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Jorina – Die Jade-Hexe

Jorina – Die Jade-Hexe

Titel: Jorina – Die Jade-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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dabei die Zähne, die noch in ihrem Mund waren. Dann stemmte sie die Arme in die breiten Hüften. Gleichzeitig reckte sie einen höchst beachtlichen Busen wie einen Schiffsbug vor, der durch unbekannte Wellen pflügt.
    Raoul strich sich unwillkürlich über das glatt rasierte Kinn und verengte die grünen Augen. Er konnte sich nicht erinnern, dieses unverschämte Weib schon einmal gesehen zu haben.
    »Was willst du?« wiederholte er seine Frage barsch.
    »Mit Euch reden«, verkündete die Frau zufrieden. »Es geht um meine liebste Herrin, die sich in ihrem Gemach dort die Augen ausweint, wo sie doch eigentlich jubeln sollte, weil sie ihren eigensinnigen Kopf durchgesetzt hat. Was habt Ihr der Ärmsten gesagt?«
    »Eure Herrin?« Jos de Comper betrachtete die ungewöhnliche Kammerfrau in einer Mischung aus Verblüffung und Vergnügen. »Wie wäre es, gute Frau, wenn Ihr uns erst einmal sagt, wer Eure Herrin ist?«
    »Na, Eure Liebste doch«, meinte die Besucherin mit einer Kopfbewegung in Richtung Raoul. »Sie hat mich zu ihrer Kammerfrau gemacht, wie man das wohl hier so nennt. Sie meint, das wär’ besser, als sich mit den Wachen im Stroh herumzutreiben. Ich geb’ ihr Recht, und so hübsch bin ich ja nun auch nicht mehr, nachdem der alte Wolf seinen Zorn über ihre Flucht an mir ausgelassen hat, das muss ich selbst zugeben ...«
    Raoul de Nadier packte die Frau an den Schultern und schüttelte sie unsanft. »Wirst du endlich aufhören, Dummheiten zu faseln? Wie ist dein Name? Und was willst du von mir?«
    »Je nun«, sie befreite sich unwirsch aus dem Griff. »Nun mal langsam, Messire! Ihr dürft mich keineswegs herumkommandieren, wie’s Euch gefällt, ich bin nicht Eure Magd. Ich diene Dame Jorina aus freiem Entschluss und freiem Willen. Ich bin’s gewesen, die ihr geholfen hat, aus der Burg von St. Cado zu fliehen, nachdem Euch der Wolf mit Gordien in die Stadt geschickt hat. Hätte ich ihr nicht gesteckt, was mit Euch passiert ist, man hätte Euch nach Dreikönig einen hübschen Kopf kürzer gemacht ...«
    Die drastische Schilderung entlockte Jos ein unterdrücktes Lachen. »Wollt Ihr uns nicht auch noch Euren Namen sagen?«
    »Sie haben mich Maé genannt, und dabei soll’s bleiben, auch wenn ich jetzt bloß noch ein Ohr hab’«, verkündete Jorinas neue Kammerfrau freimütig.
    »Gratuliere!« wandte sich Jos vergnügt an den Freund. »Wenn du deine wahnsinnigen Pläne tatsächlich in die Tat umsetzen willst, so wirst du einen höchst bemerkenswerten Hausstand zusammenbekommen.«
    »Unsinn!« entgegnete Raoul barsch.
    Er konnte sich langsam denken, was Maés genaue Profession in der Burg von St. Cado gewesen sein musste, und beschloss schon jetzt, seiner künftigen Gemahlin diese Kammerfrau auszureden. Doch er hatte seine Rechnung ohne Maé gemacht.
    »Ihr mögt mich nicht, ist mir auch recht«, meinte sie trocken. »Hauptsache, Ihr mögt die Kleine. Sie hat es nicht verdient, dass Ihr sie für die Dinge schmäht, die in St. Cado passiert sind. Der Alte hat sie nicht ein einziges Mal auch nur angerührt! Wäre sie noch Jungfrau, könnte sie nicht reiner sein!«
    »Er hat was?« Die gemeinsame Frage der beiden fassungslosen jungen Männer entlockte Maé ein hämisches Kichern.
    »Er hat’s mir im Suff gestanden, und sie hat’s auch gesagt. Sie hat ihn angeblich verhext. Er brachte seinen Lümmel nicht hoch, als er sie nehmen wollte. Bei jeder Magd hat er sich bestätigt, aber ausgerechnet die Kleine, die konnt’ ihn mit einem Blick in einen lächerlichen Wurm verwandeln. Am Ende hat er ihr gedroht, Euch zu foltern, wenn sie das Spiel nicht so mitmacht. Ihr solltet glauben, dass sie seine Buhle wäre. Sie hat alles für Euch getan, nur damit Ihr sie vor den Augen der Frau Herzogin fast verprügelt hättet! Männer! Ich für mein’ Teil hätt’ es nicht bedauert, wenn sie Euch ins Jenseits befördert hätten.«
    »Du weißt nicht, welchen Narren du da beschimpfst«, wandte Jos de Comper trocken ein, worauf sein Freund ihm mit der Faust drohte.
    »Misch dich da nicht ein«, forderte Raoul von ihm. »Und du mach dir keine Sorgen um deine Herrin. Wer hat um Himmels willen behauptet, dass ich sie verprügeln wollte? Ich hab’ sie lediglich gepackt, weil ... Na, das geht dich ohnehin nichts an!«
    »Aber sie will fort!« warf Maé ein. »Sie liegt der Frau Herzogin in den Ohren, dass sie wieder in ein Kloster gehen möchte. Sie will auch keinen der Männer heiraten, welche die hohe Dame ihr anbietet, und sie

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