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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sie: zehn weiße und eine rote.
    Das wird sie für mich feucht halten.
    Eine halbe Stunde später reiste er aus Leipzig ab. Der Vorhang hatte sich für sein kleines Täuschungsstück bereits wieder gesenkt.
    Für die Störung sterben mir ein Dutzend Schlitzaugen und ein Dutzend Wodkasäufer!
    Harm jagte den mattgrauen Ford Mustang über die Autobahn,die er für die beste Erfindung der Deutschen hielt. Gäbe es sie überall, könnte er noch schneller reisen.
3. März 2008, Docklands,
London, Großbritannien
    Harm sah auf die zwölf Würfel aus hellem Kunstharz, die er soeben aus den Formen genommen und auf dem gekachelten Boden abgestellt hatte. Alle hatten die Kantenlänge von einem Meter, und in ihrem Innern befanden sich ganz besondere Stücke.
    »Na?«, sagte er zu Stevens, der auf der anderen Seite stand. Beide hatten weiße Ganzkörperschutzanzüge an, wie sie die Spurensicherung oder Lackierer trugen.
    »
Das
werden sie verstehen, Lord Mayor«, gab er grinsend zurück. »Aber ich bin nicht sicher, ob sie jemand auf seinen Kamin stellen wird.«
    »Ich würde es.« Harm ging in die Hocke und tätschelte den Block vor sich. Darin waren zwei abgetrennte Köpfe eingeschlossen: ein Japaner und ein Russe, die sich scheinbar anstarrten. Die Münder waren zum Schrei geöffnet.
    »Das glaube ich Ihnen sofort, Sir.«
    »Schick sechs davon an Oyabun Yatamo und sechs an den Paten des Schaparow-Clans.« Er nahm einen Filzschreiber aus der Tasche und beschriftete alle mit den Worten:
Hingerichtet durch den Lord Mayor wegen Verstoßes gegen das Gesetz.
    »Das macht es klar.« Stevens nahm den Sackkarren aus der Ecke. »Ich sende sie mit dem Express los, Sir.«
    Harm verließ die kleine Halle, in der normalerweise gestohlene Autos umgebaut und mit frischer Farbe für den Weiterverkauf präpariert wurden. Er ging durch das Drogenlabor, in dem zehn seiner Leute damit beschäftigt waren, Pulver zu kleinen Tablettenzu pressen. Harm mochte es, starke Standorte für seine vielzähligen Unternehmungen zu haben, denn alles andere hielt er für Verschwendung. Je tiefer diese Orte mitten im normalen Leben steckten, desto weniger fielen sie auf. Er nickte seinen Leuten zu, die Männer und Frauen grüßten ihn ehrfürchtig.
    Er marschierte durch die nächste dicke Stahltür, die mit einem elektronischen Zahlenschloss gesichert war, und stand in der Küche seines Restaurants
DockView,
von dem aus man einen wunderschönen Blick auf die Themse hatte.
    Harm ärgerte sich noch immer.
    Blöde Wichser! Wegen dieser Kindereien muss ich meine private Rache hintanstellen.
    Er zog den Schutzanzug aus und warf ihn in die Müllkiste. Darunter trug er einen grauen Maßanzug. Die schwarze Krawatte nahm er aus der Tasche und zog sie mitten unter den Köchen an. Niemand wunderte sich.
    Aber wenigstens hatte Harm einen Weg gefunden, Rache und Strafaktion zu kombinieren. »Sitzt sie?«, fragte er einen Lehrling, der daraufhin bestätigend die blutige Hand hob, mit der er eben noch in den Eingeweiden eines zerlegten Huhns gewühlt hatte.
    Das erinnerte Harm an sein neuestes Exempel: Er war mitten in eine Schießerei der russischen und japanischen Arschlöcher marschiert, hatte sie alle kaltgemacht; anschließend war er zu ihnen nach Hause gefahren, um sich deren Familien vorzunehmen.
    Niemand bricht auf meinem Land meine Regeln.
    Mit einem Strahlen betrat er den Gastraum und ging zum Tisch, an dem ein ganz besonderer Mensch seit zwei Minuten wartete. Er brauchte nur zwei Sekunden, und sein Gesicht nahm die Züge an, die Emma kannte. Auf die Emma heftig ansprang. In die Emma sich verliebt hatte.
    Hier kommt Alec.
    »Hallo«, sagte er und trat von hinten an sie heran, berührteihre nackten Schultern. Das dunkelgrüne Kleid stand ihr gut, wenn er bei ihr Wert darauf gelegt hätte.
    Sie zuckte nicht vor seiner Berührung zurück, sondern wandte ihm lächelnd den Kopf zu, als wollte sie, dass er sie küsste.
    Darauf wirst du warten müssen.
    »Sie sind früher zurück, als Sie mir haben mitteilen lassen«, sagte sie glücklich.
    »Es lief sehr gut.« Harm setzte sich ihr gegenüber und nahm ihre Hände, drückte sie kurz. »Ich konnte es nicht erwarten, dich wiederzusehen.« Er war nonchalant zum Du übergegangen. »Ist das Zimmer zu deiner Zufriedenheit?«
    Sie legte eine Hand gegen die Brust. »Ich dachte, du machst einen Scherz, als du mir geschrieben hast, dass du ein Zimmer im
Ritz
gemietet hast!« Emma nahm ihr Wasserglas, die Wangen waren leicht gerötet.

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