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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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damit, was immer du bist, das es mich gerne tun ließe.
Seine Dämonenmale fühlten sich warm an, als wären sie es, die den tödlichen Heißhunger auslösten.
    Sia hatte den Raum verlassen. »Kommst du?«, rief sie von draußen. »Und such dir einen neuen Wagen aus. Ich habe gesehen, es hängen zwei Schlüssel am Brett. Ich fahre nach Leitrim, du klapperst die Namen auf der Liste ab. Ich empfehle dir den Bären. Barnaby irgendwas. Ruf mich an, wenn du Neuigkeiten hast.«
    Eric hörte, wie die Haustür ins Schloss fiel.
Ja, es stimmt. Es war nicht clever von mir, die Sídhe anzurufen.
Verärgert über sein Telefonat, verließ er das Büro und eilte die Stufen nach unten.
Der Ard Rí und seine Scharfrichterin. Wäre sie eine normale Wandlerin, hätte ich sie weggeblasen.
Das erinnerte ihn daran, dass er sich dringend eine Waffe aus massivem Gold besorgen musste, um die Schlangenwandlerin beim nächsten Mal sicher in den Tod zu schicken.
    Daher kehrte er ins Büro zurück und forschte im Internet nach Ausstellungen in Irland, bei denen Gold in jeglicher Form zur Schau gestellt wurde. Zwei Klicks, und schon war er fündig geworden. »Dinge des Alltags an Königs- und Fürstenhäusern.«
    Die ultimative Erniedrigung für de Cao wird sein, wenn ich sie mit einer goldenen Bettpfanne erschlage.
Eric druckte sich die Beschreibung sowie den Ort aus. Bevor er die Villa verließ, nahm er natürlich das Schlüsselbrett in Augenschein: auf einem Startmodul prangte das Emblem von VW , auf dem anderen das von Rolls-Royce.
    Das ist dann wohl die Lotterie.
Eric machte sich einen Spaß und wählte den VW . Er machte sich auf den Weg in die Garage und stand dort vor einem
Phantom
und einem
Touareg Hybrid.
Es hätte schlimmer kommen können.
Immer noch seinem X6 nachtrauernd, stieg er in den VW und ließ das Rolltor in die Höhe fahren.
    Was für einen Bären jage ich eigentlich?
Ihm fiel das alte Sprichwort ein, dass man das Fell des Bären nicht verteilen sollte, bevor das Tier nicht erlegt war. Eric fuhr hinaus und sah, dass Sia auf der Zufahrt bereits mit dem schäbigen Dacia auf ihn wartete.
    Er parkte hinter ihr, lud rasch Munition zu, dann trennten sich ihre Wege vorerst, auch wenn es Eric sehr widerstrebte.
    Die Gründe für seinen Widerstand hatten sich allerdings gewandelt.
    Er raste mit dem Touareg Hybrid durch die Nacht, um sich der Höhle des Bären zu nähern.
    Eric hoffte sehr, von ihm mehr über den Ard Rí zu erfahren.
Notfalls werde ich der Bestie einen Deal vorschlagen: Ich lasse sie laufen und zwinge sie dazu, Europa zu verlassen, wenn sie mir im Gegenzug mehr von ihrem Hochkönig berichtet.
Aus Gedankenlosigkeit überholte er auf dem falschen Fahrstreifen.
Und sobald er sich sicher ist, knalle ich ihn ab.
    * * *

6. Februar, Großbritannien, Nordirland,
Newry, 10.01 Uhr
    Boída de Cao hatte die rechte Hand an die Stirn gelegt, die andere hielt den Hörer. Die pochenden Kopfschmerzen wollten nicht verschwinden, seit ihr der Deutsche eine Ladung Silber durch den Schädel geblasen hatte.
    Dass er mehr als gut war und den gefährlichsten Gegenspieler darstellte, dem sie jemals begegnet war, ließ sich nicht leugnen. Dazu war er noch ein exzellenter Schütze. Die Verluste unter den HellDogs hatten sich als überraschend hoch erwiesen.
    »Nein«, wiederholte sie zum vierten Mal ins Telefon. »Ich weiß nicht, wohin er verschwunden ist.«
    »Aber es ist wichtig«, beharrte der Mann mit der rauchigen, eindringlichen Stimme auf der anderen Seite des Hörers. »Er zieht eine Blutspur durch Irland. Sollte es nicht gelingen, ihn aufzuhalten, dann …«
    »Du musst es nicht sagen. Ich war dabei, als er ausgeteilt hat.« Boída kämpfte gegen die plötzliche Übelkeit. Zwar besaß das Silber keine tödliche Wirkung auf sie, aber die winzigen Stückchen, die sich in ihrem Fleisch und in den Knochen festgesetzt hatten, reizten sie. Es waren unterschwellige Schmerzen, die man im Ruhezustand spürte, wie beim Warten, beim Einschlafen, beim Rumsitzen – und unvermittelt wurden sie nervig und machten sie gereizt. »Wir haben unsere Augen und Ohren alarmiert. Jeder Tuatha hat sein Bild von mir bekommen.«
    »Und was wirst du unternehmen, meine Scharfrichterin?«, säuselte er.
    »Das Gleiche wie alle anderen: Ich halte meine Augen offen.«
    »Was mir aber nicht ausreicht!«, brüllte er, und es krachte. Anscheinend hatte er mit der Faust auf den Tisch geschlagen oder etwas gegen die Wand geworfen. »Früher oder später wird er

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