Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jordan, Penny

Jordan, Penny

Titel: Jordan, Penny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Glut in mir
Vom Netzwerk:
werden.
    Die sexuellen Neigungen der beiden waren kein Geheimnis, und sie waren bei Weitem nicht die einzigen bisexuellen Männer in Oxford. Miles beobachtete sie und hatte manchmal den Eindruck, dass Tim Simon absichtlich zu sexueller Gewalt verleitete – und seinen Spaß daran hatte. Aber die beiden waren erwachsen, und ihr Privatleben ging ihn nichts an.
    Tim und Simon verband weit mehr als nur die homosexuelle Beziehung, das war ihm klar. Und genau die bezweifelte Miles manchmal, denn Tim machte kein Geheimnis daraus, dass er andere Liebespartner beiderlei Geschlechts besaß. Doch trotz seiner sexuellen Eroberungen vermittelte er den falschen Anschein von Unschuld.
    Während Tim also durchaus charmant und geistreich sein konnte, machte Simon Herries einen düsteren Eindruck, der alle außerhalb seines ausgewählten Freundeskreises abschreckte.
    Miles hatte den Verdacht, dass Tim und die anderen eine Art Geheimklub gegründet hatten, dessen Zweck er nicht kannte und der ihn auch nicht interessierte. Es gab zahlreiche solcher Klubs innerhalb der Colleges. Manche blieben bestehen, andere lösten sich wieder auf; einige waren zu geheiligten Institutionen geworden, und die Aufnahme darin war heiß begehrt. Miles bezweifelte, dass irgendjemand sich erinnern würde, wofür Herries’ Klub eingetreten war, nachdem er Christ Church verlassen hatte.
    Einmal hatte er gehört, wie einer der Tutoren meinte, Simon Herries gäbe einen guten Politiker ab. „Genügend gerissen und unehrenhaft ist er dafür“, war die ironische Antwort gewesen.
    Tim wartete, bis Miles fest schlief, dann verließ er die Wohnung. Die Sperrstunde war abgeschafft, und man wurde nicht mehr bestraft, wenn man sich nach einer gewissen Uhrzeit noch draußen befand. Doch für Tim war Geheimniskrämerei ein Lebenselixier, und es machte ihm Spaß, sich lautlos hinauszuschleichen und im Schatten zu halten, während er sich auf den Weg zu dem vorher festgelegten Treffpunkt machte.
    Simon erwartete ihn. Im Gegensatz zu Miles verhehlte er nicht, dass er den Geruch bemerkt hatte, der an ihm haftete. Heftig schob er Tim zurück, als der Freund ihn umarmen wollte. Tim lachte leise. Wenn er wollte, konnte er Simon vor Begehren nach ihm halb wahnsinnig machen.
    „Ich habe deine Nachricht erhalten. Weshalb muss das Treffen verschoben werden?“
    „Wir müssen den Ort wechseln. Der Pfarrer scheint misstrauisch geworden zu sein.“
    „O je. Aber keine Sorge, mein Lieber. Ich habe etwas gefunden, das dich aufheitern wird. Eine bildschöne unberührte Jungfrau.“
    Schon in Eton war Simon Herries erstmals mit dem Satanskult in Berührung gekommen. Eine Geschichtsvorlesung über den bekannten Sir Francis Dashwood und dessen Anhänger hatte sein Interesse an diesem Kult geweckt, und im Lauf der Jahre hatte es sich noch verstärkt.
    Es gab eine Menge junger Leute wie Tim Wilding, die von dem Gedanken an Gewalt und Sex angezogen wurden. Verband sich beides mit Geheimnistuerei und Macht, war die Verlockung geradezu unwiderstehlich. Offizielles Ziel ihres „Zirkels“ war nicht, den Teufel zu beschwören, sondern herauszufinden, ob dies überhaupt möglich war. Auf diese Weise konnte Simon dem Bund eine Aura von Ehrbarkeit und falscher Wissenschaftlichkeit verleihen.
    Um Dashwoods Behauptung, er und seine jungen Männer hätten den Teufel beschworen, zu überprüfen, mussten Simon und seine Freunde die Methoden nachvollziehen.
    Bis jetzt hatten sie eine Kirche in einem kleinen abseits gelegenen Dorf für ihre Riten benutzt. Nun hatte deren Pfarrer offensichtlich Verdacht geschöpft. Deshalb mussten sie einen anderen Ort dafür finden.
    Simon glaubte Dashwoods Behauptungen nicht recht. Er hatte den Verdacht, Dashwood habe – wie ihn – vor allem die sexuelle Freiheit und die Macht gereizt, die ihm diese Rolle gewährte, denn es gab immer Menschen, die von heidnischen Ängsten geplagt wurden, und es würde sie immer geben.
    Simon hatte in Eton rein zufällig entdeckt, dass man andere mit der Drohung vor verborgenen Kräften einschüchtern konnte. Inzwischen nutzte er diese Macht anders.
    Als Anhänger wählte er ausschließlich Leute, die ihm auf irgendeine Weise nützlich sein konnten. Zunächst lockte er sie mit vorsichtigen Andeutungen über gewisse sinnliche Vergnügungen, und hatten sie an derartigen Veranstaltungen teilgenommen, setzte er diese als Drohung gegen sie ein.
    Im Gegensatz zu Simon glaubte Tim, dass Francis Dashwood den Teufel tatsächlich beschworen

Weitere Kostenlose Bücher