Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders
alles tun werde, um sie umzusetzen. Es könnte mich nur einer daran hindern, und das ist unser Big Boss. Wenn es dem nicht gefällt, dann müsste ich gehen, dann wäre ich falsch in dieser Firma. Mittlerweile bin ich mir auch darüber im Klaren, und ich werde künftig alles daransetzen, dass ich es in erster Linie mir selbst recht mache und dann den anderen, danach erst unserem Big Boss. Mit allen Konsequenzen. Und sie können gewiss sein, wenn ich das umsetzen kann, werden wir bei Alliventi mehr Erfolg denn je haben. Es wird viele begeistern, und viele werden es mir nachtun. Einigen wenigen wird es unbequem werden. Diese Menschen werden Alliventi verlassen. Das ist in Ordnung. Sie werden einen anderen Platz finden. Einen Platz, wo auch diese Menschen sich auf kurz oder lang wiederfinden.“ Robert legte eine Pause ein.
Es war mucksmäuschenstill im Raum. Diese Worte von einem Personaler, und das mit der Standhaftigkeit und Klarheit, damit hatten die andern vier nicht gerechnet. Es fühlte sich an, als ob es gerade „plumps“ gemacht hätte. Als ob allen ein Stein vom Herzen gefallen wäre und jeder Einzelne gern bereit war, sich diesem Vorhaben anzu-schließen. Es war schon lange fällig gewesen, dass jemand etwas verändern würde. Dass es jemanden geben müsste, der das Hamsterrad anhalten würde. Doch dass es der eigene Personalchef war, der sich selbst Blasen im Rad gelaufen hatte, damit hätte von den Anwesenden keiner gerechnet. Immer noch war es unheimlich ruhig im Raum.
Frau Foulk, Roberts Sekretärin, ergriff das Wort und sagte: „O.k., dann mal los. Es gibt viel zu verändern. Wir fangen am besten gleich mit einem Brainstorming an. Und das Erste, was wir jetzt tun werden, ist ein Spaziergang um unser Werk.“
„ Bitteschön, wie bitte?“, fragte der technische Leiter, Herr Manson.
„ Ja, Herr Manson, sie haben richtig gehört. Wir fünf gehen jetzt spazieren.“
Robert musste schmunzeln. Hätte ihm ja von vorneherein klar sein können, dass die gute Frau Foulk seinen Plan voll durchblicken würde. Die anderen drei schauten sich etwas verwirrt an, schlossen sich jedoch der Vorgabe von Frau Foulk an und gingen mit. Bei Tina Foulk gab es keinen Widerspruch. Es war fast immer so, dass, wenn sie einen Vorschlag machte, dieser auch einstimmig angenommen wurde. Alle fünf holten sich ihre Jacken aus den Büros und gingen hinaus in den Frühlingstag. Die Sonne schien; es war zwar noch etwas kühl, aber um einen klaren Kopf zu bekommen, war es genau das richtige Wetter.
Frau Theissen, der Sekretärin vom Big Boss, war es etwas peinlich. Ihr Schreibtisch lag voller Arbeit, und nun ging sie spazieren. Was sollte denn bloß Herr Southerland von ihr denken?
Herr Summer, Roberts rechte Hand, war nicht ganz so verwundert. Robert hatte sich ihm gegenüber schon oft dahingehend geäußert, dass sich etwas verändern müsste. Doch was, dazu fehlten ihm eben einfach die Ideen – und bis gestern dachte er, ihm fehle auch noch die Zeit. So können Dinge sich ändern, denn heute war genügend Zeit vorhanden. Der Schreibtisch war voll, und man ging spazieren – ,lustig‘, dachte er.
Herr Manson wusste gar nicht so recht, was er damit anfangen sollte. Hätte er einen Rollkragenpulli angehabt, hätte er sich wohl am liebsten den Kragen bis über die Ohren gezogen. In der Hoffnung, dass ihn beim Spaziergang niemand erkannte. Mit weißem Hemd und Krawatte war das Versteckspiel nicht ganz so einfach.
„ So“, sagte Frau Foulk, „eine Runde haben wir gedreht. Sind sie alle warm?“
„ Ja, sind wir“, antwortete Robert.
„ Na, dann kommen sie mal mit auf die Rasenfläche. Ich habe eine Idee.“
Wieder so ein verdutztes Lächeln der anderen drei. Doch es half nichts, wenn Frau Foulk den Ton angab, hatte keiner zu widersprechen.
„ Als Erstes geht es doch um das Thema ,Vertrauen‘. Richtig?“, fragte Tina Foulk.
Zustimmend nickten die anderen vier.
„ Also dann bitte, wir werden nacheinander eine kleine Übung machen. Simpel, aber wirkungsvoll. Herr Ballmer, Herr Manson, sie stellen sich bitte mit Abstand von ca.
1,20 m gegenüber.“
Gesagt, getan.
„ Ich platziere mich in der Mitte und spanne meinen Körper fest an. Sie beide stupsen mich bitte wie ein Stehauf-männchen hin und her. Aber sanft, meine Herren.“
Mittlerweile hatte Frau Foulk allen vieren ein Lächeln auf die Lippen gesetzt. Da konnte man gar nicht anders als mitmachen.
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