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Jorina – Die Jade-Hexe

Jorina – Die Jade-Hexe

Titel: Jorina – Die Jade-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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soviel daran lag, dass die Magd ihr glaubte. Aber sie fasste nach Maés Arm, als könne sie auf diese Weise ihrer Aussage größere Aufrichtigkeit verleihen. »Ich schwör’s dir, bei meiner ewigen Seligkeit. Er wollte mich, aber ... er konnte nicht, verstehst du? Es war ihm nicht möglich. Ich denke, es liegt daran, dass er so abergläubisch ist. Er hält mich für eine Hexe, aber er will nicht, dass die anderen davon erfahren und ihn für einen Schwächling halten.«
    »Wahrhaftig«, murmelte die Magd zwischen Argwohn und Fassungslosigkeit hin- und hergerissen. »Das würde natürlich einiges erklären. Er ist nicht mehr er selbst in der letzten Zeit. Ich dachte, es liegt daran, dass die Kämpfe vorbei sind. Es macht ihn immer ruhelos und unzufrieden, wenn er kein Ziel hat ...«
    »Ziel? Du meinst, wenn er niemanden hat, den er quälen und totschlagen kann«, verbesserte Jorina trocken. »Du solltest dein Schicksal nicht mit dem seinen verbinden. Er wird scheitern.«
    »Du hast keine Ahnung«, murmelte Maé, aber Jorina ahnte, dass sie ihr nicht alles gesagt hatte. Trotzdem stellte sie keine weiteren Fragen. Je eher sie diese Burg verließ, um so besser würde es sein.
    »Ich bin fertig«, sagte sie leise.
    »Dann komm! Der Junge wird dich durch die kleine Stallpforte hinaus auf das Glacis unter der Brustwehr führen, und der Nebel wird euch verbergen. Er bringt dich über die Felder zur Landstraße. Folg ihm einfach, und danach solltest du schauen, dass du so viele Wegstunden wie möglich zwischen dich und St. Cado legst. Aber achte darauf, dass du dich im Gebüsch versteckst, wenn du Reiter hörst. Ich kann nicht sagen, ob er wütend genug ist, um dir ein paar Männer hinterherzujagen.«
    »Welcher Junge? Wenn er uns nun verrät?« sorgte sich Jorina, die nicht noch einen Menschen in ihr eigenes Unglück hineinziehen wollte.
    »Er könnt’ es nicht einmal, wenn er es wollte«, entgegnete Maé sachlich. »Er ist stumm, aber er gehorcht mir, mach dir keine Sorgen. Er ist mein Sohn ...«
    Jorina nickte bedrückt. Wie verwunderlich, sie hatte Maé erst verabscheut, dann gefürchtet, und nun entdeckte sie plötzlich, dass diese Frau ihr mehr Freundschaft und Güte zeigte, als sie je von einem anderen Menschen erfahren hatte.
    Ein Beweis mehr dafür, dass die christlichen Regeln, die ihr Mutter Elissa eingebleut hatte, ihre Tücken besaßen. Die Magd mochte ja eine Sünderin sein, aber sie war ihr allemal lieber als manche der selbstgerechten Nonnen von Sainte Anne, die über das verzweifelte Mädchen die Nase gerümpft hatten, dessen unglückliche Mutter als Hexe verbrannt worden war.
    Maé übernahm schweigend die Führung durch schmale Gänge der Burg, die Jorina noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Sie führte sie an den Küchengewölben vorbei, die von den flackernden Herdfeuern erleuchtet wurden und in denen eine Geschäftigkeit wie auf einem Jahrmarkt herrschte. Allem Anschein nach wurden hastige Vorbereitungen für ein Festmahl getroffen, und niemand beachtete in dem emsigen Durcheinander zwei huschende Schatten.
    »Hier entlang!« Jorina wurde am Arm gezogen und tappte blind durch einen düsteren, feuchten Gang, der sie unangenehm an das Verlies unter dem Torturm erinnerte. »Schnell, so komm doch!«
    Maé zog sie um einen Mauervorsprung, und plötzlich war da der Geruch nach Dung, frischer Herbstluft und altem, moderigem Stroh.
    »Wo sind wir?« hauchte sie.
    »Ein Geheimgang, der zu den Ställen führt«, erklärte Maé mit gedämpfter Stimme. »Diese Burg ist der reinste Fuchsbau. Eil dich, der Junge wird ungeduldig, wenn er zu lange warten muss. Und wenn du deinen Weg nach Rennes nimmst ...«
    Jorina blieb trotz der Mahnung zur Eile stehen. »Wer sagt dir, dass ich nach Rennes gehen werde?«
    Maé gab ein unterdrücktes Schnauben von sich. »Du glühst, seit du davon gehört hast, dass er deinen Ritter verraten hat. Erst hab’ ich’s nicht glauben wollen, aber inzwischen bin ich mir sicher. Warum mischst du dich in den Streit zwischen diesen Herren ein?«
    Eine gute Frage, die Jorina selbst kaum beantworten konnte. »Er hat niemanden außer mir, der zu ihm hält!«
    »Und du denkst, das wär’ etwas, das ihm nützt? Ein junges hübsches Ding, das ihm nachläuft und vor der Burg von Rennes in Tränen ausbricht in der Hoffnung, dass der Herr Herzog davon erfährt? Glaubst du an Wunder?«
    Jorina kroch tiefer in ihren Umhang. »An Wunder glaub’ ich nicht, aber vielleicht daran, dass ich auf der Welt

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