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Joseph Anton

Joseph Anton

Titel: Joseph Anton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rushdie
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erwähnen? Vielleicht nicht. Die Iraner wären wahrscheinlich nicht begeistert, wenn er ihnen mit Zitaten ihrer Ayatollahs käme.
    Andrew Green vom Auswärtigen Amt rief an, um ihn über die weiteren Pläne in Kenntnis zu setzen. Der iranische Text würde in Form eines »Briefes des Außenministers Velayati daherkommen, in dem dieser erklärte, sein Vize Va’ezi sei befugt, die Position der Iraner wiederzugeben«, welche nicht in Velayatis Brief, sondern in einem ›Anhang‹ dargelegt würde, der ebenfalls in der iranischen Presse erschiene. Green wollte wissen, ob das für ihn akzeptabel sei oder nicht. Es klang, als wäre das Außenministerium der Meinung, dies sei nicht genug. Immerhin war das weit entfernt von einer Unterschrift Rafsandschanis.
    Larry Robinson rief aus der amerikanischen Botschaft an. Er habe das Gefühl, die Europäer drängten auf eine Billigung, doch die Vereinigten Staaten und Großbritannien wollten nicht. Er befürchtete, der Iran könnte auf eine ›bestreitbare Ermordung‹ aus sein. (Elizabeth glaubte ebenfalls, er könnte bei einer seiner hart erkämpften Lesun gen getötet werden, doch Rab Connolly meinte, seine ›Spione‹ wüssten, dass die ›bösen Jungs‹ nichts dergleichen planten.)
    Was sollte er machen? Er hatte keine Ahnung. Was, um Himmels willen, sollte er tun?
    Die Medien führten sich auf, als wäre dies das Ende der Fatwa-Story, doch das stimmte vielleicht nicht, und dann würde er jegliche Aufmerksamkeit verlieren, derweil die Gefahr bestehen bliebe. Oder aber er ging darauf ein, trieb die Sache voran und konnte mit Hilfe der Medien eine Atmosphäre schaffen, in der die Bedrohung tatsächlich endete.
    Sollte die EU die iranische Antwort auf die Demarche ablehnen, könnte der Iran den Europäern Täuschung und Haarspalterei vorwerfen und behaupten, der Westen wolle das Fatwa-Problem gar nicht lösen – er sei für den Westen nur das Bauernopfer in einem viel größeren Spiel. Und vielleicht stimmte das. Die US -Regierung und auch die britische Regierung wollten dem Iran die politischen Daumenschrauben ansetzen, und die Fatwa war ihnen dabei zweifellos nützlich. Doch wenn er die iranische Antwort akzeptierte, wäre die Verteidigungskampagne für die Katz, und die Fatwasamt Kopfgeld bliebe bestehen. Er war völlig überfordert.
    *
    Am Tag der Antwort aus dem Iran fand die Lesung in Cambridge statt. Der zweitägige Vorlauf hatte für ein riesiges Publikum gesorgt, und natürlich war die Buchhandlung nervös; er sollte die Hintertür benutzen, käme er durch den Haupteingang herein, würde man die Veranstaltung absagen. Doch die Sache fand statt, und wieder war nichts von einer Demonstration zu sehen. Er hatte das Gefühl, der Protestbewegung der britischen Muslime war die Luft ausgegangen, und Unterhaltungen mit anderen aus Südasien stammenden Künstlern und Journalisten hatten ihn darin bestätigt. Diese Phase war überwunden.
    Um 12.45 Uhr kam eine schockierende und unerwartete Nachricht. Der stellvertretende Außenminister Va’ezi hatte der iranischen Presseagentur IRNA gesagt, der Iran habe die europäische Demarche zurückgewiesen, die französische Initiative sei tot. Am selben Morgen hatte der Iran den Medien zu verstehen gegeben, dass Va’ezis Schriftstück sämtliche Forderungen der EU befriedigen würde, und nun sagte er, es sei keine schriftliche Zusicherung gegeben worden und es würde auch keine geben.
    Einfach so.
    Man würde nie erfahren, was in Teheran vorgefallen war. Irgendjemand hatte verloren, und jemand anders hatte gewonnen.
    Elizabeth brach in Tränen aus. Er wurde seltsam ruhig. Er musste die geplante Pressekonferenz nutzen, um wieder zum Angriff überzugehen. Indem die Iraner sich weigerten zu sagen, sie würden den Terrorismus nicht unterstützen, hatten sie das Gegenteil für möglich erklärt. Das Scheitern der Initiative ließ den Iran vor den Augen der Welt nackt dastehen. Genau das musste er sagen, und zwar so laut wie möglich.
    Merkwürdigerweise fürchtete er nicht um sich, doch er wusste nicht, wie er denen gegenübertreten sollte, die er liebte, wie er Zafar die enttäuschenden Neuigkeiten beibringen, was er Sameen sagen sollte. Er wusste nicht, wie er die schluchzende Elizabeth wieder aufrichten oder wo er Hoffnung schöpfen konnte. Ihm war, als gäbe es keine Hoffnung. Doch er wusste, dass er weitermachen musste und würde, angespornt von Becketts großem Namenlosen. Ich kann nicht weitermachen. Ich werde weitermachen.
    *
    Und

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