Jordan, Penny
frenetisch, als ahnten sie, dass das Leben sie für eine Weile auseinanderreißen würde.
Zwei Tage vor der Hochzeit erlitt Alex’ Vater einen tödlichen Herzanfall.
Alex hatte nicht einmal von Gilberts schwachem Herzen gewusst und wurde böse davon überrascht. Doch er musste sich um seine Mutter kümmern, die völlig zusammengebrochen war.
Die Hochzeit wurde abgesagt, stattdessen ging Alex zur Beerdigung. Julia stand neben ihm, eine kleine zerbrechliche Gestalt ganz in Schwarz. Ihre Eltern waren ebenso wie Alex der Meinung, dass die Hochzeit verschoben werden müsse. „Mindestens für sechs Monate, Liebling“, sagte ihre Mutter in Alex’ Gegenwart. „Alex ist in Trauer.“
„In Trauer? Du liebe Güte, Mutter, das klingt ja furchtbar altmodisch“, wandte Julia ein.
Alex hätte gern vorgeschlagen, in aller Stille standesamtlich zu heiraten. Aber ihre Eltern wären darüber entsetzt gewesen. Julia war ihr einziges Kind, und sie freuten sich seit Jahren auf deren Hochzeit.
„Sechs Monate gehen schnell vorüber“, versicherte Alex ihr.
Am Montag nach der Beerdigung hatte Alex eine Besprechung mit dem Rechtsanwalt seines Vaters. Traditionsgemäß würde er das Haus erben, wie sein Vater es nach dem Tod seines Großvaters geerbt hatte. Seiner Mutter wollte er ein Häuschen in der Nähe kaufen, denn er wusste, dass sie sich darüber freuen würde.
Julia verzog das Gesicht, als sie von dieser Regelung erfuhr. Ihr gefiel sein Elternhaus nicht, und Alex konnte es ihr nicht übel nehmen. Es war düster und altmodisch.
Bei dem Gespräch mit dem Rechtsanwalt würde es vor allem um geschäftliche Dinge gehen. Bisher hatte sich Alex nur in der Verkaufsabteilung umgesehen, denn sein Vater hatte ihn leider nicht richtig in die finanziellen Angelegenheiten seiner Firma einweihen wollen. Alex hatte es auf die bekannte Angst des Älteren vor der Herausforderung durch den Jüngeren zurückgeführt. Doch an diesem Montagmorgen erfuhr er, wie einfältig er gewesen war.
Charles Willshaw war der Rechtsberater seines Vaters gewesen, solange Alex sich erinnern konnte. Ernst blickte er Alex über den breiten Schreibtisch an.
„Wie weit hat Ihr Vater Sie ins Vertrauen gezogen, Alex?“
„Nicht sehr viel – so etwas lag ihm nicht. Er ging davon aus, dass ich in seine Fußstapfen treten würde …“
„Dann habe ich eine sehr schlechte Nachricht für Sie.“
Sie war schlimmer als alles, das Alex sich vorstellen konnte. Trotzdem empfand er über den Schock hinaus eine gewisse Erleichterung. Nun war er frei!
Die Verkäufe waren während der letzten Jahre drastisch zurückgegangen, und sein Vater hatte große Kredite zu hohen Zinsen aufnehmen müssen. Da er das Darlehen nicht zurückzahlen konnte, drohte dem Unternehmen der Konkurs.
Es folgte eine Woche voller Besprechungen – mit der Bank, mit den Gläubigern, dem Werkmeister und den Buchhaltern. Am Ende war Alex klar, dass er froh sein konnte, wenn er wenigstens zehntausend Pfund für sich retten konnte. Das war zwar keine geringe Summe, sie reichte aber keinesfalls, um seiner Mutter sowie Julia und sich ein Haus zu kaufen.
Alex dachte an sein erstes Gespräch mit Julias Vater. Mr Henderson war ein altmodischer Mann, der ernsthaft glaubte, Frauen seien zu schwach, um sich um finanzielle Dinge zu kümmern oder gar außer Haus zu arbeiten. Julia war ihr Leben lang umsorgt und beschützt worden, und Alex gab freimütig zu, dass ihre Unselbstständigkeit ein Grund war, weshalb er sich so zu ihr hingezogen fühlte.
Sicher war sie nicht die richtige Ehefrau für einen Mann, der sich seinen Weg selbst bahnen musste. Ihm blieb nichts übrig, als Julias Eltern die Lage zu erklären und die Trauung zunächst einmal zu verschieben.
Julia nahm die Nachricht äußerst bestürzt auf. In Gegenwart ihrer Eltern klammerte sie sich an Alex, weinte und bat ihn, sie sofort zu heiraten. Sie könnten doch bei ihren Eltern wohnen, schlug sie ihm vor. Alex war betroffen und wusste nicht, wie er reagieren sollte. Schließlich führte ihre Mutter sie hinaus, und Alex war mit seinem künftigen Schwiegervater allein.
Wie er erwartet hatte, erklärte ihm Mr Henderson höflich, aber bestimmt, dass er seine Zustimmung zu der Heirat erst geben werden, wenn Alex seiner Tochter eine gesicherte Zukunft bieten konnte.
Alex war richtig gerührt, dass Julia ihn angefleht hatte, so schnell wie möglich zu heiraten. Was war mit dem Mädchen los? Noch vor Kurzem hatte sie erklärt, sie wolle auf keinen
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