Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
aber nicht einen Homunkulus! Ich dir zeigen es!“
Der Schwarzgnom ging auf ihn zu und durchschritt die schleierhafte Zauberkugel, als bestünde sie tatsächlich nur aus reinem Nebel. Joshua zuckte zusammen, als der kleine Schwarzgnom nun neben ihm inmitten der Kugel stand. Er musste eingestehen, dass der Homunkulus ihm in allen Belangen haushoch überlegen war.
„Du noch viel lernen musst über Magie, dummer Kalito. Leider es wird dazu nicht mehr kommen, hannemei, hannemeimei…“
Qworl riss beide Arme hoch und flüsterte einen kurzen Zauberspruch. Auf unspektakuläre Weise verschwand die Zauberkugel um sie herum und löste sich in nichts auf. Dann beauftragte er den dritten Krakenkapitän erneut damit , den Zauberschüler wegzusperren.
Bleu Chuck führte Joshua schließlich mit rauer Hand ab und sperrte ihn in einen runden Holzkäfig, der an einem Seil befestigt vom Mast des Steuerdecks hinunter baumelte. Joshua wehrte sich nicht, denn er wusste, dass es nichts nützen würde.
Als er in dem schwankenden Käfig saß, zog er seine Beine ganz fest an sich und umklammerte sie. Er spürte fast am ganzen Leib eine Mischung aus Angst und Kummer. Über ihm flatterte das schwarzweiße Segel mit dem Krakenskelett und unter ihm liefen die untoten Crewmitglieder herum und werkelten an dem Schiff, denn das Holz war alt und an vielen Stellen verrottet. Die Piratenmatrosen hämmerten und sägten und arbeiteten fleißig.
Hinter sich, als Joshua über das Heck hinaus aufs Wasser blickte, entdeckte er den Rennschlitten vom Wandelgnomwasserrennen. Das Krakenschiff hatte ihn ins Schlepptau genommen; der Wandelgnom selbst hatte sich aber vom fliegenden Schweinchen wieder zurück in seine Eiform verwandelt und harrte der Dinge.
Nach kurzer Zeit kam Balondo herangetrottet. Der klapprige Schäferhund schleppte sich die Treppenstufen mühselig hinauf und legte sich in ein Körbchen, welches neben dem Klavier stand. Kurz darauf schlief er ein. Qworl hatte unterdessen den schwarzen Zeitmesser von seinem Halsband gelöst und ihn aufgeklappt; darin leuchtete ein kleiner Blaukristall.
Der Homunkulus hob den Zeitmesser mehrmals in eine Richtung und schaute dann wieder gebannt in die kleine Öffnung des Messers. Anschließend instruierte er Willy Wineput, den Steuermann, einem neuen Kurs zu folgen. Der schwarze Zeitmesser schien auch als eine Art Kompass zu dienen. Wahrscheinlich würde er sie direkt zu Zauberer Zerzog führen, vermutete Joshua.
Die nächste halbe Stunde passierte nicht viel an Deck des Krakenschiffs. Joshua flogen in seinem wankenden Gefängnis alle möglichen Gedanken durch den Kopf, und die meisten davon waren eher düster als zuversichtlich.
Qworl stand die meiste Zeit auf der Reling und seine hasenartigen Schlappohren wehten dabei im rauschenden Wind. Die ganze Fahrt über ließ er den Zeitmesser nicht mehr aus den Augen; er ließ Willy noch etliche Male den Schiffskurs korrigieren, und manchmal auch nur um kleinliche Haarbreiten.
Dann, nach weiteren fünf Minuten - Qworl stand gerade auf dem schwarzen Klavierkasten –, da leuchtete es im Inneren seines schwarzen Zeitmessers plötzlich rötlich auf. Hastig klappte Qworl ihn zu und krächzte wilde Befehle. Sie waren in der Zauberersprache, so dass Joshua nur einen Bruchteil verstand, aber die Piratencrew wusste scheinbar ganz genau, was sie nun zu tun hatte. Die Matrosen eilten hektisch übers Deck, während die vier Krakenkapitäne weitere Befehle hin und her brüllten.
Sie befanden sich mitten auf hoher See und überall um sie herum wogten hellblaue, sanfte Wellen. Es gab nichts, das darauf hindeutete, dass es hier irgendetwas Besonderes gab, dennoch wurde kurz darauf der mächtige Schiffsanker ins Wasser gelassen, dessen schwarze Haken die Form von sich windenden Krakenarmen hatten, und sie waren übersät mit grünem Moos und bunten Muscheln. Das Krakenschiff hatte sein Ziel erreicht.
Joshua schaute gebannt in die Tiefe, wo die rostige Ankerkette rasselnd ins Rundmeer stürzte. Auf dem Mitteldeck wurde derweil eine Seilwinde in Stellung gebracht; sie wirkte wie ein altertümlicher Kran. Der Längsbaum der Winde wurde über der See platziert, dann löste einer der untoten Piraten eine seitlich angebrachte Kurbel, wodurch sich gleich drei Seile surrend abwickelten. Drei Skelettmatrosen ergriffen die Seile und sprangen einen Moment später klatschend ins Meer; sie tauchten hinab in die ungewisse Tiefe. Joshua konnte sie von seinem erhöhten Standpunkt aus
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