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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Sinn.
    Die Formel! Das ist ein Brocken, auf den sie sich stürzen werden.
    »Lasst mich hinzufügen«, sprach er haspelnd, »dass ich eine Schriftsammlung von meiner Mutter erhalten habe. Ich behielt sie, weil sie ein Andenken bedeutet, aber ich verstand sie nicht. Bis ich von meinem Oheim unterrichtet wurde.« Er zeigte auf Marek, um ihm Glanz zu verleihen.
    Die Blicke der Vampyre wandelten sich. Aus der Ablehnung wurde Gier. Hoffnung. Und Heimtücke.
    Dominic fing sich und brachte sein Herz dazu, nicht ganz so rasend in seiner Brust zu trommeln. »Ich ahne, was die Formeln bedeuten, sofern ich sie recht zu lesen und vor allem zusammenzusetzen vermag. Ich folge den Spuren der Unsterblichkeit!«
    »Habt Ihr ihm davon erzählt, Baron Illicz?«, fragte der Ischariot angespannt.
    »Nein«, gab Marek verwundert zurück. »Nein, ich habe ihm nichts Diesbezügliches gesagt!« Er schaute kurz über die Schulter. »Und er hat sie mir auch noch nicht gezeigt. Ein kleines Geheimnis, das er aus Frankreich mitgebracht hat.«
    Ich muss Octavius auf ewig dankbar sein!
    Dominic war erleichtert. Er hatte den richtigen Köder gefunden.
    Der Ischariot sah in die Runde, und es gab überall ein leichtesNicken. Nicht zu deutlich, um das anhaltende Missfallen des Auftritts zu verdeutlichen, doch sichtbar und einstimmig. »So verkünde ich, dass du, Dominic de Marat, der Eleve von Baron Marek Illicz sein darfst. Er soll dich jedoch gleichzeitig für deine Anmaßung züchtigen. Weitere Verfehlungen werden dir nicht noch einmal verziehen werden, selbst wenn du der leibliche Sohn des Judas wärst.« Er setzte sich. »Die Eleven mögen sich nun zurückziehen. Wir haben Dinge zu bereden.«
    Dominic verneigte sich wieder.
    »Ich danke der Cognatio.« Marek war erleichtert und kochte dennoch innerlich, was man seiner Stimme anhörte.
    Die Nacht verlief gänzlich anders, als er es sich gewünscht hatte. Gut so!
    Die Eleven traten von den Stühlen zurück und gingen los.
    Dominic folgte ihnen und gelangte in die Überreste des Nordgangs der Kirche. Das Mondlicht, das in die erhaltenen Fenster fiel, färbte sich durch das blaue, gelbe und grüne Glas. Die Vampyrinnen und Vampyre wirkten, als wären sie von den seltsamsten Krankheiten befallen, die die Haut färbten.
    Das ging gerade noch einmal gut für mich aus. Der Dolch hat mir bereits Glück gebracht. Das Schöne ist: Ich könnte mir noch viel mehr erlauben! Sie wollen die Formel!
    Er setzte sich mitten ins Mondlicht und ließ die anderen ziehen. Ihm war nicht nach Gesellschaft. Dominic nahm sich vor, trotz allem zurückhaltender zu sein, schon allein wegen seiner Recherchen über den Dämonenpakt. Nachdem er einen Hinweis auf das Mal bekommen hatte, hatte er Hoffnung geschöpft, den Namen
seines
Herrn zu ergründen. Er brauchte Zugang zu Mareks Bibliothek. Noch.
    Vielleicht genügen eine Beschwörungszeremonie und ein Opfer, um sich freizukaufen.
    Er sah hinauf zu den Fenstern und verfolgte die Strahlen des Mondes.
    Die Cognatio und ich wollen das Gleiche: dem Dämon entkommen, der uns zu diesen Kreaturen gemacht hat. Sie wollen ewig leben, ich den Pakt aufheben.
    Dominic zog den Dolch und ritzte mit der Spitze seinen Namen in die Platte zu seinen Füßen.
    Spuren hinterlassen. Für die Ewigkeit.
    Das silbrige Licht versetzte ihn in eine melancholische Stimmung, in der seine Gedanken ohne Ziel und Sinn schwebten. Dominic schloss die Augen. Er dachte über Marek nach, seine Mutter, den Pakt, die Baronin und Octavius sowie die Formel, die er nicht besaß.
    Die Zeit verstrich, bis ein Schatten auf ihn fiel. Er hob die Lider.
    Vor ihm verharrte eine Elevin, die die Hände auf den Rücken gelegt hatte. Blaues Licht fiel auf ihr Gesicht, das Dominic einigermaßen hübsch fand. Ihm fiel nicht ein, hinter welchem Baron oder welcher Baronin sie in der Cognatio gestanden hatte. »Du stehst mir im Licht, ma chère.«
    Sie schürzte die Lippen. »Oh, das tut mir leid.« Sie machte einen Schritt nach vorn und raubte ihm noch mehr Helligkeit. »Besser, Franzmann?«
    »Ah, ich verstehe.« Dominic lächelte. »Du bist die Abordnung der entrüsteten Elevinnen und Eleven. Und weil sie Angst haben, dass ich einen Mann in Grund und Boden schlagen würde, haben sie eine Frau geschickt.« Er hielt ihrem verachtenden Blick stand, in dem erste Unsicherheit aufschimmerte.
    Lass sehen, was in dir steckt.
    Dominic stand auf und streifte sie dabei mehrmals, auch ihre Brüste. Er war einen halben Kopf größer als sie.

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