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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03 Der Fluss der Seelen
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sein.«
    Danach verabschiedeten wir uns mit großer Höflichkeit und kehrten auf unsere Insel zurück. Arin und sein Flaggenträger begleiteten uns nur bis zum Rand des Lagers. Sie hatten es zu eilig, zu den anderen zurückzukehren und zu erfahren, was gesagt worden war. Das war unser Glück, denn als wir den Kanal erreichten, hätte niemand mehr geglaubt, dass Ked und ich darin fast ertrunken wären. Wir fanden nur noch einen Graben, der mit feuchtem braunem Sand gefüllt war. Sie hätten sofort erkannt, dass wir keine Magier waren.
    Wir sahen gleich, dass der Scheiterhaufen des Einen hinter dem Hügel auf unserer Insel noch brannte. »Ich hoffe, Robin geht es gut«, sagte Hern.
    »Und dem Einen«, meinte ich. »Hern, was war denn in dich gefahren?«
    »Ich habe ihm angemerkt, dass er lieber unumwunden verhandelt«, sagte Hern. »Darum bin ich das Risiko eingegangen. Ich wollte etwas über diesen Kankredin erfahren. Und das haben wir. Morgen soll der Kerl ein Stück von meiner Seele bekommen, dass ihm Hören und Sehen vergeht.«
    »Aber«, wandte ich ein, »du hast ihn – Kars Adon und seine Heiden – landeinwärts geschickt. Dort wird man sie abschlachten. Sie sind so wenige, sie können nicht siegen.«
    »Wir haben unserem Volk einen Dienst erwiesen«, sagte Entchen selbstgefällig.
    Doch während wir den Graben überquerten und blasse Fußabdrücke im braunen Sand hinterließen, sagte Hern: »Es ist besser so, als auf einem Sandhügel zu sitzen und in Träumen zu schwelgen. Mich hätten an seiner Stelle keine zehn Pferde dorthin bekommen.«
    9.
    Der Sonnenaufgang am nächsten Tag brachte feinen, juckenden Nieselregen. Zum Erbarmen nasse Katzen wollten immer wieder zu mir unter meine Decken kriechen und weckten mich schließlich auf. Meine Kleider hatte ich zum Trocknen aufgehängt, aber sie waren wieder so nass wie am Vortag. Robin ging es zwar nicht schlechter, aber auch nicht besser. Trotz des Regens war der Scheiterhaufen des Einen noch nicht erloschen. Er war zu einem flachen Stoß aus glühenden Scheiten zusammengesackt, in dem Schwärze und Röte kam und ging, je nachdem wo der Regen auftraf, aber genauso heiß wie am Abend zuvor.
    Wir gerieten dadurch in ernsthafte Bedrängnis. Der Eine ist am stärksten, wenn er frisch aus dem Feuer kommt, und für mich stand fest, dass wir ihn unbedingt mitnehmen sollten, wenn wir Kankredin aufsuchten. Der Eine jedoch zeigt von sich aus an, wann er die Flammen verlassen will, indem er das Feuer erlöschen lässt und unter der Asche hervorkommt. Das war noch nicht geschehen, er war also noch nicht so weit. Wir waren uneins, was wir nun tun sollten. Durch das Rau sehen der Gezeit, die auf drei Seiten ringsum seewärts zog, fühlten wir uns nur umso mehr zu einer Entscheidung gedrängt.
    Hern sagte: »Außer mir braucht niemand zu gehen. Euch beiden mangelt es ohnehin an der nötigen Vernunft.«
    Entchen und ich dachten gar nicht daran, ihn allein fortzulassen. Entchen sagte, er habe sich verpflichtet, ebenfalls zu gehen. Ich wollte Tanamil zur Rede stellen. »Und was, wenn ihr nicht zurück seid, sobald der Eine bereit ist herauszukommen?«, fragte ich. Nur Hern als Familienoberhaupt durfte den Einen aus der Asche nehmen.
    Hern schlug vor, Wasser aufs Feuer zu gießen und den Einen sofort herauszunehmen. Das sah meinem Bruder ähnlich. Ich wollte nichts davon hören, und Robin auch nicht. Mittlerweile hatte sie begriffen, was wir beabsichtigten, und begann zu krächzen – sie hatte eine Rabenstimme bekommen, die genauso hässlich war wie ihr Gesicht –, dass wir auf keinen Fall zum Meer fahren würden, dass es Mutter nicht gefiele, dass wir auf keinen Fall ohne sie gehen dürften… und dazu kamen dutzendweise weitere Einwände.
    Ich war Robin einfach leid. Heute bin ich mir sicher, dass wir nur aus diesem einen Grund in allem gescheitert sind und in der alten Mühle festsitzen: weil ich Robins so unsäglich überdrüssig war und deshalb den Einen fehlte. Wir hätten warten sollen, bis der Eine bereit war, uns zu begleiten. Ohne ihn waren die Dame und der Jüngling nicht mächtig genug. Trotzdem meine ich noch immer, dass wir richtig handelten, indem wir Robin zurückließen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihre Seele sicher gewesen wäre.
    Ich sprang auf. »Lasst uns gehen«, sagte ich zu Hern. »Wenn der Eine nicht mitkommen will, ist es sein Pech. Er kann ja bei Robin bleiben.« Robin erhob sich, und die Decken rutschten ihr von den Schultern. »Leg dich wieder

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