Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Joseph und seine Brüder: Vier Romane in einem Band (Fischer Klassik Plus) (German Edition)

Joseph und seine Brüder: Vier Romane in einem Band (Fischer Klassik Plus) (German Edition)

Titel: Joseph und seine Brüder: Vier Romane in einem Band (Fischer Klassik Plus) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
Vom Netzwerk:
alles peinlich herauszusagen, so könntest du jetzt schon Bescheid über ihn wissen.« Denn es sei ja klar, daß sie unter solchem Verdacht und bei dieser Auflage nicht einfach hätten abfahren dürfen – und zwar mit Korn. Ein Bürge sei zu stellen gewesen. Der Mann habe sie ursprünglich alle behalten wollen und nur einen schicken, daß er für ihre Reinigung sorge; aber ihrer Geschicklichkeit und Überredungskunst sei es gelungen, den Sinn des Mannes zu wenden, daß er nur einen behalten habe, den Schimeon, sie aber mit Speise vorerst habe ziehen lassen.
    »Und so ist euer Bruder, mein Sohn Schimeon als Schuldsklave dem ägyptischen Fronhaus verfallen«, sagte er mit bedrohlicher Mäßigung.
    Der Haushalter des Herrn im Lande, antworteten sie, ein guter, ruhiger Mann, habe sie versichert, daß der Einbehaltene es den Umständen nach bequem haben und nur vorübergehend in Banden liegen werde.
    »Besser als je«, sagte er, »weiß ich nun, warum ich zögerte, euch die Erlaubnis zu dieser Reise zu geben. Ihr liegt mir in den Ohren mit eurer Lust, gen Ägypten zu ziehen und da ich euch endlich willfahre, macht ihr solchen Gebrauch von meiner Nachgiebigkeit, daß ihr nur teilweise wiederkommt und laßt den Besten von euch in den Krallen des Zwingherrn!«
    »Du warst nicht immer so günstig auf Schimeon zu sprechen.«
    »Herr der Himmel«, sprach er in die Höhe, »sie bezichtigen mich, ich hätte nicht Herz und Sinn gehabt für Lea’s Zweiten, den streitbaren Helden! Die Miene geben sie sich, als hätte ich ihn veräußert für ein Maß Mehl und ihn dem Rachen Leviathans dahingegeben um Atzung für ihre Kleinen – ich und nicht sie! Wie muß ich dir’s danken, daß du mir wenigstens das Herz stärktest gegen ihren Ansturm und machtest mich fest gegen ihren Mutwillen, als sie wollten zu elfen fahren und auch den Jüngsten dahinnehmen! Sie wären imstande gewesen, mir wiederzukehren ohne ihn und mir zu antworten: ›Gar viel lag dir ja doch nicht an ihm!‹«
    »Im Gegenteil, Vater! Wären wir nur zu elfen gefahren und hätten den Jüngsten mit uns gehabt, daß wir ihn vor des Mannes Angesicht hätten stellen können, des Herrn im Lande, da er nach ihm verlangte, so wären wir sämtlich zurück. Aber nichts ist verloren, denn wir brauchen nur Benjamin hinzuführen und ihn vor den Mann zu stellen, Pharao’s Markthalter, dort im Saal des Ernährers, so ist Schimeon frei und du hast beide wieder, das Kind und den Helden.«
    »Mit anderen Worten: da ihr Schimeon schon verschleudert habt, wollt ihr mir jetzt auch Benjamin von der Hand reißen und ihn dorthin bringen, wo Schimeon ist.«
    »Das wollen wir um der Schrulle willen des Mannes dort, um uns zu reinigen und mit dem Zeugen den Bürgen zu lösen.«
    »Ihr Wolfsherzen! Meiner Kinder beraubt ihr mich und all euer Sinnen ist, wie ihr Israel zehntet. Joseph ist nicht mehr vorhanden, Schimeon ist nicht mehr vorhanden, nun wollt ihr auch Benjamin dahinnehmen. Was ihr euch einbrockt, das soll ich ausessen, und alles geht über mich!«
    »Nein, Herr, du beschreibst es nicht richtig! Nicht hingegeben sein soll Benjamin zu Schimeon auch noch dazu, sondern beide sollen dir wieder werden, wenn wir den Jüngsten nur vor den Mann stellen, daß er daran merkt, wir gehen mit Wahrheit um. Wir bitten ergebenst, gib uns Benjamin frei für die Reise, daß wir Schimeon lösen und Israel wieder vollzählig sei!«
    »Vollzählig? Und wo ist Joseph? Mit klaren Worten verlangt ihr von mir, daß ich diesen hier soll zu Joseph dahinschicken auf den Weg. Ihr seid abgewiesen.«
    Da ereiferte sich Ruben, ihr Ältester, sprudelte wie kochend Wasser und sprach:
    »Vater, nun höre mich! Höre auf mich allein, dieser aller Haupt! Denn nicht ihnen sollst du den Knaben geben zur Fahrt, sondern nur mir. Wenn ich ihn dir nicht wiederbringe, so geschehe mir dies und das! Wenn ich ihn dir nicht wiederbringe, so sollst du meine beiden Söhne erwürgen, Hannuch und Pallu. Erwürge sie, sage ich, vor meinen Augen mit eigener Hand, und ich will nicht mit der Wimper zucken, wenn ich dir nicht mein Wort hielt und einlöste die Bürgschaft!«
    »Ja, schieße nur, schieße dahin!« antwortete ihm Jaakob. »Wo warst du, als den Schönen das Schwein betrat, und hast du wohl Joseph zu schützen gewußt? Was hab ich von deinen Söhnen, und bin ich ein Würgengel, daß ich sie würge und Israel zehnte noch eigenhändig? Abgewiesen bleibt ihr mit euerem Ansinnen, daß mein Sohn mit euch hinabziehe, denn sein Bruder

Weitere Kostenlose Bücher