Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders
sich viele Türen.
Die Phase des Erkennens dieser Türen macht für Sie den Veränderungsprozess einfach.
Sie können in diese „Türen“ hineinfühlen, durch sie hindurchgehen oder sie einfach nur betrachten.
Das Sich-bewusst-machen ist der erste, der schwierigste Schritt. Alle weiteren ergeben sich häufig wie von selbst. Mit genügend Achtsamkeit werden Sie die großen Geschenke, die das Leben für Sie bereithält, erkennen.
5. Robert kommt nach Hause
Sandy kam Gott sei Dank nicht zum Nachdenken. Die Kinder gaben ihr Halt. Kinder sind ja immer etwas, was einem die Richtung weist, wenn es mal nicht mehr weiterzugehen scheint. Und nun war er da, der große Tag. Robert sollte um 14 Uhr mit dem Krankenwagen nach Hause gebracht werden. Sandy hatte das Schlafzimmer komplett umgerüstet und es zu einer kleinen Oase hergerichtet. Die Wände waren in Orange-Gelb gehalten.
Die Fenster mit seidenen Gardinen geschmückt. An die Decke hatte sie in einem hellen Blau von einem Künstler kleine Wolken malen lassen. Sie sahen fast aus wie Schäfchen. Wunderschöne Vögel hatte der Künstler gemalt, und ein Regenbogen zierte einen anderen Teil der Decke und die Wände.
Robert lag zwar im Koma, aber er sollte doch das Gefühl haben, über sich den Himmel erblicken zu können. Als Sandy dies beschlossen hatte, standen ihr die Tränen in den Augen. Sie fragte sich, ob er den Himmel je wiedersehen würde. Sie wusste, dass man einen festen Glauben aufbauen muss, wenn man sich eine Situation herbei-wünscht, die noch nicht eingetreten ist. Der Glaube muss so fest und entschlossen sein und das Gefühl in einem selbst so stark empfunden werden, als ob der Wunsch schon Realität geworden ist. Sie hatte sich mit vielen Ent-spannungsmethoden befasst. Hatte einiges über den Buddhismus gelesen und war immer wieder davon fasziniert, wie gefasst Menschen in den asiatischen Ländern mit Schicksalsschlägen umgingen. Nie im Leben hatte sie daran geglaubt, dass sie selbst einmal in solch eine Lage kommen würde. Nun war sie froh, sich mit ähnlichen
Dingen beschäftigt zu haben, um diese Situation meistern zu können.
Im Hintergrund lief Entspannungsmusik. Indische Mantras. Das Om Tryambakam ist ein Heilmantra in der Sprache des Sanskrit, der ältesten Sprache der Welt. Sandy hatte sich genauestens informiert, welche Musik positiv auf Roberts Zustand wirken würde. Das Om Tryambakam lief in Endlosschleife. Der Teppich in diesem Zimmer war in einem zarten Blau gehalten. Schlicht und kuschelig weich. Einen kleinen Brunnen hatte sie in der Nähe des Fensters platziert. Sandy wollte, dass Robert das Wasser plätschern hörte und sich inmitten der Natur fühlte.
Sogar die Sonne schien an diesem Tag. Es war bereits Anfang September. Draußen roch es schon nach Herbst. Ob Robert wohl wusste, dass er bereits länger als sechs Wochen von zu Hause fort war?
Das Bett konnte Sandy irgendwie nicht ganz so gemütlich gestalten. Es war eben ein Pflegebett und kam dem Krankenhausstil nahe. Aber Robert lag ja darin und konnte dieses sicher nicht so genau betrachten – Hauptsache, es war bequem, tröstete sie sich. Außerdem stand da noch der Apparat, der die Magensonde „betreute“. Diesen Gedanken hatte sie die ganze Zeit über völlig verdrängt. Bloß nicht näher darum kümmern, das macht depressiv. Ich habe mein Bestes gegeben, wusste Sandy – und dennoch: Viele Fragen bewegten sie. Und eine ließ ihr überhaupt keine Ruhe. Es war fast das Gefühl eines schlechten Gewissens.
Warum kümmere ich mich mehr um meinen Mann, jetzt, wo er krank ist? Warum ist mir das nicht eingefallen, als er noch gesund war? Jeden Tag arbeitete er meistens mehr als zehn Stunden. Mehr als zwei Stunden saß er im Auto. Samstags und häufig auch sonntags machte er sich ohne Ende Gedanken über die Firma. Brainstorming nannte er es.
Oft nervte es Sandy. Mehr als genug zeigte sie ihm dies ganz bewusst. Warum konnten sie nicht reden? Ihr Leben anders planen? Liebevoller miteinander umgehen? Bessere Eltern sein? Den Kindern vorleben, was es heißt, gemein-sam durch Dick und Dünn zu gehen? Warum.....warum..... warum……
Sandy hatte so viele Fragen. Wochenlang hatte sie organisiert, jetzt, wo sie fertig war, schien es ihr, als ob alles über ihr einbrach. Wie sollte sie das alles schaffen? Sie wusste, sie würde es schaffen. Ihr Glaube an sich selbst und die Liebe zu ihren Kindern und zu Robert würden ihr über diese schwere Zeit hinweghelfen. Ihr Glaube würde es
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