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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sollen ja eine Feenrasse sein, die in Hügeln lebt.« Eric konnte buchstäblich hören, wie sich die Rädchen im Kopf des Nachtkelten auf Hochtouren drehten. »Spreche ich mit einer Fee? Oder heißt das Feenrich?«
    »Ich bin jemand, der von den Wandlern nicht gemocht wird, Mister von Kastell. Das könnte ein Ansatz sein, um ins Geschäft zu kommen.«
    »Nur wenn ich weiß, dass Sie keiner von denen sind, Mister Fee.« Er musste grinsen.
Rotzfrech und ohne Anstand.
Justine wäre stolz auf ihn.
    Jetzt lachte der Mann. »Mit Sicherheit nicht, Mister von Kastell. Was halten Sie von einem Treffen, um alles Weitere zu besprechen?«
    »Klingt gut. Ich arbeite mich gerade ein wenig in die Strukturen der hiesigen Wandler ein, und ich muss sagen, dass die Iren gar nicht so schlecht organisiert sind, mit ihren Rís und dergleichen. Aber eine Sache ist mir entgangen, und wo ich Sie gerade am Hörer habe: Sagt Ihnen der Begriff Ard Rí etwas?«
    Stille.
    »Habe ich Sie schon wieder mit dem überrascht, was ich gesagt habe?«
    »Sie haben sich nicht verhört, als der Begriff gefallen ist?«, fragte der Mann nach. Eric hörte ihm an, dass er seine Aufregung mühsam kontrollierte.
    »Ich bin mir sehr sicher, Mister Fee. Denn die Pantherin war überzeugt, dass der Ard Rí für ihren Tod verantwortlich ist.« Eric drückte wahllos auf der PC -Tastatur herum, damit sein Gesprächspartner es klackern hörte. »Mh. Das Internet sagt, dass es Hochkönig oder Großkönig bedeutet.«
    »Wir bereden das bei unserem Treffen, Mister von Kastell. Was halten Sie davon, wenn wir uns …«
    »Nein.
Ich
rufe Sie an und sage Ihnen, wann und wo wir uns treffen«, unterbrach er ihn. »Ich empfehle Ihnen, spontan zu sein.« Er legte auf.
Die Sídhe wussten nichts von einem Großkönig.
Im Haus erklang das Klingeln von Sias Telefon, und Eric musste breit grinsen. Sein Anruf hatte Folgen.
Aha. Neue Befehle für die Handlangerin der Vampire.
    Es dauerte keine fünf Minuten, und Sia stand vor ihm. Ihre grauen Augen blitzten anklagend. »Kann es sein, dass du eben bei den Sídhe angerufen und nach dem Ard Rí gefragt hast?«
    »Sie haben aber auch verdammt schnell bei dir angerufen.«
    »Idiot! Jetzt haben sie mir aufgetragen, den Großkönig umzubringen! Wie soll ich das anstellen?«, schrie sie ihn wütend an. »Wir hätten uns in aller Ruhe umhören können, aber nein, Mister Bestientöter hat einen glorreichen Einfall und telefoniert ein bisschen!« Die langen Vampirzähne waren ausgefahren. »Habe ich denn nicht schon genug Aufgaben zu bewältigen, bis ich Elena und Emma in Sicherheit weiß? Wollten wir nicht nach Sliabh-an-Iarainn fahren und uns nach den Sídhe umschauen?« Sie schlug gegen die Wand, und ein großer Brocken brach heraus. »Das war echt nicht schlau!«
    Eric sah es ein wenig anders, verstand ihre Kritik jedoch. »Ich hätte dich vorher fragen sollen«, gestand er zu. »Aber wir wissen jetzt, dass die Sídhe auch nicht wussten, dass …«
    »Das spielt keine Rolle! Sie haben mich losgeschickt. Es bedeutet jetzt keinen Vorteil mehr für uns. Sie haben den
gleichen
Kenntnisstand wie wir. Dank dir.« Sia atmete lange aus. »Na schön. Wir sind fertig hier, richtig? Ich habe nichts finden können.«
    »Ich auch nicht.« Eric tat es leid, was er ausgelöst hatte.
Dafür wissen wir aber auch mehr.
»Wir gehen vor, wie wir es mal angedacht hatten: Du machst dich in Sliabh-an-Iarainn auf die Suche nach den Spuren der Nachtkelten und der Sídhe, ich räume weiter unter den Wandlern auf, um für Ablenkung zu sorgen. Dabei entdecke ich bestimmt mehr über den Ard Rí.« Er erhob sich und kam auf die einen Kopf kleinere Vampirin zu, berührte sie an den Schultern. »Vertraue mir. Wir befreien deine Schwester und deine Nichte. Schneller, als du denkst.« Ein Blick auf ihre Züge sagte ihm, dass sie ihm nicht glaubte.
    Der Duft, der von ihr ausging, machte ihn sehnsüchtig und hungrig zugleich. Er wollte die Zähne in sie schlagen, von ihrem Fleisch kosten und …
    »Versuchst du, meine Schultern zu massieren oder zu quetschen?«, fragte sie und schob seine Arme weg. »Das solltest du noch üben.« Sia wandte ihm den Rücken zu und ging los.
    Der schutzlose Nacken hatte eine verheerende Wirkung auf Eric: Unbändiges Verlangen mischte sich mit überwältigender Gier. Just in diesem Moment wäre es besonders leicht, die Vampirin zu packen und sie dann mit einem kräftigen Biss …
Nein!
Er schlug sich mit der Faust einmal gegen die Stirn.
Hör auf

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