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Jorina – Die Jade-Hexe

Jorina – Die Jade-Hexe

Titel: Jorina – Die Jade-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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umflossen, in zerfetzten Lumpen, bot sie einen höchst jämmerlichen Anblick, und sein Herz krampfte sich vor Mitleid mit ihr zusammen. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er sich so erbärmlich hilflos gefühlt.
    »Mir scheint, Eure Ansprüche in Bezug auf weibliche Begleitung sind ebenso gesunken wie jene Eure ritterlichen Ehren betreffend«, spottete der Herzog und gab seinem Hauptmann einen Wink, die erschöpfte Jorina näher zu führen. Eine weitere ungeduldige Geste wies einen Knecht an, die Fackel näher an das blasse Gesicht zu halten. In dem dunklen Reiterumhang, den ihr irgendein mitleidiges Gemüt über das zerrissene Gewand geworfen hatte, wirkte sie wie ein halbwüchsiges Kind.
    Bis sie die Augen aufschlug. In diesem Augenblick loderte dem Herzog türkisfarbenes Feuer entgegen, und die zugleich anmutige wie stolze Geste, mit der sie die Haare in den Nacken warf, veranlasste ihn zu einem lautlosen Pfiff. Der Söldnerführer erkannte eine Kostbarkeit, wenn er sie sah, auch wenn sie unter Lumpen und Schmutz steckte.
    »Bringt sie in meine Kammer!« befahl er und ignorierte den wütenden Protest seines Gefangenen. »Schickt eine Magd, die sich ihrer annimmt, und sorgt dafür, dass sie dort bleibt, wo ich sie haben will!«
    »Ihr werdet das Mädchen in Frieden lassen!« schrie Raoul unbeherrscht.
    »Denkt Ihr, in dieser Angelegenheit hättet Ihr ein Mitspracherecht?« erkundigte sich der Herzog spöttisch. »Messire de Nadier, ich habe noch nicht genau beschlossen, was ich mit Euch tun werde, aber im Moment seht Ihr mich erfreut, dass Ihr wieder bei guter Gesundheit seid. Bringt ihn in den Kerker!«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah zu, wie sein Gefangener in den Torturm geschleppt wurde. Dieses spezielle Verlies lag unterhalb des Burggrabens und war, gelinde gesagt, ein wenig feucht. Es würde diesem Narren einen kleinen Vorgeschmack dessen gewähren, was noch auf ihn wartete.
    Während er auf die Halle zuging, jagten sich die Gedanken hinter seiner Stirn. Zunächst würde er sich um die kleine Novizin mit den türkisfarbenen Augen kümmern. Sie schien nicht gerade ein Temperament zu besitzen, das sie zur Nonne prädestinierte. Wo mochte sie den Stein versteckt haben, den ihr die Äbtissin von Sainte Anne am Abend der Schlacht gegeben hatte?
    »Landry!« Er rief den schwarzbärtigen, hochgewachsenen Söldner herbei, der wie stets im Hintergrund auf Befehle wartete. »Die Magd soll das Mädchen waschen und von Ungeziefer befreien. Ich will die Kleider der Kleinen. Jedes einzelne Stück, jeden Lumpen, ohne Ausnahme, ist das klar? Ohne Verzögerung!«
    »Was soll das Frauenzimmer tragen, wenn es sauber ist?«
    St. Cado fuhr herum und studierte die ausdruckslose Miene seines Unterführers. Hatte er da eben einen Anflug von Spott gehört? Hielt Landry ihn für einen alten Bock, der sich mit einem jungen Ding zu viel zumutete? Nein, er musste sich getäuscht haben. Landry würde sich nicht in Dinge mischen, die ihn nichts angingen. Er interessierte sich ausschließlich für Beutezüge und seinen Anteil daran.
    »Verdammt, in den Truhen dieser Burg gibt es genügend Gewänder und Stoffe für einen morgenländischen Harem, es wird sich also auch etwas für dieses Mädchen finden lassen! Fort mit dir, an die Arbeit!«
    Jorina hatte noch nie eine Burg von innen gesehen, und im ersten Augenblick überwältigten sie die gewaltigen Dimensionen des Gebäudes fast. Ihr Blick glitt durch die riesige Halle mit den langen Schragentischen, auf denen noch die vergessenen Reste eines üppigen Mahles standen. Sie sah Kamine, groß genug für ganze Baumstämme, und unzählige breite Steintreppen, von denen aus gepflasterte Gänge hinauf und hinab in das Labyrinth eines verwirrenden Hauses führten.
    Noch immer gefesselt, stolperte sie über den Saum des Umhanges und stürzte hart auf die Knie. Am liebsten wäre sie einfach liegen geblieben, aber eine kräftige Hand stellte sie wieder auf die Beine. Sie blinzelte in ein schwarzbärtiges Gesicht mit höllendunklen Augen.
    »Du bist ja kaum noch fähig zu stehen«, knurrte der Mann. Dann wurde sie mit einem Schwung hochgehoben und davongetragen, eine Treppe hinauf und durch eine Bogentür, die in ein großes, dunkles Gemach führte.
    »Kümmere dich um die Kerzen!« sagte der Mann über seine Schulter hinweg, und als er Jorina wieder auf die Beine stellte, entdeckte sie eine ältere Frau, die mit einem brennenden Kienspan nacheinander dicke Kerzen in einem eisernen

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