Jordan, Penny
alles.“
Er blieb zwei Stunden, doch Julia verhielt sich weiterhin abweisend. Sie war in ihre eigenen Gedanken vertieft und alles andere als die Frau, die er kannte und liebte.
„Ist er gegangen?“, fragte Frances, die gehört hatte, dass die Wohnungstür geschlossen wurde. „Hast du es ihm gesagt?“
Julia schüttelte den Kopf. „Nein. Was sollte ich ihm denn sagen? ‚Ich habe ein Kind von dir erwartet und es soeben abgetrieben‘?“
„Hör mal, Kindchen, so schlimm ist das doch nicht. Du wirst bestimmt noch viele Babys bekommen. Der Kerl ist ja ganz verrückt nach dir.“
Julia antwortete nicht. Tränen traten ihr in die Augen. Seit sie wusste, dass die Hochzeit verschoben werden musste, hatte sie in einem Albtraum gelebt. Ihr war klar gewesen, dass sie an jenem Abend schwanger geworden war; sie hatte es ja selbst gewollt. Vermutlich hätte Alex darauf bestanden, dass sie nach der Hochzeit vernünftig waren und noch ein Jahr warteten, bis das erste Kind kam, und dem hatte sie vorbeugen wollen.
Als sie wenige Tage nach dem Tod von Alex’ Vater erfuhr, dass sie tatsächlich ein Kind erwartete, war sie restlos verzweifelt gewesen. Natürlich hätte Alex sie sofort geheiratet. Doch wie konnte sie ihn mit sich und darüber hinaus mit einem Baby belasten, wenn er weder Geld besaß noch wusste, wie es weitergehen sollte? Ihr Vater war immer großzügig gewesen. Aber er erwartete, dass Alex sie nach der Hochzeit selbst ernährte.
In ihrer Not hatte sie sich an Frances gewandt.
„Du bist also schwanger“, hatte Frances achselzuckend gemeint. „Das ist doch kein Problem.“
Frances hatte recht gehabt. Ein diskreter Besuch in einer sehr teuren Privatklinik, wo sie vom Arzt und den Schwestern mit steriler Gleichgültigkeit behandelt worden war, eine Übernachtung, dann hatte sie in die Wohnung zurückkehren können. Körperlich hatte sie keinerlei Schmerz empfunden und auch nichts von jenen Horrorgeschichten erlebt, von denen man überall las.
Nein, das Entsetzen kam tief aus ihr selbst. Sie hatte ihr Kind getötet … Und es änderte nichts, dass sie sich hundertmal sagte, sie würde weitere Babys bekommen. Sie würde diesem immer nachtrauern. Eigentlich müsste ich dafür bestraft werden, dachte sie.
Frances, die die Klinik ebenfalls zweimal aufgesucht hatte, blickte sie nur spöttisch an.
Wie gern hätte sie mit Alex darüber geredet! Aber wie sollte sie … Wäre sein Vater nicht gestorben, wäre alles in Ordnung gewesen und sie wären längst verheiratet.
Julia brach in Tränen aus und barg den Kopf unter ihrem Kissen. Automatisch glitt ihre Hand zu ihrem flachen Leib.
Alex hatte Glück. Schon bald fand sich ein Käufer für die Fabrik, und nachdem alle Gläubiger ihr Geld bekommen hatten, waren ihm beinahe zwanzigtausend Pfund geblieben – doppelt so viel, wie er erhofft hatte. Seine Mutter wohnte inzwischen bei ihrer Cousine. Alex teilte das Geld mit ihr und schlug vor, es zu investieren, damit sie ein kleines Einkommen erhielt. Es war nicht viel, aber besser als nichts. Sobald sein neues Unternehmen Gewinne machte, wollte er mehr für sie tun.
Innerhalb eines Jahres machte sich die Computerfirma wegen ihrer ungewöhnlichen Ideen einen guten Namen. Zahlreiche Aufträge gingen ein, und Alex und Julia konnten endlich einen neuen Hochzeitstermin festlegen. Sie kauften ein Cottage in der Nähe von Cambridge, sodass Alex jeden Tag hin und her fahren konnte. Nachts liebten sie sich, und Julia reagierte zu seiner vollen Zufriedenheit.
Als sie zwei Jahre verheiratet waren und Julia immer noch kein Kind erwartete, obwohl sie sich sehr eines wünschte, kaufte er das Haus in den Cotswolds, ein altes Pfarrhaus und ein hübsches, gemütliches Haus für eine Familie.
Das Geschäft entwickelte sich gut, doch der Markt für Heimcomputer war inzwischen übersättigt. Deshalb steckten sie seit drei Jahren Geld in die Entwicklung eines neuen Systems. Da es noch nicht erprobt war und als ziemlich revolutionär galt, blieben größere Bestellungen jedoch aus. Aber wenn sie den Regierungsauftrag erhielten …
Alex legte den Kopf zurück und starrte aus dem Fenster seines Arbeitszimmers. Alles ging zurzeit schief. Sie hätten längst etwas vom Ministerium hören müssen … Die Drohung dieser verfluchten Pepper Minesse hing wie ein Damoklesschwert über ihnen. Falls man im Amt von dem Inhalt des Ordners erfuhr …
Der kalte Schweiß brach ihm aus bei diesem Gedanken, und er wünschte, er hätte nie etwas von
Weitere Kostenlose Bücher