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Joseph Anton

Joseph Anton

Titel: Joseph Anton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rushdie
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besonders wichtig.‹ – ›Mein Gott‹, sagte ein Mitarbeiter von Penguin später, ›sollte uns diese Antwort später noch in den Ohren klingen.‹«
    Verehrter anonymer Porträtschreiber,
    wenn ich Ihnen zuliebe annehme, dass Sie die Bedeutung Ihrer Sätze verstehen, muss ich auch annehmen, dass Sie andeuten wollten, jene ›religiöse Zeitbombe‹ in meinem Roman sei die ›Seele‹, die Peter Mayer nicht erkannt hat. Der Rest dieser Passage deutet fraglos an, dass ich die Zeitbombe absichtlich platziert habe und Penguin dann ebenso absichtlich darüber im Ungewissen ließ. Das ist nicht nur eine Lüge, verehrter Anonymus, das ist eine infame Lüge. Allerdings weiß ich so viel über Journalisten – oder sagen wir doch über Journalisten der sogenannten ›seriösen‹ Presse –, dass sie Erfahrenes zwar übertrieben und verzerrt darstellen mögen, wohl aber nur sehr selten etwas drucken lassen, für das es überhaupt keine Belege oder Beweise gibt. Die reine Fiktion ist nicht ihr Ding. Daraus schließe ich, dass Sie mehr oder weniger exakt den Eindruck wiedergeben, den Sie aus Gesprächen mit Peter Mayer und Mitarbeitern bei Penguin, vielleicht auch Mitarbeiterinnen, gewonnen haben. Finden Sie es denn plausibel, Anonymus, dass ein Schriftsteller, der fast fünf Jahre an einem Buch gesessen hat, über ein mehr als vierzig Seiten langes Kapitel sagt, es sei für den ›Plot nicht besonders wichtig‹? Sind Sie nie auf den Gedanken gekommen, sich bei mir, etwa durch meine Agenten, zu erkundigen, ob man mich wirklich – zweimal! – nach diesem ›unwichtigen‹ Kapitel befragt hat und ich nur ›ungern‹ darüber geredet habe? Ihre Nachlässigkeit lässt vermuten, kann nur die Vermutung zulassen, dass dies die Geschichte ist, die Sie unbedingt schreiben wollten, eine Geschichte, in der ich der verschlagene Bösewicht bin und Peter Mayer der prinzipientreue Held ist, der zu einem Buch steht, dessen Autor ihn zu der irrigen Annahme verführte, das Werk enthalte keine Zeitbombe. Ich habe mich selbst in Schwierigkeiten gebracht, die andere jetzt ausbaden müssen, so geht die Geschichte, die für mich gesponnen wird, ein moralisches Gefängnis, das die eher alltäglichen Einschränkungen, die mir bereits auferlegt wurden, noch verstärkt. Sie werden sehen, mein Herr, dass dies kein Gefängnis ist, in das ich mich bereitwillig stecken lasse.
    Er rief Mayer an, der leugnete, etwas mit den Unterstellungen der Zeitung zu tun zu haben, und nicht glaubte, dass jemand aus dem Verlag mit dem Journalisten geredet hatte. »Wenn Sie herausfinden, wer geredet hat«, versicherte er, »sagen Sie mir Bescheid, und ich werde diese Person feuern.« Er besaß bei der Zeitung so seine eigenen Quellen, und eine davon bestätigte, dass der Geschäftsführer von Penguin UK , Trevor Glover, inoffiziell mit der Presse gesprochen hatte. Er gab diese Information an Peter Mayer weiter, der erwiderte, er glaube ihm nicht. Trevor Glover wurde nicht gefeuert, und Mayer weigerte sich weiterhin, über Harun und das Meer der Geschichten zu reden, bis das Buch gelesen und auf Zeitbomben geprüft worden war. Im Grunde war das Verhältnis zwischen Autor und Verleger unrettbar zerstört. Wenn ein Autor überzeugt ist, dass seine Verleger die Medien gegen ihn aufhetzt, gibt es nur noch wenig zu sagen.
    *
    Bill Buford hatte die Sache mit dem Haus in Essex geregelt. Es lag in einem Dorf namens Little Bardfield und war ein wenig teuer, aber teuer war es bislang überall gewesen. »Es wird dir gefallen«, sagte er. »Es ist genau, was du brauchst.« Er war der ›Strohmann‹, der das Haus in seinem Namen für sechs Monate mit Aussicht auf Verlängerung mietete. Der Besitzer hielt sich ›in Übersee‹ auf. Es war eine alte Pfarrei, ein Haus aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert, ein Queen-Anne-Gebäude unter Denkmalschutz, doch mit modernen Akzenten. Der Polizei gefiel es, weil es einen geschützten Eingang besaß, was das Kommen und Gehen erleichterte, und weil es auf eigenem Grund und Boden stand, also nicht leicht einzusehen war. Im alten Garten ragten große, Schatten spendende Bäume auf, und der Rasen fiel zu einem schönen Teich ab, in dem ein Steinreiher auf einem Bein stand. Nach den vielen winzigen Cottages und beengten Pensionshäusern fand er es groß wie einen Palast. Bill kam, sooft er konnte, um sein ›Mietverhältnis‹ glaubwürdig wirken zu lassen. Und Essex lag viel näher an London als Schottland, Powys oder Devon. Außerdem

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