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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Sie hatte es heiß und war heiß. Auf ihn. »Ich meine, es ist das
Ritz!
Das kannte ich nur aus dem Fernsehen!«
    »Genieß es.« Harm prostete ihr mit dem Rotwein zu. »Hast du deine Tochter gut untergebracht?«
    »Ihre Tante passt auf sie auf. Kein Problem.« Sie nahm ebenfalls den Wein zur Hand, sie stießen an, und sie nippte. »Ich freue mich sehr, dass ich hier sein darf.«
    »Mich freut es ebenso.« Sie lächelten einander an.
    Ich sollte wirklich Schauspieler werden.
    »Was sollen wir morgen alles anstellen?«, fragte er sie und nahm die Vorspeise in Empfang: eine kräftige Fischsuppe mit Jakobsmuschelfleisch sowie Calamares und einem hauchzarten Kaviar-Cognac-Schäumchen obenauf.
    Emma redete los und listete auf, was sie unternehmen und sehen wollte.
    Harm nickte viel. Aber er hörte gar nicht hin, weil er nicht vorhatte, sich mit Emma zu beschäftigen. Mehr als den Abend würde sie nicht bekommen. Eine unwiderstehliche Ausrede hatteer ebenfalls parat: Geschäfte. Vorbereitungen für das Café in Leipzig. Sie konnte gar nicht böse sein.
    »Sehr schön«, sagte er, als er merkte, dass sie erwartungsvoll schwieg. »Es ist zwar sehr viel, aber wir beeilen uns einfach.« Er stieß wieder mit ihr an. Dann sprach er über das Café, das er eröffnen wollte, und beschrieb es, wie er es in ihrem Tagebuch gelesen hatte. An ihren Augen, die an seinen Lippen klebten und leuchteten, erkannte er, dass er das Richtige von sich gab. »Willst du den Job, Emma?«
    »Gott, Alec! Ich weiß doch nicht, wie ich …«
    »Du bist dafür wie geschaffen«, fiel er ihr ins Wort. »Ich mache dir gern deinen Traum wahr.«
    Zeit für die nächste Stufe.
    Harm nahm ihre Finger, während die Kellner die Teller abräumten und ihren eigenen Chef nicht erkannten. »Seit ich dich gesehen habe, Emma …« Er stockte und täuschte Überwältigung vor. »Nein,
als
ich dich gesehen habe, wusste ich, dass ich dich kennenlernen möchte. Schon das bisschen Zusammensein mit dir hat mir bewiesen, dass ich mich nicht getäuscht habe. So etwas ist mir noch nie passiert. Wir liegen auf der gleichen Welle, und ich bin sicher, dass du eine tolle Stellvertreterin für mich wärst.«
    »Alec!«, rief sie erfreut und überrascht.
    Weniger! Übertreibe nicht zu sehr.
    »Natürlich nur, wenn du möchtest. Aber ich vertraue dir, Emma. Vom ersten Blick an. Ich kann nichts dagegen tun.«
    Sie beugte sich über den Tisch und tat das, was er befürchtet hatte: Emma küsste ihn. Lange und zärtlich, bevor sie sich setzte. »Besser kann ich darauf nicht antworten«, hauchte sie.
    Harm hätte am liebsten gekotzt. »Das bedeutet mir sehr viel«, würgte er hervor und rettete sich in ein falsches Strahlen.
    Sein Palmtop vibrierte.
    »Verzeih mir«, bat er und sah auf die Anzeige. Wilson erinnerteihn, dass eine neue Bücherlieferung gekommen war und darauf wartete, von ihm inspiziert zu werden.
    »Was Schlechtes?«
    »Ein Notfall im anderen Restaurant.« Harm dankte Wilson und versprach ihm eine Gehaltserhöhung wegen des guten Timings. Er küsste Emmas Hand. »Warte nicht auf mich. Es wird spät werden.«
    »Kommst du … später ins Hotel?«
    Shit. Sie will heute schon ficken.
    Würde er nicht zu ihr gehen, empfände sie es als Ablehnung. »Ich kann dir nichts versprechen, doch glaube mir«, er küsste sie auf den Mund, weil es die Taktik erforderte, »es gäbe nichts, was ich heute Nacht lieber täte.«
    Außer in den Büchern zu lesen und tausend andere Dinge.
    Er küsste sie im Aufstehen nochmals rasch auf die nackte Schulter und schritt los, wechselte seine Gesichtszüge hinter einer Säule und trat auf seinen Maître zu. Er wischte sich die Lippen mit einem Tuch ab und nahm ein Rotweinglas vom Tablett eines vorbeieilenden Kellners. Schnell leerte er es auf einen Zug. Alkohol desinfizierte. »Der Tisch, an dem die Lady sitzt, geht auf Kosten des Hauses. Und sagen Sie Roberts, er soll weniger Salz ans Kaviar-Cognac-Schäumchen tun.«
    »Sehr wohl, Mister Byrne.«
    Harm verließ das
DockView
und fuhr zum
One Canada Square
, wo etwas wesentlich Interessanteres wartete, als es Emma Karkow jemals sein würde.
     
    »Das ist die Beschwörungsformel!«
    Harm mochte es eigentlich nicht, wenn man Dinge laut aussprach, obwohl man allein im Raum war. Aber die Überraschung war zu groß gewesen.
    Er schob das aufgeschlagene Werk zur Seite und wälzte die übersetzten Bücher, die ihm Anjanka hinterlassen hatte.
    Wie immer wurde er dabei langsamer und musste die Handschrift der

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