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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03 Der Fluss der Seelen
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hin«, befahl ich ihr. »Du kannst nicht mitkommen. Ich trage dein Kleid.«
    Robin war zu krank, um gegen mich aufzubegehren. Normalerweise legt sie eine schwächliche, aber ausdauernde Beharrlichkeit an den Tag, mit der sie mich am Ende in die Knie zwingt. Diesmal aber sackte sie zusammen und begann zu weinen.
    »Da heult sie!«, spottete ich. »Heulen ist ihre einzige Waffe. Bleib bloß liegen, Robin.« Ich war wirklich garstig zu ihr. Entchen und Hern sahen voll Unbehagen zu. Sie konnten es kaum abwarten, zu Kankredin aufzubrechen, sonst hätten sie sich eingemischt. »Wir bauen ihr ein Schutzdach, das den Regen fern hält«, ordnete ich an, »und dann gehen wir.«
    Die Katzen huschten sofort entzückt unter das Regendach. Wir stellten Essen und Wasser dort unter und Gull. Niemand erhob Einwände deswegen. Wir alle wussten, dass er zurückbleiben musste. Robin gab sich zwar noch immer sehr tränenreich, aber im Grunde wird sie erleichtert gewesen sein, dass sie zurückbleiben durfte, da bin ich mir fast sicher. Wir wickelten sie warm in die Decken und betteten sie so, dass sie das Feuer des Einen beobachten konnte, dann trugen wir das Boot zum dahinschnellenden braunen Wasser.
    Obwohl wir das Segel setzten, war es die Gezeit, die uns zu den Sandbänken vor der Strommündung trug. Sie erfasste unser Boot fast augenblicklich und zerrte so stürmisch daran, dass ich den Jüngling in die Arme schlang. Schon jetzt fürchtete ich mich. Entchen hatte die Dame an sich genommen, kaum dass das Boot im Wasser war. Hern lächelte spöttisch, aber wann immer ich ihn unbemerkt anschaute, zitterte er.
    Im Weiß und Grau des Regens war es so gut wie unmöglich, weit zu sehen, aber ich glaube, dass der Strom durch sehr viele Kanäle zwischen Sandbänken und Sümpfen hindurch ins Meer fließt. Dieses Mündungsgebiet ist Meilen breit und flach und sumpfig. Es war unser Glück, dass Kars Adon die Gezeit erwähnt hatte, denn auch jetzt durchquerten wir mit dem Boot entsetzlich viele seichte Stellen. Ohne die reißende Strömung wären wir gewiss auf Grund gelaufen. Wir konnten überhaupt nicht mehr erkennen, wohin wir fuhren. Ohne sich zügeln zu lassen, zog das Boot unseren winzigen Sichtkreis mit sich, ganz gleich, was kam. Zuerst sahen wir Wasser; dann kam auf beiden Seiten klebriger, glänzender Sumpf, manchmal auch nasser Sand. Manchmal bedeckten braune Pflanzen das Ufer. Selbst in unserem kleinen Blickfeld sahen wir mehr Vögel, als ich zählen konnte. Ich unterschied watende Reiher, schwimmende und tauchende Stromvögel, Enten, Lappentaucher, Blässhühner und mehr Möwen, als ich für möglich gehalten hätte. Durch den weißlichen Regen schimmerten sie ebenfalls weiß. Von überall her drang Geschrei und Gezeter, Geplätscher und Flügelschlag zu uns. Und mit jedem Meter, den wir zurücklegten, wuchs unsere Furcht.
    »Ich wette, hier ließe es sich gut fischen«, sagte Entchen. Ihm klapperten die Zähne. Trotzdem war uns unter den schlagenden Flügeln heiß und stickig. Der Regen lag wie Tau auf unseren Wollmänteln und nässte uns das Haar, und trotzdem war uns nicht kalt.
    Da machten wir im Regen vor uns etwas Dunkles aus. Ein Schiff war es nicht. Das Dunkle überspannte unsere Fahrrinne und verlor sich auf beiden Seiten im Nebel. Uns packte das nackte Grauen. Wir beugten uns vor und versuchten, mit unseren Blicken die dichten Regenschleier zu durchdringen. Gerade am äußersten Rand unseres Sichtkreises erblickten wir etwas: Es schien ein kleines Boot zu sein, das direkt vor dem Hindernis durchs Wasser gestakt wurde. Es fuhr nur langsam, und trotzdem konnten wir es kaum erkennen, aber wir entdeckten die hellen Köpfe von Heiden darin. Einer stakte, der andere stand gebückt und wuchtete Dinge aus dem Wasser ins Boot. Bevor wir mehr erspähten, waren sie langsam nach rechts aus unserem Sichtkreis verschwunden.
    Wir wussten genau – auch wenn ich nicht sagen kann, woher –, dass wir etwas Schreckliches beobachtet hatten.
    »Mutter!«, wisperte Entchen. »Was machen die denn da?«
    »Ich würde sagen, sie fischen«, antwortete Hern. Wie er aber vor Nässe und Hitze zitterte, verriet mir, dass er nicht glaubte, was er sagte.
    »Lasst uns umkehren«, bat ich. Die Gezeit jedoch hatte uns schon die ganze Zeit über in der Gewalt gehabt; es ging nicht. »Ach«, klagte ich, »warum muss der Eine ausgerechnet dann, wenn wir ihn am nötigsten brauchen, im Feuer sein?« Zwischen den Ufern voller platschender, krächzender Vögel

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