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Jorina – Die Jade-Hexe

Jorina – Die Jade-Hexe

Titel: Jorina – Die Jade-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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mehr darüber verlieren.
    Es war ohnehin an der Zeit, dass sie sich endlich um ihr eigenes Wohlergehen kümmerte. Sie hatte nicht den Wunsch, auch die nächste Nacht auf der bloßen Erde zu verbringen, noch dazu, wo es Moos und Farn im Überfluss gab. Als sie mit Armen voller Laub und duftenden Kräutern wiederkam, sah sie, dass er Edwys Kleider trug und mit geschlossenen Augen auf seiner Decke lag.
    Die breite Brust hob sich unter seinen regelmäßigen Atemzügen. Er hatte die Schlaufen nicht mit einer Hand schließen können, und der weit offene Halsausschnitt ließ einen breiten Streifen behaarte Haut frei. Die Ärmel endeten ein Stück weit über den kräftigen Handgelenken, und sie konnte erkennen, dass er den notdürftigen Versuch gemacht hatte, sich im Wasser der Quelle zu säubern.
    Sie warf ihre Last auf den Boden und unterdrückte einen Seufzer. Sie wusste nicht, was es war, das ihr den Atem beschwerte und ihr Herz auf seltsame Weise langsamer und stockender schlagen ließ. Eines wusste sie jedoch: Sie war trotz allem froh, dass er dort lag. Dass sie ihn betrachten konnte und dass ein lebendiger Mensch diese Tage mit ihr teilte.
    O nein! Nicht irgendeiner. Er!

7. Kapitel
    »Man könnte meinen, je mehr Euer Körper heilt, um so mehr leidet Euer Verstand!«
    Jorina stieß die Worte heraus, und erst als sie einer Gewitterwolke gleich zwischen ihnen hingen, kam ihr der Gedanke, dass sie damit ihre Grenzen bei Weitem überschritten hatte. Ihr Schützling war kein Mann, der sich von einer einfachen Magd auf diese Weise maßregeln ließ.
    »Kann es sein, dass dir etwas an mir missfällt?« erkundigte er sich verhalten.
    Jorina gab einen unterdrückten Laut von sich. Sie wusste nichts mit seinem Sarkasmus anzufangen. Sie suchte ernsthaft nach einer passenden Antwort, die ihn zur Vernunft brachte, aber seinen empfindsamen Stolz schonte.
    »Mir missfällt, dass Ihr gar nicht gesund werden wollt! Eure Wunden heilen, aber das Gift bleibt in Eurem Körper! Ihr wollt Euch selbst zerstören, und wenn Ihr so weiter macht, werdet Ihr es auch schaffen!« warf sie ihm vor.
    Raoul verzog das Gesicht, als er Jorinas Worte hörte. Sie hatte ja so recht! »Es tut mir leid, dass du nicht mit mir zufrieden bist, Mädchen. Aber ich habe dir gleich gesagt, dass du mich in Ruhe lassen sollst!«
    »Wozu? Damit Ihr in aller Ruhe sterben könnt?« Es war ein jämmerlicher Versuch, ihm seinen Spott heimzuzahlen, aber er schien es nicht einmal zu bemerken.
    »Es ist nicht der schlechteste Ort, um ein Leben zu beenden«, entgegnete er ernsthaft. Er hatte die heimelige Zuflucht unter dem Felsen in den letzten Tagen schätzen gelernt. »Könntest du es unterlassen, mich weiter daran zu hindern?«
    Jorinas helle Augen sprühten Feuer. »Redet keinen Unsinn!« fauchte sie und vergaß ihre guten Vorsätze in Bezug auf seinen Stolz. »Kein Ort ist der richtige, um vor der Zeit zu sterben. Ein Schlachtfeld ebenso wenig wie ein Unterschlupf im Forst!«
    »Ganz zu schweigen vom Platz unter dem Galgen oder auf dem Block des Henkers«, fügte ihr widerspenstiger Patient in Gedanken hinzu. Er sprach die Worte nicht aus, denn es widerstrebte ihm, sie mit dem ganzen Ausmaß der Katastrophe zu konfrontieren, in der er sich befand. Sie würde es ohnehin nicht begreifen. Sie war schließlich nur eine kleine Waldfee, die keine Ahnung vom komplizierten Ehrenkodex des Ritterstandes hatte.
    Jorina, die damit beschäftigt war, die Pilze zu sortieren, die sie zuvor gesammelt hatte, warf ihm einen gereizten Blick zu.
    »Schweigt nur, versteckt Euch hinter Eurem Schweigen und grübelt«, schimpfte sie aufgebracht. »Aber das eine sage ich Euch, ich werde es nicht zulassen, dass Ihr Euch selbst aufgebt!«
    »Du weißt nicht, wovon du redest, Mädchen!«
    »Nein«, gab sie zu und warf den letzten Pilz wütend in den groben Korb, den sie mit beachtlichem Geschick in den letzten Tagen aus dünnen Gerten geflochten hatte, die sie zuvor tagelang in der Quelle eingeweicht hatte. »Aber ich weiß, dass Ihr Euch gegen die Zehn Gebote, den gesunden Menschenverstand und den natürlichen Lauf der Dinge versündigt! Sogar Edwy, der nun wahrlich keine leuchtende Zierde der Menschheit darstellte, hat mehr an seinem Leben gehangen als Ihr! Was habt Ihr auf dem Gewissen, dass Ihr Euch auf dem Altar Eurer Selbstvorwürfe opfern wollt?«
    »Bei Gott, du hast eine spitze Zunge! Halt ein, Mädchen!«
    »Warum? Weil sie am Ende eine Kerbe in Eure Sturheit schlägt?«
    »Verdammt, lass

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