Jordan, Penny
Simon Herries oder dem Höllenfeuerklub gehört …
Julia kam auf ihn zu. Die Fältchen um ihre Augen schienen in letzter Zeit tiefer zu werden. Alex wusste, wie sehr sie darunter litt, keine Kinder zu bekommen. Gern hätte er ihr geholfen, aber es gab keine Möglichkeit. Deshalb hatten sie die Adoption eines Kindes beantragt. Der Sozialarbeiter hatte ihnen nichts versprechen können. Dafür hatte sie unzählige Fragen beantworten müssen – auch über ihr Privatleben.
Wie würde Julia eine Ablehnung aufnehmen? Sie war so zart, und ihre Depressionen nahmen wieder zu. Nachts, wenn sie glaubte, er schliefe, weinte sie leise.
Julia sah, dass Alex sich abwandte, nachdem er sie bemerkt hatte, und ihr Leib krampfte sich zusammen. Alex zog sich in letzter Zeit so häufig zurück … Vielleicht hatte er eine andere Frau gefunden, die ihm Kinder schenken konnte. Immerhin war er ein attraktiver Mann. Er sah sehr gut aus, war vermögend und nett. Was sollte sie tun, wenn sie ihn verlor?
Habe ich nicht genug gelitten? schrie Julia stumm. Habe ich nicht genügend bezahlt?
Natürlich lag es an der Abtreibung, dass sie keine Kinder bekommen konnte. Bei der sterilen schmerzlosen Operation hatte sie nicht nur das Baby verloren, sondern auch jede Möglichkeit, noch einmal schwanger zu werden; denn trotz seiner Zuversicht und seines Könnens hatte der Arzt einen Fehler begangen.
Aber das wussten nur der Frauenarzt und sie. Nachdem sie beinahe hysterisch auf seine Auskunft reagiert hatte, waren der Arzt und sie übereingekommen, Alex nicht den genauen Grund für ihre Kinderlosigkeit zu nennen.
Alex hatte so viel Geduld mit ihr gehabt. Doch was war, wenn diese Geduld nun zu Ende ging? Wenn …
Julia zögerte. Sie wollte ihm jetzt nicht gegenübertreten, denn sie hatte Angst, ihre Befürchtungen könnten gerechtfertigt sein.
Alex hörte Julia die Treppe hinaufsteigen und seufzte. Eigentlich müsste er zu ihr gehen und sie trösten. Aber nicht jetzt. Dafür war er zu gereizt. Wenn er doch endlich eine Nachricht wegen des Vertrags erhielt … Und hoffentlich rief Miles bald an und teilte ihm mit, dass er Erfolg gehabt hatte und alles nach Plan verlief.
11. KAPITEL
R ichard Howell beendete sein Studium in Oxford im selben Sommer wie Alex. Ihn erwartete ebenfalls eine Stellung, aber nicht die des Firmenerben. Diese Rolle war seinem Vetter Morris vorbehalten.
Den Sommer über arbeitete Richard als Ferienvertretung für die festen Angestellten – um ein gutes Grundwissen für die Bankgeschäfte zu erhalten, wie sein Onkel erklärte. Richard verabscheute diese Tätigkeit. Die tägliche Routine des Umgangs mit den Kunden langweilte ihn. Er wollte mehr. Und ich habe Besseres verdient, sagte er sich verbittert. Vor allem, nachdem er sein Examen mit Auszeichnung bestanden hatte.
David Howell hatte das Ergebnis überrascht, seinen angeheirateten Onkel Reuben Weiss dagegen nicht.
„Ich habe dir ja gesagt, behalt ihn im Auge. Wenn du nicht achtgibst, schnappt er dem jungen Morris die Bank unter der Nase fort.“
Morris war ein Arbeitstier, ein netter Junge. Aber ihm fehlte der Schneid seines älteren Vetters.
„Unsinn“, sagte David unbehaglich. „Sie sind praktisch Brüder und wurden gemeinsam erzogen.“
„Das wurden Kain und Abel auch“, erinnerte Reuben Weiss ihn spöttisch.
Morris ging nicht nach Oxford – er besuchte überhaupt keine Universität. Nur vor sich selbst gab David zu, dass sein Sohn längst nicht so intelligent war wie der Vetter. Es gab Zeiten, da erinnerte Richard ihn stark an seinen eigenen Vater. Der war ein scharfsinniger Unternehmer gewesen und hatte mit seiner Klugheit die Grundlage für den derzeitigen Status der Bank gelegt. Vielleicht sollte Richard eine Weile im Ausland arbeiten, als Belohnung für sein ausgezeichnetes Examen …
Morris würde seine Tätigkeit in der Bank in vierzehn Tagen aufnehmen. David wollte ihn persönlich in seine Rolle als Vorsitzenden einarbeiten, denn sein Sohn neigte schon jetzt dazu, sich von seinem älteren, wesentlich intelligenteren Vetter führen zu lassen.
David Howell runzelte die Stirn. Ja, es war eine gute Idee, Richard für eine Weile fortzuschicken – aber wohin?
Doch er musste die Lösung dieses Problems zunächst verschieben, denn im Lauf des Vormittags rief ihn ein befreundeter New Yorker Bankier an und teilte ihm mit, dass er und seine Familie für einen kurzen Urlaub nach London kommen wollten. David kannte Dan Lieberman ziemlich gut. Sie hatten
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