Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders
Stuhl gefallen, als er mir mit einem Stromstoß an Energie sein Interesse an dem Job mitteilen wollte. Er erzählte ohne Punkt und Komma. Er versprühte eine derart starke Begeisterung, dass ich mich völlig überrollt fühlte. Na ja, und ich wusste nichts Besseres als ihm rhetorisch geschickt ins Wort zu fallen und seine Begeisterung zu bremsen. Du kennst mich, JOY – zwei, drei Sätze, und dann nehme ich meinem Gegenüber die Luft raus. Ich frage mich heute, warum habe ich so was gemacht? Wenn Alliventi Frankfurt die Möglichkeit hat, einen richtig guten Mann zu bekommen, warum fördere ich das nicht? Warum trete ich dann so auf die Bremse?“
„ Angst, Robert, pure Angst.“
„ Angst, JOY, wovor?“
„ Angst, selbst nicht gut genug zu sein. Du hast die Vita von Herrn Mittenwald gesehen und bist mit deinen damals 43 Jahren fast umgefallen. Der Mann war um einiges jünger als du und dir erheblich überlegen. Das wolltest du gar nicht erst zu lassen. Am liebsten hättest du seine Bewerbung
gleich abgelehnt. Doch dein Big Boss wusste davon, und es gab keinen triftigen Grund, Herrn Mittenwald nicht einzustellen. Es blieb dir also nichts anderes übrig als dein Ja und Amen zu geben.“
„ JOY, ich glaube, so was habe ich häufig gemacht. Ich fühlte mich in meinem Ego bedroht. So viel Bildung in einem Menschen, und das bei Alliventi, das konnte und wollte ich nicht aushalten.
Konkurrenz belebt das Geschäft. Dieser Spruch ist nicht zu unterschätzen. Als Herr Mittenwald bei uns seine Arbeit aufnahm, mussten sich einige Mitarbeiter gehörig am Riemen reißen. Jeder schaltete einen Gang höher, ob er wollte oder nicht. Inklusive mir, auch ich hatte keine andere Wahl, als mich etwas verändern zu müssen. Ich wurde sozusagen aus meiner Komfortzone gerissen.
Ich hatte schon immer ein Problem damit, wenn es Menschen gab, die besser waren als ich. Ich wollte das nie so richtig wahrhaben. Doch mittlerweile habe ich sehr viel Zeit damit verbracht, mir darüber Gedanken zu machen.
Und nun frage ich mich, wo ich hier so tatenlos liege, ob ich das jemals wiedergutmachen kann.“
„ Robert“, sagte JOY in einem ruhigen, sanften Ton, „du hast damals nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Ich sage nicht, dass es das Tollste war, was du je gemacht hast. Doch auch du bist nicht vollkommen. Damals konntest du nicht anders handeln. Heute, wo du dir dessen bewusst bist, solltest du Menschen, die gut sind, die schnell sind, die anders sind, unterstützen. Du wirst von ihnen lernen. Du wirst noch besser werden, wenn du dich mit Menschen umgibst, die besser sind als du. Sieh es künftig als Geschenk des Himmels, dass du mit solchen Situationen konfrontiert wirst. Es sind Chancen, die es zu ergreifen gilt. Schau diesen Menschen auf die Finger. Schau, wie sie Entscheidungen treffen. Wie sie ihr Privatleben und ihren Beruf unter einen Hut bringen. Wie schaffen diese Menschen es, solche Leistungen zu erbringen? Das wird spannend, Robert, das könnte dir für dein weiteres Leben einen Quantensprung bringen.“
„ Ja, JOY, ich glaube dafür war das jetzt gut. Die Einsicht zu bekommen, dass ich von diesen richtig guten Menschen etwas lernen kann. Ich sollte mir den Neid abgewöhnen und für mich die Vorteile in dieser Situation erkennen. Nicht gerade einfach, JOY, doch irgendwie werde ich das hinkriegen, bestimmt.“
„ Da bin ich mir sicher, Robert, vollkommen sicher. Nach wie vor ist der erste Schritt ein ,Sich-der-Dinge-bewusst-werden‘. Dadurch kommt ein Stein ins Rollen. Vieles wird dann auch von deinem Unterbewusstsein bearbeitet. Wundere dich also nicht, wenn Dinge passieren, mit denen du nicht rechnest.“
„ Ja, JOY, ich kann mir denken, dass dann so manches geschieht, was völlig irritierend ist.
Noch eine andere Frage, JOY: Wie sieht es mit Menschen aus, die bestimmte Stärken haben. Die in bestimmten Dingen besonders gut sind und anderes überhaupt nicht geregelt kriegen. Ich schaue mir als Personalchef die Bewerbung an. Studiere den Lebenslauf und prüfe, ob diese Person für die Stelle, die ich zu besetzen habe, geeignet ist. In der Regel passt das. So, wie es in den Unterlagen des Bewerbers steht, so besetze ich dann mit dieser Person die ausgeschriebene Stelle. Wenn es einigermaßen deckungs-gleich ist, kann ich, so glaubte ich bisher, dieses mit gutem Gewissen durchführen. Das Problem ist, dass die Mitarbeiter wegen interner Umstrukturierungen häufig nicht mehr die
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