Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders
Jetzt war es eh egal.
„ Also los, meine Herren“, forderte Tina Foulk Robert und Herrn Manson nochmals auf. „Wiegen sie mich bitte sanft von vorn nach hinten und umgedreht. Ich bleibe fest im ganzen Körper und habe absolute Hingabe, absolutes Vertrauen in sie, dass sie mich jederzeit auffangen werden.“
Es klappte und bereitete allen einen Riesenspaß.
„ Ganz kurze Pause“, wies Tina die beiden Herren an, „jetzt bitte Frau Theissen, stellen sie sich auch mit auf, und sie, Herr Summer, auch. Sie vier bilden jetzt ein Viereck und stupsen mich nicht nur vor und zurück, sondern auch von Seite zu Seite. Also von einer Schulter zu der anderen Schulter, vor und zurück und von der einen Seite zu der anderen.
Ja, genau so. Supergut. Und jetzt steigere ich das Ganze einmal für mich. Ich schließe die Augen und vertraue mich ihnen vier an. Bitte geben sie mir alle das Gefühl, dass ich bei ihnen liebevoll aufgehoben und sicher bin. Dass ich mich in ihrem Kreis fallen lassen kann, so wie ich bin, und das sie mich jederzeit auffangen.“
Tina Foulk war die perfekte Motivationstrainerin. Es war angenehm zu erspüren, wie gut aufgehoben man sich im Kollegenkreis fühlen konnte. Und Spaß machte es ohnehin.
„ O.k., stopp, meine Damen, meine Herren. Jetzt wechseln wir“, sagte Roberts Sekretärin.
„ Das habe ich befürchtet“, entgegnete der technische Leiter, Herr Manson. „Ich hab‘s gewusst.“
„ Na, dann machen sie doch gleich weiter“, wies ihn Frau Foulk an.
„ Hihi“, schmunzelte Herr Summer, „es trifft immer die Richtigen zuerst “.
Eigentlich waren Zahlen, Daten und Fakten das Aufgabengebiet von Marc Manson. Hätte ihm jemand gestern gesagt, dass er mit seinem Personalchef heute auf dem Rasen solch ein Spiel spielen würde, er hätte es wohl kaum geglaubt. Zu Beginn fiel es Marc Manson sichtlich schwer, sich fallen zu lassen. Es war völlig ungewohnt und wollte noch nicht ganz so gut klappen. Doch mit der Zeit spielte sich Routine ein, und auch Marc ließ sich von seinen Kollegen immer wieder vor und zurück und von rechts nach links wiegen. Das mit den geschlossenen Augen klappte noch nicht ganz so toll, er zwinkerte hin und wieder. Es war kein Problem.
„ Jeder macht es so, wie er möchte“, motivierte Tina Foulk.
Auch die anderen drei kamen der Reihe nach dran. Erst Robert, dann Frau Theissen und zum Schluss der Segen der Personalabteilung: der Mann mit dem großen Herzen, Herr Summer. Er hieß Summer und war Summer. Alle waren glücklich, zufrieden und genossen es, mit den Kollegen einmal etwas mehr persönlichen Kontakt zu haben. Es fühlte sich völlig fern von allem Alltagsgeschehen an und ließ die Gehirne endlich einmal ausruhen. Oder verwirrte es etwa? Das Ganze war zwar schon etwas wackelig, aber dennoch etwas völlig anders als eine nüchterne Liefersitzung. Alle fünf kicherten, schrien und hatten jede Menge Spaß.
„ So“, sagte Robert irgendwann, „ich als Personalchef ordne jetzt an, dass sie für heute Feierabend machen. Ich möchte sie morgen früh anderthalb Stunden früher als sonst im Büro begrüßen dürfen. Bitte seien sie um 6:30 Uhr im Sitzungszimmer vor dem QMM-Büro, und bringen sie alle Kreativität, die sie besitzen – und was noch viel wichtiger
ist, gute Laune – mit, bitte.“
„ Bitte?“, fragte Herr Manson wieder mal etwas verwirrt, „Feierabend? Wissen sie, wie voll mein Schreibtisch ist?“
„ Ja, weiß ich“, antwortete Robert.
„ Und, wer soll das erledigen?“
„ Sie, Herr Manson. Einen Teil erledigt Ihr Geist heute Nacht, und das, was es dann noch zu tun gibt, das können sie auch morgen noch machen.“
Die zwei Frauen hatten es relativ schnell durchschaut, was Robert erreichen wollte. Herr Summer war sowieso leicht zu führen. Doch Herr Manson hatte daran wirklich zu knabbern. ,Er wird wohl noch etwas brauchen‘, dachte Tina Foulk.
„ Feierabend“, stotterte er noch drei Mal auf dem Weg zurück zum Büro. „Feierabend, unglaublich. Ich habe noch nie in den letzten 20 Jahren um 9:00 Uhr Feierabend gemacht.“
Jeder gab den anderen einen liebevollen Händedruck zum Abschied und ein Lächeln mit einem „dann bis morgen“ mit auf den Weg, bevor jeder Einzelne in seinem Büro verschwand.
Frau Theissen war froh, dass ihr Boss nicht zugegen war, als sie still und leise ihren Arbeitsplatz verließ. Ehrlich gesagt hätte sie nicht so genau
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