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Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders

Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders

Titel: Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Winter
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17 Uhr noch die Planung für die anstehende Kurzarbeit auf Grund der Finanzkrise fertig vorgelegt bekommen.
    „ Hm – wie krieg ich das denn noch hin?“, spricht Robert mit sich selbst. Und in diesem Augenblick ist es auch schon soweit. Es sticht in seiner Brust. Dafür braucht man kein „Emergency Room“ mehr anschauen. Bei diesem Gefühl weiß jeder selbst, was los ist. Da ist jeder sein eigener Spezialist. Herzinfarkt – aus – Ende – Feierabend – auf jeden Fall für heute. Abstempeln ist heute nicht mehr möglich.
    Ab diesem Zeitpunkt weiß Robert nichts mehr. Nur der fürchterliche Stich in der Brust ist ihm noch in der Erinnerung. Er findet sich auf der Intensivstation wieder. Muss schon etwas länger her sein, irgendwie ist es draußen schon dunkel.
    „ Schatz, wie geht es dir?“, spricht ihn eine zarte Stimme an. Noch reichlich benommen, versucht Robert seine Wahrnehmung zu schärfen, um sich zu orientieren, wo er sich denn überhaupt befindet. „Du hast drei Tage und drei Nächte geschlafen. Du bist hier ins Krankenhaus eingeliefert worden. Hast einen Herzinfarkt erlitten. Ich war die ganze Zeit bei dir. Wie fühlst du dich?“, fragt Sandy.
    Robert versucht zu sprechen, doch es geht nicht. Seine Lippen fühlen sich an, als ob sie nicht ihm gehören. Sein Mund ist trocken, und irgendwie erscheint es ihm, als ob alles so weit weg ist. So gar nicht von ihm erlebt. So wie in Trance – ja, wie in Trance, das ist die richtige Beschreibung. Robert versucht wahrzunehmen, sich umzusehen. Nichts ist möglich. Robert fällt wieder in tiefen Schlaf.
     
    So vergehen einige Wochen. Robert liegt noch immer auf der Intensivstation. Sandy kommt ihn täglich besuchen. Es scheint jedoch, als ob er ihre Anwesenheit bewusst nicht wahrnimmt.
    Roberts Frau hat eine Mitteilung vom behandelnden Arzt bekommen, der mit ihr sprechen möchte. Um 15 Uhr soll sie bei ihm sein. Er habe mit ihr bezüglich Roberts Zustand etwas Wichtiges zu bereden. Pünktlich um 15 Uhr klopft sie an der Tür von Dr. Manthei.
    „ Schön, sie hier zu sehen. Danke, dass sie meiner Bitte für ein Gespräch gefolgt sind, sagt der Doktor.“
    „ Guten Tag, Herr Doktor“, sagt Sandy, „ich bin ganz aufgeregt, ich hoffe, sie haben keine negativen Nachrichten für mich?“
    „ Setzen sie sich doch bitte“, antwortet Dr. Manthei.
    „ Danke“, bemerkt Sandy ängstlich.
    „ Nun ja, ich mache mir einige Gedanken um ihren Mann. Sein Zustand ist nicht mehr kritisch. Doch wir haben keine Ahnung, warum er nicht wieder aus seinem Koma aufwacht.
    Herz und Kreislauf sind stabil, die Gehirnfunktionen sind unverletzt, er atmet selbstständig, hat keinerlei organische Leiden. Außer, dass er noch immer künstlich ernährt wird, ist er eigentlich gesund. Es gibt derzeit nichts, was diesen Zustand in irgendeiner Form rechtfertigen würde. Und dennoch bekommen wir ihn nicht aus seinem Koma zurück in die Realität.
    Manchmal erscheint es uns, als ob er das gar nicht will. Doch das ist etwas sehr weit hergeholt. Wie gesagt, wir haben alles getan, was in unserer Macht steht. Nun können wir nur noch beten.“
    Das war ein Schock. Damit hatte Sandy nicht gerechnet. Sie hatte in den letzten Tagen immer häufiger beobachtet, wie ihr Mann die Augen aufschlug und sie fragend anschaute. Doch ihr war dabei auch bewusst geworden, dass er sich noch in einer anderen Welt befand. Dass er geistig weder im Hier noch im Jetzt war. Er fühlte sich so weit von ihr entfernt, dass sie, wenn sie nicht genau gewusst hätte, dass dort neben ihr ihr Mann lag, sie dieses nicht geglaubt hätte.
    Es war alles so fremd, so weit, weit weg.
     
    „ Ja, Herr Doktor, aber das kann doch nicht sein. Sie müssen doch noch irgendetwas tun können.“
    „ Nein, liebe Frau Ballmer, derzeit können wir für ihren Mann nichts, wirklich nichts mehr tun.
    Es liegt nun an ihnen, ob sie ihn mit nach Hause nehmen oder ihm einen Platz in einem Pflegeheim suchen.“
     
    Pflegeheim? Was sollte das denn? Hatte der Doktor gerade Pflegeheim gesagt? Es fühlte sich an wie ein Schlag. Fast wie ein Todesurteil. In diesem Moment verlief ihr Leben wie ein Film vor ihren Augen. Im Zeitlupentempo blickte sie auf manche Episoden des gemeinsamen Lebens zurück: das Lachen ihres Mannes, der liebevolle Umgang mit den Kindern – damals, lange war es her. Ja, damals war die Welt noch in Ordnung gewesen.
    Ihr Kreislauf taumelte, sie versuchte sich wieder zu fangen. Es fiel ihr schwer. „Kann ich was für Sie

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