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Joseph und seine Brüder: Vier Romane in einem Band (Fischer Klassik Plus) (German Edition)

Joseph und seine Brüder: Vier Romane in einem Band (Fischer Klassik Plus) (German Edition)

Titel: Joseph und seine Brüder: Vier Romane in einem Band (Fischer Klassik Plus) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
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wiederholen, daß sich in Joseph Leben und Tod zu dem Ergebnis begegneten jener Sympathie, die der tiefere Grund dafür war, daß er von Pharao die Erlaubnis erwirkte, in Menfe, der witzigen Grabes-Großstadt zu wohnen.
    Der König, der für die Ewige Wohnung seines »Alleinigen Freundes« zuerst gesorgt hatte (sie war im Bau begriffen), schenkte ihm dort, im teuersten Viertel, ein lachendes Lebenshaus mit Garten, Empfangshalle, Brunnenhof und allen Bequemlichkeiten jener späten Frühe, nicht zu gedenken einer Menge nubischer und ägyptischer Dienerschaft für Küche, Vorzimmer, Stall und Saal, welche die Villa fegten, besprengten, putzten und mit Blumen schmückten, und die – unter wessen oberster Aufsicht standen? Das errät wohl der Unerleuchtetste und schwerfälligst Überlegende unserer Hörer. Denn Joseph hielt treulicher und pünktlicher Wort, als Nefer-em-Wêse, der Mundschenk, es ihm getan hatte; prompt löste er das Versprechen ein, das er jemandem beim Abschied gegeben: daß er ihn nachkommen lassen und zu sich nehmen wolle, wenn er etwa sollte erhöht worden sein, und schon von Theben aus, als er noch dort war, gleich nach der Rückkehr von seiner Musterungsreise, hatte er mit Pharao’s Zustimmung an Mai-Sachme, den Hauptmann zu Zawi-Rê, geschrieben und ihn eingeladen, sein Haushalter zu sein und der über seinem Hause, der sich aller Dinge darin annehmen sollte, deren ein Mann, wie Joseph nun war, sich unmöglich annehmen konnte. Ja, der einst den Überblick ausgeübt hatte als Folge-Meier in Peteprê’s Haus und dem ein soviel größerer Überblick aufgetragen worden, der hatte nun selbst einen Mann des Überblicks über alles, was sein war, über Wagen und Pferde, Vorratskammern, Tafel und Sklavenvolk, und das war Mai-Sachme, der Ruhige, der nicht erschrocken war, als seines ehemaligen Fronknechts Brief ihn erreicht hatte, einfach, weil ihm überhaupt nicht gegeben war zu erschrecken, der aber, ohne auch nur zu warten, bis der neu ernannte Amtmann über das Gefängnis eingetroffen war, sich in großen Tagereisen nach Menfe hinabbegeben hatte, dieser etwas veralteten und von Theben in Ober-Ägypten überflügelten, aber im Vergleich mit Zawi-Rê immer noch ungeheuer anregenden Stadt, wo einst der vielseitige Imhôtep, der Weise, gewirkt hatte, und wo seinem Verehrer nun ein so schöner Posten winkte. Da stellte er sich sogleich an die Spitze von Josephs Haus, versammelte die Dienerschaft, kaufte ein und stattete aus, so daß jener, als er herabkam von Wêset und Mai-Sachme ihn am schönen Tor der Villa empfing, seine Stätte schon bestens bereitet fand, ganz so, wie es sich für das Lebenshaus eines Großen geziemt. Sogar einen Lazarettsaal für Solche, die sich etwa winden und wälzen würden, fand er eingerichtet, und ein pharmazeutisches Stübchen, wo sein Hauswart würde mörseln und mischen können.
    Das Wiedersehen war sehr herzlich, obgleich eine Umarmung im Angesicht des zur Begrüßung angetretenen Gesindes natürlich nicht stattfand. Sie hatte stattgefunden ein für allemal damals beim Abschied im einzigen dafür rechten Augenblick, als Joseph nicht mehr Mai-Sachmes Dienstmann und dieser noch nicht der seine gewesen war. Der Vogt aber sagte:
    »Willkommen, Adôn, siehe hier: dein Haus. Pharao gab es, und den du bestelltest, bestellt’ es ins Kleinste. Du darfst nur zum Bade gehen, dich salben lassen und niedersitzen zum Essen. Ich aber danke dir schönstens, daß du meiner gedacht und mich aus der Langenweile gezogen hast, sobald du in der Herrlichkeit saßest, da alles gekommen war, wie deinem Knecht immer geschwant hatte, daß es kommen werde, und daß du mir so belebende Umstände hast zuteil werden lassen, die täglich mir zu verdienen mein ernstliches Bestreben sein wird.«
    Und Joseph erwiderte:
    »Dank wechselweise auch dir, guter Mann, daß du meinem Rufe folgtest und willst mein Haushalter sein im neuen Leben! Gekommen ist’s, wie es kam, weil ich meines Vaters Gott nicht kränkte durch den geringsten Zweifel daran, daß er mit mir sein werde. Nenne dich aber nicht meinen Knecht, denn Freunde wollen wir sein, wie vordem, als ich unter deinen Füßen war, und wollen zusammen durchstehen die guten und bösen Stunden des Lebens, die ruhigen und die erregenden – besonders für die erregenden, die allenfalls kommen werden, brauche ich dich. Für deine genauen Dienste dank’ ich im Voraus. Sie sollen dich aber nicht in dem Maße verzehren, daß du nicht Muße fändest, die Binse

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