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Josephine Mutzenbacher

Josephine Mutzenbacher

Titel: Josephine Mutzenbacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josefine Mutzenbacher
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verdienen ...«
»Das ist schon richtig .: .«, mein Vater blickte unschlüssig drein, »aber ...«
»Aber hin, aber her ...« Rudolf hatte seinen strengen Ton, »glauben Sie, wenn Sie das Mädel pudern, der eigene Vater, das ist vielleicht besser ...? Na also ... Die Zenzi«, fuhr er fort, »die Zenzi verkehrt nur mit lauter feine Herren ..., die laßt gar keinen ordinären Menschen drüber. Was glauben S’ denn? Die hab ich schon dressiert..., und die Herren, von denen sich die Zenzi pudern läßt, die sind alleweil noch nobler als der Katechet, der die Peperl gefickt hat, und nicht einmal was gezahlt hat er ihr. Der Schmutzian.«
»Der Schmutzian ...«, sagte mein Vater in nachträglicher Entrüstung.
»Na, und was möchts denn der Pepi schaden, wenn sie jetzt für ihren Vater was verdienen tät?« fragte Rudolf. »Sie haben sich lang genug für Ihre Kinder geplagt...« »Ja, da haben S’ ganz recht...«, pflichtete mein Vater bei. »Na also ..., lassen S’ die Pepi nur mit der Zenzi geh’n, und die bringt Ihnen alle Tag mindestens drei Gulden nach Haus ..., da garantier ich schon dafür ..., so ein schönes Mädel wie sie.«
Ich war sehr geschmeichelt, aber mein Vater fragte ängstlich: »Und die Polizei?«
»A was, die Polizei...«, machte Rudolf verächtlich, »hab ich vielleicht schon einmal wegen der Zenzi einen Anstand gehabt? Lassen Sie nur die Zenzi machen, die kennt sich aus...»
»Wenn aber doch einmal...«, mein Vater hatte Angst. »Na, und wenn schon ...«, lachte Rudolf, »nachher sagen Sie, Sie wissen von nix ..., und das Mädel ist von selber so schlecht... Die Pepi wird Sie nicht verraten.«
Somit wußte ich also, daß ich mich vor der Polizei in acht zu nehmen hatte. Ich schwieg die ganze Zeit und wurde auch nicht gefragt. Mein Vater überlegte hin und her, dann wiederholte er: »Nein, ich mag nicht, daß das Mädel eine Hur wird ...«
»Aber davon ist doch keine Red«, unterbrach ihn Rudolf, »das ist ja nur bis Sie wieder eine Arbeit gefunden haben ..., dann kann ja die Pepi auch wieder solid werden ...« Diese Logik leuchtete meinem Vater ein, und Rudolf gewann ihn ganz, als er hinzufügte: »Ich laß die Zenzi ja auch nur wieder vögeln, weil ich vazierend bin. Bis ich eine Stelle hab, muß sie wieder brav sein.«
Am nächsten Tag rückte ich mit Zenzi aus. Es war beschlossen worden, und so begann ich meine Laufbahn. Wir gingen in die innere Stadt, auf den Graben, Stephansplatz, Kärntnerstraße usw. Es war Sommer, heiß, und wir hatten nur leichte Blusen an. Dazu hatte mich Zenzi zu Hause gelehrt, mir das Hemd bis zum Gürtel herabzulassen, so daß ich die Brust unter dem Kleid bloß hatte.
Zenzi war sehr geschickt und lachte auf dem Weg allen Männern ins Gesicht. Ich brachte das nicht gleich zuwege, denn ich war befangen, aber ich schaute ihnen dafür ernst in die Augen, und das genügte. In der Schönlaterngasse war ein finsteres, altes Haus mit einem engen, finsteren Flur. Dorthin führte mich Zenzi. Wenn man ins Tor ging, kam man zu einer Tür. Sie klopfte, und ein häßliches, altes Weib öffnete. Wir standen in einer Küche, in der man fast gar nichts sah und von der aus man in ein Kabinett kam, das ebenso lichtlos war.
»Meine Freundin wird auch herkommen«, sagte Zenzi. Die Alte schaute mich prüfend an und fragte: »Sind S’ schon vierzehn Jahr vorbei...?«
»Schon längst«, log Zenzi für mich, »sie ist nur noch ein bisserl klein ...«
»Sie wissen ja...«, sagte die Alte zu mir, »für jedesmal zahl’n S’ mir einen Gulden ..., aber Sie dürfen mir nie um acht Uhr am Abend herkommen ...«
Wir gingen wieder. Zenzi gab mir Ratschläge, vor allem das, auf die Polizeimänner aufzupassen und von den Herren das Geld zu verlangen, bevor man sie noch zuließ. Wie wir wieder auf den Graben kamen, stieß mich Zenzi an: »Da schau ..., der geht uns nach ...«
Vor uns ging ein großer, sehr nobel gekleideter Mann mit einem schwarzen Bart. Er drehte sich nach uns um und sah mich an. Dann verlangsamte er seine Schritte und ließ uns vorgehen.
An der Ecke der Dorotheerstraße zog mich Zenzi in die enge Seitengasse. »Komm nur«, flüsterte sie, »wir biegen ein...«
Zenzi drehte sich um. Der Herr stand an der Ecke und blickte uns nach. Wir standen und Zenzi winkte ihm mit dem Kopf. Da kam er auf uns zu: »Komm weiter ...«, mahnte sie, »da draußen spricht er nicht mit uns ...« Sie zog mich rasch hinter ein Haustor, dort warteten wir. »Da gehst immer her«, riet mir Zenzi, »wenn du

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