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Jorina – Die Jade-Hexe

Jorina – Die Jade-Hexe

Titel: Jorina – Die Jade-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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Auray einschätzen gelernt. Solange sie auf zwei Beinen standen, fühlten sie sich unverwundbar und waren keinem vernünftigen Argument zugänglich.
    Auf das Mitleid der Leute von Penhors brauchte sie ebenfalls nicht zu rechnen. Ohne zu zögern, hatten sie die Söldner zu den Ruinen der Waldhütte geführt. Wenn es ihrer Meinung nach einen Ort gab, wo sich jemand verbergen konnte, dann auf dieser Lichtung. Jorina war ihnen ahnungslos in die Hände gefallen, und nun nutzte Cocherels Handlanger die abergläubische Furcht dieser Menschen für seine Zwecke aus. Er hatte die Mühle in Brand gesetzt und lud mit grausamem Vergnügen das Schicksal des restlichen Dorfes auf ihr Haupt.
    »Was erwartet Ihr von mir?« fuhr sie ihn an. »Dass ich jenen dort das Los erspare, das sie meiner Mutter beschert haben? Zündet diesen Ort an, von mir werdet ihr kein Wort des Bedauerns darüber vernehmen!«
    »Nicht so aufsässig, Mädchen!«
    Die Peitsche in der Hand des Mannes zuckte wie ein Blitz nach oben, und im Knall des Leders und Jorinas leisem Aufschrei zerriss das grobe Leinen ihrer Bluse. Das Gewand klaffte auf und gab die seidig gerundeten Brüste frei, zwischen denen sich im Feuerschein die rötliche Spur des Hiebes zeigte. Ein Schlag, der den versteckten Ritter heftiger traf als die junge Frau am Schandpfahl.
    »Verdammter Schurke! Laßt sie in Frieden!«
    Raoul schob die Menschen zur Seite, hinter denen er sich verborgen hatte. Mit stolz erhobenem Kopf trat er vor die Söldner. Jeder Zoll ein Edelmann, auch wenn er Lumpen und Fetzen trug.
    »Ist es das, was euer Anführer unter dem neuen Frieden in der Bretagne versteht? Einfache Dorfleute in Schrecken zu versetzen und Frauen zu foltern? Einem sauberen Herrn haltet Ihr da die Treue!«
    »Nein! Nein!«
    Wie eine Rasende zerrte Jorina an den groben Stricken, die ihre Handgelenke um den Holzpfahl fesselten. Sie riss sich die Haut auf, aber der Schmerz war nichts im Vergleich zu der Angst, die ihr den Atem abdrückte. Welch dumme, närrische Art von Heldenhaftigkeit! Warum musste er das tun? Weshalb konnte er nicht einfach seines Weges gehen und sich in Sicherheit bringen?
    Hauptmann Gordien ließ seinen boshaften Blick befriedigt zwischen dem stolzen Ritter und dem tobenden Mädchen hin- und herwandern. Ein Lächeln purer Genugtuung entblößte die schwarzen Stumpen, die von seinem Gebiss übrig geblieben waren. Er würde diese beiden den Ärger büßen lassen, den sie ihm verursacht hatten.
    »Bindet ihn!«
    Der schroffe Befehl ließ Jorina mitten in der Bewegung erstarren. Sie biss sich so fest in die Unterlippe, dass sie Blut schmeckte. Sie konnte den Blick nicht von Raoul wenden, der hoch aufgerichtet und reglos duldete, dass man ihm die Arme auf den Rücken fesselte und ihn dann grob zu Boden stieß. Ein Protestschrei entfuhr ihr erst, als der Hauptmann den Reglosen hart mit dem Stiefel in die Rippen trat.
    »Er ist verletzt, lasst ihn in Frieden!« schrie sie wütend.
    »Halt’s Maul, Hexe!« erwiderte er grob. »Sonst gebe ich doch noch den Befehl, die Fackel an den Scheiterhaufen zu halten!«
    Jorina schluckte hart. Jetzt, wo es nicht mehr darum ging, ihr Leben zu opfern, damit Raoul entkam, kehrte die Angst vor dem Feuer zurück. Sie versuchte zu beten, aber sie fand keine Worte.
    »Nun, das wird Cocherel freuen«, meinte der Hauptmann. »Eine wilde kleine Hexe und ein Verräter, die sich nicht genug darin tun können, einander gegenseitig zu beschützen. Das verspricht unterhaltsam zu werden. Wir reiten in einer halben Stunde, und vergesst nicht mitzunehmen, was für uns von Nutzen ist. Und verschnürt diese Katze hier ordentlich. Ich traue ihr nicht über den Weg.«
    Raoul konnte dem Mann die Vorsicht nicht einmal verübeln. Jorinas blitzende Augen verrieten, dass sie nur auf den Moment lauerte, in dem sie Gelegenheit bekommen würde, sich zu wehren.
    »Was wollt Ihr von dem Weib«, fragte er Gordien. »Sie hat nichts mit mir zu schaffen! Laßt sie laufen!«
    »Ein Mädchen mit diesen Brüsten sollen wir nicht mitnehmen?« Einer der Söldner lachte schmutzig und betatschte Jorinas bloßen Busen. »Nie und nimmer!«
    »Nimm deine Pfoten von mir!« fauchte sie und spuckte dem Gauner mitten ins Gesicht.
    Sein Faustschlag schleuderte sie quer über den Platz, und da sie die Hände nicht freihatte, um sich abzustützen, prallte sie so hart auf den Boden, dass sie ein paar Atemzüge brauchte, ehe sie wieder klar sehen und denken konnte. Sie lag nur wenige Fuß von Raoul

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