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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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sich wieder. »Bei Lucia könnte er allerhand lernen«, setzte er auseinander. »Nicht nur Manieren und höfisches Wesen, sondern auch Menschenkunde, Politik und etwas, was es nur mehr bei ihr gibt: Römertum. Von Geschäften ganz zu schweigen. Ich sage Ihnen, mein Josef, diese Frau mit ihren Ziegeleien steckt mich neunmal Gewaschenen in die Tasche.« – »Die Kaiserin«, sagte hingerissen Matthias. »Sie glauben wirklich, daß das möglich wäre, mein Herr Claudius Regin?« – »Ich will dir keine Hoffnungen machen«, antwortete Regin, »aber unmöglich ist es nicht.«
      Josef sah das Leuchten auf dem Antlitz des Matthias. So mochte er selber gestrahlt haben, damals vor beinahe einem Menschenalter, als man ihm verkündete, die Kaiserin Poppäa erwarte ihn. Etwas wie Furcht kam ihn an. Aber gleich schüttelte er sie wieder ab. Dieses Mädchen Caecilia, dachte er, wird sich auf alle Fälle geirrt haben. Mein Matthias wird nicht am rechten Tiberufer enden.
      Vornächst hatte die Universalgeschichte trotz der Bemühungen des Regin keinen rechten Erfolg. Die Mehrzahl der jüdischen Leser fand das Werk zu kalt. Sie hatten eine begeisternde Darstellung ihrer großen Vergangenheit erwartet; statt dessen war da ein Buch, das bei Griechen und Römern darum warb, sie möchten die Juden in den Kreis der zivilisierten Völker aufnehmen, die eine große Vergangenheit hatten. War das nötig? Hatten nicht sie, die Juden, eine viel ältere, stolzere Geschichte als diese Heiden? Mußten sie, Gottes auserwähltes Volk, demütig darum bitten, nicht als Barbaren angesehen zu werden? Aber auch Griechen und Römer wurden nicht warm vor dem Werk des Josef. Viele zwar fanden das Buch interessant, doch sie wagten sich mit ihrer Meinung nicht heraus. Der Kaiser hatte die Büste dieses Schriftstellers Josephus aus dem Friedenstempel entfernen lassen; es war nicht ratsam, sich für ihn zu begeistern.
      Eine einzige Gruppe von Lesern gab es, die das Buch öffentlich und laut zu loben wagten, und das waren Leute, auf deren Beifall Josef am wenigsten gerechnet hatte: die Minäer oder Christen. Diese waren gewöhnt, daß, wenn ein Autor sich mit ihnen befaßte, er sich über sie lustig machte oder sie angriff. Um so mehr erstaunt waren sie, daß dieser Josephus sie nicht nur nicht beschimpfte, sondern daß er sogar das Leben und die Meinungen gewisser Vorläufer ihres Messias mit Achtung darstellte. Sie fanden, das Buch sei eine profane Ergänzung der Geschichte ihres Heilands.
      Der Mann, dessen Urteil Josef mit der größten Angst und Spannung erwartete, schwieg. Justus schwieg. Schließlich bat ihn Josef zu Gaste. Justus kam nicht. Daraufhin besuchte ihn Josef.
      »In den dreißig Jahren, die wir uns kennen«, sagte Justus, »haben Sie sich nicht geändert und habe ich mich nicht geändert. Wozu also bedrängen Sie mich? Sie wissen doch von vornherein, was ich zu Ihrem Buch zu sagen habe.« Josef aber ließ nicht ab. Er sehnte sich beinahe nach dem Schmerz, den der andere ihm zufügen werde, und er drängte so lange, bis Justus sprach.
      »Ihr Buch ist lau und unentschieden, wie alles, was Sie gemacht haben«, erklärte denn schließlich Justus und ließ das unangenehme, nervöse Kichern hören, das den Josef so reizte. »Sagen Sie mir: was eigentlich streben Sie an mit Ihrem Buch?« – »Ich wollte«, antwortete Josef, »daß die Juden endlich lernen, ihre Geschichte objektiv zu sehen.« – »Dann«, fertigte ihn Justus scharf ab, »hätten Sie sehr viel kälter schreiben müssen. Dazu aber haben Sie nicht den Mut gehabt. Sie haben sich gefürchtet vor dem Urteil der breiten Masse der Juden.« – »Ich habe weiter«, verteidigte sich mit Verbissenheit Josef, »die Griechen und die Römer enthusiasmieren wollen für die große Geschichte unseres Volkes.« – »Dann«, erklärte sogleich und unerbittlich Justus, »hätten Sie wärmer schreiben müssen, mit sehr viel mehr Begeisterung. Aber das haben Sie nicht gewagt, Sie haben Furcht gehabt vor dem Urteil der Kenner. Es ist, wie ich sagte«, schloß er, »Ihr Buch ist nicht warm und nicht kalt, es ist ein laues Buch, es ist ein schlechtes Buch.« Die finstere Abwehr auf Josefs Gesicht riß ihn weiter, erbarmungslos sagte er ihm alles, was er gegen das Buch einzuwenden hatte: »Niemand weiß besser als Sie, daß der Zweck, der hinter einer Politik steckt, moralisch sein kann oder unmoralisch, aber niemals die Mittel. Diese Mittel können nur nützlich oder schädlich sein

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