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Jorina – Die Jade-Hexe

Jorina – Die Jade-Hexe

Titel: Jorina – Die Jade-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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umkippt. Du weißt, dass er zu schwer für mich ist! Sei achtsamer!«
    »Zum Henker«, antwortete eine rauhe Männerstimme im einfachen Dialekt des Landes. »Denkst du, ich such’s mir aus? Die herzogliche Kutsche war leider nicht aufzutreiben. Hör auf zu nörgeln und kümmere dich um unseren Freund, mehr hast du ohnehin nicht zu tun! Oder willst du künftig bei Tag fahren, damit man uns schneller entdeckt?«
    Die Antwort der Frau war so leise, dass er die Worte nicht verstehen konnte, aber die Erbitterung, die darin mitschwang, nahm er trotzdem wahr. »Ich wünschte, ich wäre allein mit Euch und müsste mich nicht mit diesem groben Tölpel herumstreiten ...«
    Jorina hatte es sich angewöhnt, das, was sie dachte, dem reglosen Kranken mitzuteilen. Es erleichterte ihr Herz, und er vernahm es ohnehin nicht. Sie konnte nicht ahnen, dass ihre leise, samtige Stimme für ihn zu einem Rettungsanker geworden war, zum einzigen Halt in dem verwirrenden Chaos aus Schmerzen, bruchstückhafter Erinnerung und hoffnungsloser Verzweiflung.
    Die wenigen klaren Momente, die ihm gegönnt waren, schienen von dieser sanften Frauenstimme geprägt, von der Hoffnung, dass er irgendwann aus diesem Alptraum erwachen würde und alles in seiner gewohnten Ordnung vorfände. Denn niemand würde so zu ihm sprechen, wenn er wirklich derartig verächtlich und schurkisch gehandelt hätte, wie er es in manchen Augenblicken von sich selbst annahm.
    Wenn er mühsam die Lider hob, erwartete ihn stets das gleiche, unwandelbare Bild, das sich unwandelbar in sein Bewusstsein grub. Ein ruhiges, besorgtes Mädchenantlitz mit schön geschwungenen Brauen über hellen Augen. Empfindsam und friedvoll. Der Anblick milderte seine Qual, beruhigte den schmerzenden Schlag seines Herzens und vertrieb die drängenden Schatten seines Geistes, sodass sein Schlummer, wenn er dann einschlief, meist ohne die schrecklichen Träume blieb, die ihn sonst heimsuchten.
    »Wo ...«, krächzte er, und wie üblich ahnte sie, was er fragen wollte.
    »Ihr seid in Sicherheit, Seigneur. Das Lager in Auray wurde aufgelöst, aber ich konnte verhindern, dass Ihr mit den anderen Verwundeten nach Rennes zum Herzog gebracht wurdet. Habt keine Furcht, es wird alles seine Ordnung finden ...«
    »Ist er bei Bewusstsein?« mischte sich jener Mann ein, den er nicht sehen konnte, dessen Stimme ihm jedoch seltsam bekannt vorkam. Er versuchte, seinen Kopf nach ihm zu drehen, aber er konnte in der Dunkelheit kaum die Arme des Mädchens erkennen, das seinen Kopf auf ihren Schenkeln hielt und gegen die übelsten Stöße des Weges abschirmte.
    »Nicht mehr lange, wenn du nicht besser aufpasst, in welche Gräben du rumpelst«, entgegnete Jorina böse und massierte die Stirn des Kranken mit den Fingerspitzen. Es war nicht nötig, sie zu kühlen, denn der abendliche Nebel überzog Kleider und Haut mit einem klammen Schleier aus Feuchtigkeit.
    »Fahr du in dieser Finsternis über einen Weg, den du kaum siehst«, knurrte der Mann und schrammte zur Bestätigung an ein paar Zweigen vorbei, die über das Holz raschelten, weil sie tief in den Waldweg hinunter hingen.
    Die mürrische Stimme alarmierte den kranken Mann auf sonderbare Weise. Da war etwas ungeheuer Wichtiges, etwas, das er dem Mädchen mitteilen musste. Eine Gefahr, die nur er abwenden konnte ... aber mit seinem schmerzenden Kopf konnte er sich nicht konzentrieren. Er glitt an den Rand der Bewusstlosigkeit zurück, wo sich Wirklichkeit und Einbildung vermischten.
    »Wir sollten Rast machen!« Jorina fühlte unter ihren Fingerspitzen, wie der schwere Körper erschlaffte und die keuchenden Atemzüge unregelmäßiger wurden.
    »Unmöglich!« knurrte Edwy und schnalzte vergeblich mit den Zügeln, um den müden Ochsen, der vor dem klapperigen Fuhrwerk dahintrottete, anzutreiben. Im Gegensatz zu Jorina wusste er, dass Paskal Cocherel seine Spione überall hatte. Er hatte es mit Sicherheit bereits erfahren, dass sich Edwy mitsamt dem Seigneur aus dem Staub gemacht hatte, und er würde seine Schlüsse daraus ziehen. Sie mussten zusehen, dass man sie nicht entdeckte.
    »Du bringst ihn um, hörst du!« Panik klang aus Jorinas Stimme.
    »Dann haben wir alle miteinander ein schlechtes Los gezogen«, entgegnete Edwy ungerührt. »Sei still und duck dich tiefer, damit man dich nicht sieht! Und halt den Mund, verdammt noch mal!«
    Jorina presste die Lippen wütend aufeinander. Sie hatte längst begriffen, dass in Edwys sturem Schädel immer nur Platz für einen

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