Josefibichl
aus.
Der Mann dachte natürlich nicht daran, am Boden hocken zu bleiben, bis er niedergestreckt wurde, sondern sprang sofort, als der Tisch über ihm wegflog, wie ein Hundertmeterläufer vom Startblock nach vorn und rannte quer über die Terrasse.
Hartingers Schwinger ging ins Leere, wobei er sich um die eigene Achse drehte. Dann setzte er dem Flüchtenden nach, und der tat ihm den Gefallen, am Ende der Terrasse über die drei Blechnäpfe der Zamperl-Tankstelle zu stolpern, die der fürsorgliche Wirt dort für die Vierbeiner seiner Ausflugsgäste fest am Boden verankert hatte.
Der Mann hob ab und landete vier Meter weiter auf dem harten Steinboden der Terrasse, wobei er mit dem Kopf gegen den rechten hinteren Huf des galoppierenden Plastikpferdes knallte, das sich tagsüber von Kindern gegen einen Euro Gebühr drei Minuten lang bereiten ließ.
Lex Peininger und Susi Weinzierl hatten sich ganz schön im Gelände verfranzt. Statt in Richtung Partnachklamm auf der Straße zu bleiben, waren sie mit ihrem Mercedes-Geländewagen am Wildenauer Wegkreuz nach rechts abgebogen und hatten den Forstweg zur Partnachalm genommen.
Diese Straße, auf der am Dreikönigstag das traditionelle Hornschlittenrennen abgehalten wurde, war zwar auch ganz anständig steil, aber für die G-Klasse nicht das geringste Problem, und so kamen die beiden Reporter nach gut zehnminütiger Fahrt an der Partnachalm an.
Sie sahen in der Küche Licht und trafen die vietnamesische Küchenhilfe an. Der junge Mann bereitete das Frühstück für die Hausgäste, die in aller Herrgottsfrüh in das Reintal aufbrechen wollten.
Nein, das sei nicht der Mittererhof. Der liege nämlich in Graseck, zwischen Vorder – und Mittergraseck, wusste der freundliche Asiate. Graseck liege aber dort drüben, auf der anderen Seite der Partnachklamm. Es helfe nichts, entweder müssten sie mit dem Geländewagen weiter bergauf in Richtung Reintal, bevor es dann irgendwann hinuntergehe zum oberen Klammeingang, wo sie nach Graseck aufsteigen könnten, oder sie müssten dorthin zurückfahren, von wo sie gekommen waren, und auf der anderen Seite der Klamm auf der steilen Teerstraße hoch.
Am schnellsten gehe es allerdings, wenn sie das Auto stehen ließen und den Waldweg von der Alm ein Stück hinuntergingen, um über die Eiserne Brücke die Klamm zu überqueren. Drüben ginge es nur ein paar Höhenmeter wieder hinauf, und schon sei man in Graseck, um genau zu sein, beim Hotel Forsthaus Graseck, das streng genommen zu Vordergraseck gehöre, aber nur ein paar Hundert Meter entfernt vom Mittererhof liege.
Lex Peininger hieß seine Fotografin deren Ausrüstung und eine Taschenlampe aus dem Auto holen, dann machten sie sich auf zur Eisernen Brücke. Er war auf einen Fußmarsch nicht wirklich erpicht und vom Schuhwerk her auch gar nicht darauf vorbereitet. Aber schneller war ihm in diesem Fall lieber als komfortabler.
Auf den glatten Ledersohlen seiner Budapester und in ihren ausgelatschten Chucks tastete sich das Reporterpaar durch den Wald. Zunächst ging es einen sehr glitschigen Weg steil hinab. Susi Weinzierl starb tausend Tode. Die schwere Fototasche über ihrer Schulter brachte sie in eine unstabile Lage. Zudem rutschten die Gummisohlen auf den nassen Wurzeln. Ein paarmal dachte sie, in die Klamm zu stürzen, die sich unter ihnen auftun musste. Sie konnten in der anhaltenden Dunkelheit mitten im Hochwald nichts von ihr sehen, aber das Brausen des tobenden Wassers an ihrem Grund grollte drohend herauf. Doch es gelang ihr stets, sich im letzten Moment an einem Baum festzuhalten. Ihr Kollege Peininger kam nicht im Traum auf den Gedanken, ihr die Fototasche abzunehmen. Er hatte auf seinen glatten Ledersohlen noch mehr als sie mit dem Geläuf zu kämpfen.
Endlich erreichten sie die Eiserne Brücke. Sie betraten die schmale Stahlkonstruktion und gingen über die hölzernen Bodenplanken, bis sie über der Mitte der Schlucht standen, und schauten über das Geländer nach unten.
Siebzig Meter unter ihnen rauschte das reißende Wasser der Partnach. Zu sehen war davon immer noch nichts. Das diffuse erste Morgenlicht fand noch nicht auf den Grund der engen Schlucht. Doch das heraufdonnernde Wassertosen war eindrucksvoll genug. Es versprach jedem, der hier hinunterstürzte, den sicheren Tod.
»Hast du den Knall gehört? Da ist jemand in unser Auto gerast!«, rief Claudia Schmidtheinrich. Eben hatten sie die letzten steilen Meter der Straße hinter sich gebracht und die Almwirtschaft
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