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Josefibichl

Josefibichl

Titel: Josefibichl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Bewerber um seine Grundstücke und Pläne gab.
    Als er gegen 4 Uhr 15 noch immer hellwach und schweißgebadet auf seinem Wasserbett lag und Löcher in die Schwärze seines Schlafzimmers starrte, hielt er es nicht mehr aus. In seiner Not griff er zum Telefon, das auf dem Nachtkästchen lag, um seine Geschäfte voranzutreiben.
    Das innige Verhältnis zu Bürgermeister Hans W. Meier war in der letzten Zeit abgekühlt. Der konzentrierte sich auf seine touristische Sonderzone und das Snow Village und Gruber eben auf sein Spirit Of The Alps. Aber Gruber fand sein Projekt so umwerfend und zukunftsgerichtet, dass die Zustimmung Meiers und damit des Garmisch-Partenkirchner Gemeinderats sicherlich nur noch Formsache war. Zudem war er sich der Unterstützung von oben – und zwar von ganz oben – sicher.
    Und die anvisierten Investoren waren natürlich einfach der Hammer. Der Scheich war ja schon eine fast mythische Gestalt in Garmisch-Partenkichen, obwohl ihn in der Öffentlichkeit noch nie jemand zu Gesicht bekommen hatte in den vergangenen Jahrzehnten. Er war eine Größe, eine irgendwie imaginäre, aber potente Größe, die dem Ort das ganze Jahr über einen Schein der Internationalität verlieh, den es sonst nur in den Wochen zwischen Neujahrs-Skispringen und Kandahar-Rennen gab.
    Aber erst die neuen Investoren! So viel Geld hatte niemand auf der ganzen Welt in so kurzer Zeit mit relativ legalen Mitteln gescheffelt. Und sie waren auf werthaltige Geschäfte aus, um das schnell gemachte Geld langfristig anzulegen. Für Garmisch-Partenkirchen, für Werdenfels, das Oberland, für ganz Bayern würden sich seine Kontakte als riesiger Gewinn erweisen.
    Gestärkt durch diesen Gedanken, lauschte Veit Gruber dem Rufzeichen seines Telefons. Mit belegter Stimme meldete sich der Bürgermeister nach einer halben Ewigkeit: »Meier.«
    »Servus, Hansi. Der Gruber Veit.«
    Pause. Rascheln. Gruber hörte eine Frauenstimme aus dem Hintergrund: »Was is’n, Bärli?« Der Meier Hansi hatte seine Frau also noch in seinem Bett.
    »Viertel nach vier. Spinnst du jetzat total?«, schimpfte der Angerufene. Den Geräuschen nach, die zu hören waren, setzte er sich im Bett auf, dann räusperte er sich, um in seiner Tirade fortzufahren: »Ich verwende zwanzig Stunden pro Tag an sieben Tagen die Woche in zweiundfünfzig Wochen pro Jahr und sechs Jahren pro Legislaturperiode auf das Wohl unseres Ortes. Eines Ortes, der durch meine . . . also, unsere Arbeit wachgeküsst wird, damit er den Staub von Tausenden Jahren der Geschichte abschüttelt, um aufzuerstehen zu alter Blüte, und das zur Wohlfahrt aller. Und das geschieht auf eine umweit – und sozialverträgliche Weise, die ihresgleichen sucht, die die Werte der Vergangenheit hinüberträgt in eine glänzende Zukunft für die Jugend dieses unseres Landls . . .«
    »Passt scho, Hansi, es hört dir nur ein Wähler zu, und meine Stimme hast sowieso«, gebot Veit Gruber dem Sprechautomaten am anderen Ende Einhalt. »Es ist wichtig.«
    »Wichtig is immer, aber is auch dringend? Die Anni und ich brauchen unseren Schlaf, verstehst, um sechse müssen die Bamsen eh wieder raus.«
    »Ich muss mit dir reden. Über den Josefibichl. Über das Wankeck. Über die Zukunft unserer Gemeinde.« Veit Gruber neigte nicht zum Drama. Aber er wollte dem Bürgermeister klarmachen, dass er jetzt mit ihm reden musste.
    Hans Wilhelm Meier vertrieben diese Worte die letzten Reste von Müdigkeit aus dem limbischen System.
    »Verzähl!«, forderte er Gruber auf.
    »Bist allein?«
    »Mei, die Anni halt.« Meier dämpfte seine Stimme. »Herrschaftszeiten, ich geh schnell runter ins Arbeitszimmer, dann ruf ich dich zurück.«
    Drei Minuten später – eine gefühlte Ewigkeit – dudelte Veit Grubers Handy. Als er den Anruf entgegennahm, schaltete der Bürgermeister das an seinem Telefon angeschlossene Aufnahmegerät auf »Record«.
    »Also, was?«, fragte Meier.
    »Hansi, weißt, wir haben immer gute Geschäft miteinander gemacht. Auch jetzt will ich dir ein gutes Geschäft anbieten.«
    Der Bürgermeister schwieg und wollte seinem Gegenüber erst mal zuhören.
    »Es ist so«, holte Veit Gruber aus, »dass ich einen Plan hab, den du ja sicherlich bereits vom Hörensagen kennst. Wir werden hier unten am Wankeck das zukunftsorientierteste touristische Projekt in Angriff nehmen, das es derzeit – und wahrscheinlich auf Jahre hinaus – im gesamten Alpenraum gibt. Logisch, früher oder später hätt ich dich ins Vertrauen gezogen. Eh

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