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Jordan, Penny

Jordan, Penny

Titel: Jordan, Penny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Glut in mir
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Sexualleben seines Mitbewohners ging ihn nichts an. Er selbst hatte verflixtes Glück, dass er in Oxford sein konnte. Er war hier, um zu lernen, und nicht, um sich mit diesen überspannten Cliquen einzulassen.
    Tim war einer jener reichen Jugendlichen, die in Oxford studierten, weil die männlichen Mitglieder ihrer Familien dies seit Generationen taten. Miles bezweifelte, dass Tim je einen akademischen Grad erhalten würde oder dass er überhaupt Wert darauf legte. Trotz seines blendenden Aussehens hatte er etwas Beunruhigendes an sich, und nicht nur wegen seiner sexuellen Zweideutigkeit. Tief im Innern war er eiskalt und gefährlich, was in völligem Gegensatz zu seinem offenen Gesicht und seinem leichtfertigen Verhalten stand. Wäre es ihm möglich gewesen, hätte Miles die Wohnung lieber mit jemand anders geteilt, der besser zu seiner Herkunft und seinen Bestrebungen passte.
    Für Miles war der Universitätsabschluss wichtig, denn er bedeutete den ersten Schritt zu seinem Ziel. Beinahe solange er denken konnte, hatte er Jura studieren und so viel erreichen wollen, wie es einem Jungen möglich war, der als Baby auf den Stufen eines Krankenhauses ausgesetzt worden und in einem Waisenhaus aufgewachsen war.
    Er selbst betrachtete diese Tatsache ganz nüchtern. Das Haus war gut geführt und das Personal nett gewesen. Deshalb hatte er sich nur selten Gedanken darüber gemacht, weshalb seine Mutter ihn nicht behalten wollte. Außerdem hatte er Glück gehabt. Einer der großzügigsten Gönner des Hauses, Colonel Whitegate, war auf ihn aufmerksam geworden, als er ein Stipendium jener Schule gewann, die auch der Colonel besucht hatte. Seitdem unterstützte er ihn moralisch und finanziell.
    Miles hatte eine stehende Einladung, die Ferien bei dem Colonel zu verbringen. Doch im letzten Sommer hatte er bis auf vierzehn Tage seine freie Zeit als Schauermann auf einer Ölplattform in der Nordsee verbracht. Die Schauermänner verrichteten die niedrigsten Tätigkeiten. Ihre Arbeit war schwer und schmutzig, wurde aber gut bezahlt. Inzwischen hatte Miles genügend gespart, um sein Abschlussexamen abzulegen, falls er sein Geld sorgfältig einteilte.
    In Aberdeen hatte er eine Menge gelernt. Auf manches weibliches Wesen wirkte es wie eine Zauberformel, wenn man erzählte, dass man auf einer Ölplattform arbeitete. Er war nicht mehr unschuldig gewesen, als er nach Oxford kam, sondern hatte schon ein paar unbeholfene hastige Episoden mit Mädchen gehabt. Doch in Aberdeen hatte ihn die gelangweilte Ehefrau eines leitenden Angestellten der Ölgesellschaft in einem Pub entdeckt, ihn mit in ihr Haus im georgianischen Stil genommen und ihm den Unterschied zwischen raschem Sex und intensivem sinnlichen Vergnügen und all den entsprechenden Zwischenstadien beigebracht. Überrascht hatte Miles eine tiefe Sinnlichkeit bei sich entdeckt und die Lehren jener Frau seitdem gut genutzt.
    Eine feste Freundin besaß er nicht, er zog ein unverbindliches Verhältnis vor. Keinesfalls wollte er sich in eine feste Bindung einlassen, mit der manche Studenten belastet waren.
    Sein Arbeitspensum war hoch, und er studierte viel. Trotzdem blieb ihm Zeit für ein paar Freizeitvergnügen. Er war Mitglied mehrerer Debattierklubs, ruderte und spielte Tennis. Ihm gefielen sowohl Folkmusik als auch klassische Musik, auch wenn er kein Instrument beherrschte, und gelegentlich schrieb er einen humorvollen Artikel für die Universitätszeitschrift „Isis“.
    Keinesfalls wollte er sich in die Alkohol- und Rauschgiftszene ziehen lassen, in der sich vor allem junge reiche Studenten tummelten, und er war zu intelligent, um in deren Falle zu gehen. Er wusste genau, weshalb Tim Wilding ihn ständig reizte.
    Schon auf der Schule in Rugby war Miles auf Homosexualität gestoßen. Für ihn war das nichts. Er mochte die Frauen, auch wenn es mehrere Homosexuelle in seinem Freundeskreis gab, deren Witz und Intelligenz er schätzte. Doch bei Tim Wilding spürte er etwas anderes – etwas Zerstörerisches und Gefährliches.
    Noch gefährlicher war Simon Herries. Er verströmte eine Aura von Macht, der Miles instinktiv misstraute. Natürlich war Simon ein Mann mit sehr großer Ausstrahlung, daran zweifelte er nicht. Doch einige Male – nur einige wenige Male, wenn etwas nicht nach seinem Wunsch ging, hatte Miles die dunklere, erheblich gefährlichere Seite von Simons Persönlichkeit bemerkt. Deshalb mied er Simon und Tim und hatte keinesfalls den Wunsch, in deren Kreise aufgenommen zu

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