Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders
mitteilen.“
Fünf Minuten später tagte der Familienrat, und Sandy schüttete den Kindern ihr Herz aus. Sarah war mittlerweile fast 13, und Steven hatte erst vor ein paar Tagen seinen 10. Geburtstag gefeiert. Alles, was der Doktor gesagt hatte und was sie heute an Robert beobachtet hatte, erzählte sie den Kindern.
Sie redete sich einiges von der Seele und fühlte sich hinterher bedeutend leichter. Hatte sie doch gar nicht geahnt, dass sie solch bemerkenswerte Kinder hatte. So gute Zuhörer. Kinder, die Anteil nahmen und ihr das Gefühl gaben, WIR SCHAFFEN DAS SCHON. Wir kriegen das hin. Wir helfen dir. Zum Schluss des Gespräches lagen sich alle drei weinend in den Armen.
„ Schön, dass ich euch habe“, schluchzte Sandy.
„ Schön, dass wir dich haben“, kam es wie aus einem Mund von Sarah und Steven.
„ Wir werden das Kind schon schaukeln“, sagte Sarah.
„ Die Hoffnung stirbt zuletzt. Weißt du noch, Mutti? Das hast du uns doch immer erzählt, als wir noch ganz klein waren.“
„ Ja, am Ende wird alles gut“, flüsterte Sandy mit zarter, müder Stimme. „Ich gehe dann mal meine Liste abarbeiten. Es gibt jede Menge zu regeln und zu tun.“
4. Einfach glücklich
Robert befand sich noch im Krankenhaus. Sandy hatte einiges zu erledigen, bevor sie Robert wieder zu sich nach Hause holen konnte. Das Schlafzimmer musste umfunk-tioniert werden, eine zusätzliche Pflegekraft wurde orga-nisiert. Und alles wollte eben gut vorbereitet sein, wenn diese Herausforderung das zukünftige Leben im Hause Ballmer bestimmen würde.
Mittlerweile hatten sich Robert und JOY angefreundet. Die Gespräche wurden tiefsinniger und vertrauter.
Es war lange her, dass Robert auf seine innere Stimme, die Stimme seines Herzens, gehört hatte.
„ JOY!“
„ Ja, Robert?“
„ Ich möchte dir etwas erzählen. Magst du mir zuhören?“
„ Ja, gerne, Robert – dann schieß mal los.“
„ Im Winter 2008 machte ich mit meiner Frau eine Kreuzfahrt. Wir waren u.a. in Vietnam. Dan Nang ist ein kleiner Ort am Fuße der Marmorberge.“
„ Ja, ich kann mich daran sehr gut erinnern“, erwiderte JOY. „Dort gab es jede Menge Skulpturen, asiatische Kunst. Kleine Läden, in denen die Einheimischen die unterschiedlichsten Dinge anboten. Dort gab es z.B. Skulpturen in der Form von Ganesha. Er ist ein Gott aus dem Buddhismus. Ganesha steht für Neubeginn. Die Asiaten glauben, dass Ganesha die Hindernisse aus dem Weg räumt und uns dann beim Voranschreiten unterstützt. Kerzenleuchter, Lampen und jegliche andere Dekorations-gegenstände befanden sich in den kleinen Läden am Fuße dieser Berge. Die meisten Artikel davon waren aus weißem Marmor. Ein riesiger Buddha war hoch oben in den
Bergen aufgebaut. Viele kleinere in den unterschiedlichsten Positionen waren dort ebenfalls zu finden. Liegend, sitzend, einer war sogar vergoldet. Große Tore schmückten die Eingänge der Marmorberge, sie sahen aus wie Tore zu einem neuen Leben. Schaute man durch sie hindurch, konnte man weit über die Landschaft gucken. Diese Reise meinst du doch, Robert?“
„ Ja, genau die, JOY. Der Ausblick der Marmorberge zieht sich weit über das Land. Es fühlt sich ruhig und entspannt an. Die Vietnamesen leben dort in einer gewissen Demut. Sie freuen sich über jeden neuen Tag. Sie sind sehr dankbare Menschen, die, egal wie viele oder wie wenige materielle Dinge sie besitzen, meistens glücklich sind. Sie strahlen vor Lebensfreude.
In den Marmorbergen befindet sich eine Art kleiner Tempel, in dem jeder Besucher einige Rituale durchführen kann. Die Energie in solchen Einrichtungen ist wunderbar. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt.
Ich kann mich an eine besondere Szene gleich bei unserer Ankunft in Vietnam erinnern. JOY, sie ist mir noch immer im Kopf. Ich sehe sie ganz klar vor mir. Es gibt viel Elend auf der Welt. Doch häufig gucken wir uns das nur an. Bewusst wahrnehmen ist etwas völlig anderes. Nicht alles berührt uns tief in unserem Herzen. Nicht zu jedem Zeitpunkt sind wir bereit, diese Emotionen zu verarbeiten und zu begreifen, was sie uns sagen wollen. Erst jetzt sehe ich ihre Informationen ganz klar und deutlich vor mir. Wir waren mit unserem Kreuzfahrtschiff in Nha Trang, ebenfalls Vietnam, eingelaufen und von Bord gegangen.
Häufig fühlte ich mich etwas unwohl, wenn ich, aus diesem Luxus hier kommend, ein solch armes Land betrat. Das sind die Momente, wo auch ich diese Dankbarkeit für mein Leben spüre.
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