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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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auseinanderstehenden Augen unter der reinen, kindlichen Stirn lachten, ihr ganzes, kühnes, helles Gesicht strahlte Freude. Ohne Scheu erzählte sie von Pandataria, der Insel der Verbannung. Domitian hatte ihr diese Insel vermutlich bestimmt, damit die Schatten der fürstlichen Frauen sie schreckten, die früher dorthin verbannt waren, die Schatten der Agrippina, der Octavia des Nero, der augusteischen Julia. Aber da hatte er sich verrechnet. Wenn sie an diese Julia des Augustus dachte, dann dachte sie nicht an ihr Ende, sondern nur an ihre Freundschaft mit Silan und Ovid und an die Vergnügungen, welche die letzte Ursache dieses Endes gewesen waren.
      Sie berichtete Einzelheiten über ihr Leben auf der Insel. Siebzehn Verbannte hatte es dort gegeben, Eingeborene hatte die Insel an die fünfhundert. Natürlich hatte man sich einschränken müssen, auch störte es einen, immer nur die gleichen Menschen um sich zu sehen. Bald kannte man einander bis in die letzte Falte. Das Zusammenleben auf dem öden Felsen, immer nur das grenzenlose Meer ringsum, machte manchen melancholisch, schrullig, führte zu unangenehmen Reibungen; es gab Zeiten, da man sich so anhaßte, daß man einander, eingesperrten Spinnen gleich, am liebsten aufgefressen hätte. Aber es hatte auch sein Gutes, die zahllosen Gesichter Roms los zu sein und seine ewige Geselligkeit und angewiesen zu sein auf sich selber. Sie habe bei dieser Unterhaltung mit sich selber gar keine schlechten Erfahrungen gemacht. Dazu habe es gewisse Sensationen gegeben, von denen man sich in Rom nichts träumen lasse, zum Beispiel die Erregung, wenn so alle sechs Wochen das Schiff angekommen sei mit den Briefen und Zeitungen aus Rom und den allerhand Dingen, die man sich dort bestellt hatte. Im ganzen, faßte sie zusammen, sei es keine schlechte Zeit gewesen, und wenn man sie so sah, heiter und ungeheuer lebendig, dann glaubte man ihr das.
      Die Frage blieb, wie nun Lucia hier in Rom weiterleben, wie sich der Kaiser zu ihr stellen werde. Ohne Scheu sprach man darüber; mit besonderer Offenheit äußerten sich Claudius Regin, der Senator Junius Marull und Lucias früherer Gatte, Aelius, den zu dieser Tafel zuzuziehen sie keinerlei Bedenken getragen hatte. Schon am nächsten Tage, meinte Aelius, werde Lucia mit Sicherheit erkennen können, was sie für die Zukunft von Wäuchlein zu gewärtigen habe. Wenn er sie zunächst allein werde sehen wollen, dann sei das kein gutes Zeichen, denn dann wolle er sich mit ihr auseinandersetzen. Wahrscheinlich aber werde Wäuchlein vor Auseinandersetzungen mit ihr genau solche Furcht haben wie seinerzeit er selber, Aelius, und werde also diese Aussprache hinausschieben wollen. Ja, er, Aelius, sei bereit, eine Wette einzugehen, daß der Kaiser morgen eine Familientafel abhalten werde, weil er nämlich Lucia zunächst nicht allein, sondern zusammen mit andern werde sehen wollen.
      Lucia ihresteils hatte offenbar keine Furcht vor der bevorstehenden Auseinandersetzung mit dem Kaiser. Ohne Scheu gab auch sie ihm seinen Spitznamen und, in Gegenwart aller, sagte sie zu Claudius Regin: »Später muß ich Sie fünf Minuten allein haben, mein Regin, damit Sie mir raten, was ich füglich von Wäuchlein verlangen kann, ehe ich mich versöhnen lasse. Wenn er wirklich dicker geworden ist, wie man mir sagt, dann muß er mehr zahlen.«
      Wie die meisten seiner Gäste schlief Domitian selber nicht gut in dieser Nacht. Noch immer nicht hatte er sich erkundigt, ob Lucia da sei, aber eine innere Stimme sagte ihm mit Sicherheit, sie war da, er schlief jetzt wieder unter einem Dach mit ihr.
      Er bereute es, daß er den Norban gekränkt hatte. Hätte er das nicht getan, dann wüßte er jetzt, was Lucia getrieben hat auf ihrer Verbannungsinsel Pandataria. Es waren nur wenige Männer gewesen, die ihr dort vor Gesicht gekommen waren, und er konnte sich nicht vorstellen, daß einer unter ihnen Lucia sollte angezogen haben. Allein sie war unberechenbar und erlaubte sich alles. Vielleicht hatte sie dennoch mit einem dieser Männer geschlafen, vielleicht auch mit einem der Fischer oder mit sonst einem aus dem Pack, das die Insel bewohnte. Allein das konnte ihm niemand sagen außer dem Norban, und dem hatte er selber törichterweise den Mund verschlossen.
      Allein auch wenn er genau wüßte, was in Pandataria gewesen ist, wenn er es, Minute für Minute, wüßte, was sie dort getrieben hat, es hülfe ihm nicht viel. Mit einer Spannung, gemischt aus Unbehagen

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