst antwortete Strange ihm kaum, und wenn, dann waren seine Antworten willkürlich und unlogisch. Aber dann hörte er mit größerer Aufmerksamkeit zu und sprach wie gewöhnlich.
    Mr. Norrell hatte viele Talente, aber in die Herzen der Menschen zu blicken, gehörte nicht dazu. Strange verlor kein Wort über die Befreiung seiner Frau, und deswegen glaubte Mr. Norrell, dass sie ihn nicht sehr tief bewegte.
KAPITEL 69
Strangeisten und Norrellisten
Februar bis Frühling 1817
    Childermass ritt und Vinculus ging neben ihm. Um sie herum erstreckte sich das schneebedeckte Moor, das dank der Hügel und kleinen Erhebungen aussah wie ein riesiges Federbett. Etwas dieser Art musste Vinculus durch den Kopf gehen, denn er begann in allen Einzelheiten das weiche Bett zu beschreiben, in dem er in der Nacht schlafen wollte, und das große Essen, das er zu sich nehmen wollte, bevor er sich in dieses Bett legte. Zweifellos rechnete er damit, dass Childermass für diesen Luxus aufkam, und er wäre nicht sonderlich überrascht gewesen, wenn Childermass sich deswegen empört hätte, aber Childermass schwieg. Er war in Gedanken ausschließlich mit der Frage beschäftigt, ob er Vinculus Strange und Norrell vorführen sollte oder nicht. In England gab es gewiss niemanden, der besser qualifiziert gewesen wäre, Vinculus zu studieren; aber andererseits konnte Childermass nicht voraussagen, wie die Zauberer reagieren würden, wenn er einen Mann zu ihnen brachte, der zugleich ein Buch war. Childermass kratzte sich die Backe. Eine kaum wahrnehmbare, gut verheilte Narbe verlief darüber – eine winzige silbrige Linie in seinem braunen Gesicht.
    Vinculus war verstummt und stand auf der Straße. Die Decke war ihm von den Schultern gerutscht, und er schob den Ärmel seines Rocks zurück.
    »Was ist?«, fragte Childermass. »Was ist los?«
    »Ich habe mich verändert!«, sagte Vinculus. »Schau nur!« Er zog den Rock aus und öffnete das Hemd. »Die Worte sind anders. Auf meinen Armen! Auf meiner Brust! Überall! Das stand vorher nicht auf mir!« Trotz der Kälte zog er sich aus. Als er nackt war, feierte er seine Verwandlung, indem er schadenfroh herumtanzte wie ein blauhäutiger Teufel.
    Childermass stieg vom Pferd, panisch und verzweifelt. Er hatte John Uskglass' Buch vor Tod und Zerstörung bewahrt; und dann, als es sicher schien, hatte das Buch ihn besiegt, indem es sich verwandelte.
    »Wir müssen so schnell wie möglich zu einem Gasthaus«, erklärte er. »Wir müssen uns Papier und Tinte besorgen. Wir müssen aufschreiben, was zuvor auf dir geschrieben war. Du musst jeden Winkel deines Gedächtnisses durchsuchen.«
    Vinculus starrte ihn an, als hätte Childermass den Verstand verloren. »Warum?«, fragte er.
    »Weil es John Uskglass' Zauber ist. John Uskglass' Gedanken. Die einzige Aufzeichnung, die von ihm geblieben ist. Wir müssen wenn möglich jeden Buchstaben davon bewahren.«
    Vinculus begriff nicht. »Warum?«, fragte er noch einmal. »John Uskglass hat es nicht für wert erachtet, es zu bewahren.«
    »Aber warum solltest du dich plötzlich verändern? Es ergibt keinen Sinn.«
    »Es ergibt sehr viel Sinn«, sagte Vinculus. »Zuvor war ich eine Weissagung; aber die Dinge, die ich prophezeite, sind eingetroffen. Deswegen ist es nur richtig, dass ich mich verändert habe – sonst wäre ich jetzt Geschichte. Staubtrockene Geschichte!«
    »Und was bist du jetzt?«
    Vinculus zuckte die Schultern. »Vielleicht bin ich ein Quittungsbuch! Vielleicht bin ich ein Roman! Vielleicht bin ich eine Sammlung Predigten!« Diese Gedanken erheiterten ihn so sehr, dass er zu kichern und herumzuhüpfen begann.
    »Ich hoffe, du bist, was du stets gewesen bist – ein Zauberbuch. Aber was soll das heißen? Vinculus, willst du damit sagen, dass du die Lettern nie lesen konntest?«
    »Ich bin ein Buch«, sagte Vinculus und blieb stehen. »Ich bin das Buch. Die Aufgabe des Buches ist es, die Worte zu enthalten. Und das tue ich. Es ist die Aufgabe des Lesers zu wissen, was sie bedeuten.«
    »Aber der letzte Leser ist tot!«
    Vinculus zuckte die Achseln, als ginge ihn das nichts an.
    »Du musst doch etwas wissen!«, schrie Childermass wild vor

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