Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Vertrauensbeweis.«
    Was bleibt dir auch anderes übrig, du Möchtegernhochkönig?! Ich habe einfach zu viel zu bieten, was du unbedingt haben möchtest. Du steckst tief in der Bredouille.
»Danke. Ich sichte den Chip und suche mir die Stellen aus, die für mein Rudel prädestiniert sind. Wir können sehr gut mit weiten Ebenen und morastigen Stellen umgehen.« Sie strich den Rock glatt. »Bon, abgesehen von mir. Die anderen sind Naturkinder geblieben.«
    Der Ard Rí sah zufrieden aus. »Sehr schön.« Er gab ihr seine Telefonnummer. »Ich bin jederzeit für Sie erreichbar.«
    »In ein paar Tagen kann es losgehen. Ich freue mich.« Justine erhob sich und war froh, dem schlecht riechenden Kaffee zu entkommen. »Und meine Leute sicherlich auch. Wir haben schon lange nicht mehr Großwild gejagt. Oh, können Sie mir noch etwas über irische Vampire zukommen lassen? Schwachstellen und dergleichen. Ich möchte wissen, auf was wir uns einstellen müssen. Normalerweise treten wir gegen andere Wandler an.«
    »Sicher. Haben Sie eine E-Mail-Adresse?«
    »Bien sûr.« Sie nannte ihm eine von ihren vielen. »Aber nicht mehr als fünf MB , sonst macht der Server dicht.«
    Der Ard Rí lachte. »Ich sage es weiter.« Er bedeutete einem der Wächter, sie hinauszugeleiten. »Dann bis bald, Justine de Gévaudan.«
    »A bientôt.«
    Sie hob den Chip, wedelte damit und steckte ihn in ihre Handtasche.
Besser hätte es überhaupt nicht laufen können.
    Justine wurde von einem der Männer aus dem Raum, durch den Gang und wieder durch das Labyrinth geführt. Dabei nahmen sie andere Abzweigungen als bei ihrem Hinweg, dann traten sie durch den umgebauten Schacht eines Kohlenkellers an die Oberfläche. Ganz in der Nähe der Bar
Betmen.
    »Danke.« Justine streifte sich Staub und Spinnweben von den Schultern. Sie klopfte dem Mann auf die Finger, als er ihr dabei helfen wollte. »Ah, ah, non, non. Sie durften mich heute schon anfassen. Zweimal an einem Tag geht nicht.« Sie hatte ihren Porsche entdeckt und ging los.
    Das ist mir fast unheimlich, dass alles so glattging.
Justine zog ihr Handy hervor und rief Eric an, um ihm von dem überragenden Erfolg zu berichten.
Ich würde zu gern sein Gesicht sehen! Mon Dieu, er muss mir auf Jahre hin dafür die Füße küssen!
Sie öffnete die Tür, setzte sich hinters Steuer.
    Eric hob ab. »Ja?«
    »Hallo, mon frère! Ich bin’s! Écoute-moi, j’ai …«
    Ein dickes, warmes Seil schmiegte sich schalgleich um Justines Hals und zog sich so ruckartig zu, dass die Wirbel knackten.
     Das Handy fiel ihr aus den Fingern.
    * * *

9. Februar, Irland,
Shannon, 11.11 Uhr
    S ia schaute auf das Telefon.
Soll ich ihn anrufen oder nicht?
    Es war verlockend, den Ard Rí als Verbündeten an ihrer Seite zu haben. Doch wenn sie Justine richtig verstanden hatte, zählte er zu den Wesen, die sich ebenso wenig an Pakte hielten wie die meisten Vampire.
    Ich warte, was Justine berichtet.
Sie legte die Füße hoch, warf die langen roten Haare zurück und blickte zum Fenster hinaus auf den langsam dahinfließenden Fluss, der einen Steinwurf weit vom Haus entfernt dahinglitt.
    Boote und Schiffe zogen auf ihm entlang, Urlauber und Einheimische nutzten die Wasserader.
    Es muss schön sein, auf einem Fluss zu reisen. Oder übers Meer.
Ohne dass sie es wollte, dachte sie ans Sanctum.
    An die mögliche Heilung.
    An
ihre
Heilung.
    Aber wie sie Eric schon gesagt hatte:
Für mich ist es zu spät.
    Zuerst hatte sie damit geliebäugelt, aber nach fast dreihundert Jahren als Judastochter konnte sie sich ein anderes Dasein nicht mehr vorstellen. Und es stimmte auch, was sie übers Beschützen gesagt hatte: Als Vampirin war sie eine bessere Leibwächterin.
    Bist du das?,
sagte eine gemeine Stimme in ihrem Hinterkopf.
Schau dir an, zu was es geführt hat. Du hast deine Nachfahren nicht vor den Nachtkelten beschützen können. Und jedes Rinnsal bremst dich aus.
    »Es wird nicht noch einmal geschehen«, murmelte Sia. Sie würde dafür sorgen, dass Elena und Emma von dem Sanctum bekommen würden, sofern sich dieser Nonnenorden bereit erklärte, etwas von dem Mittel herauszugeben. Das schlummernde Böse, der Keim des Dämons, musste zum Absterben gebracht werden, bevor er wachsen konnte.
Notfalls hole ich es mir auf meine Weise, wenn die Schwestern sich weigern.
    Die Schläge der Uhr im Stockwerk unter ihr dröhnten durch das ganze Haus. Eric saß mit der alten Miss Montesque immer noch beim Kartenspiel und ließ sich in die Geheimnisse von Bridge

Weitere Kostenlose Bücher