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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Justine?« Er schnalzte mit der Zunge, als würde er den Kaffee verkosten und nicht einfach nur trinken, und wirkte nachdenklich. »Sie sind lästig. Ich würde nicht so weit gehen und sie als natürliche Feinde von Wandlern bezeichnen, aber man kann ihnen nicht vertrauen.« Er drehte ihr das Gesicht zu, langsam und hoheitlich. »Ständig spinnen sie Intrigen und stellen sich als mystischer hin, als sie es in Wirklichkeit sind. Nehmen Sie diese romantische Schiene – fürchterlich! Es sind Raubtiere wie wir, allerdings mit einem besseren Image.«
    Ein echter Kaffeeklatsch. Wie schön, dass er in Plauderlaune ist. Meine Abstammung macht mich wohl vertrauenswürdig.
»Verstehe ich das richtig, dass der Nichtangriffspakt beendet ist?«
    Er berührte die Narbe. »Das ist geschehen, als ich einem Sídhe vertraute. Es wird nicht noch einmal geschehen. Die Vorkommnisse der letzten Tage und die Informationen, die ich sammle, lassen den Schluss zu, dass die Blutsauger den Vertrag gekündigt haben, aber zu feige sind, um es offen auszusprechen. Stattdessen haben sie zwei Ausländer nach Irland geholt, um die Drecksarbeit machen zu lassen.« Der Ard Rí heftete den Blick auf sie. Nun fühlte Justine eine Aura von Macht, die sich aufbaute wie ein Kraftfeld. Von Sekunde zu Sekunde nahm es zu, als hätte er es bewusst vor ihr verborgen, um es gezielt zur Beeindruckung einzusetzen. »Ich finde es ganz erstaunlich, dass Sie ausgerechnet jetzt zu mir kommen. Als dritte Ausländerin.«
    »Bon. Es ist ein Zufall, würde ich sagen.«
    »Nein«, sagte er harsch. »Es ist
kein
Zufall!«
    Justine hielt sich zur Flucht bereit.
Durchs Fenster habe ich die besten …
    »Es ist eine Fügung!«, führte er den Satz zu Ende. »Ich habe eine Verbündete gesandt bekommen, mit deren Hilfe ich die Sídhe vernichten werde!«
    Okay, das Spiel spiele ich mit.
»Das wird Sie ein bisschen was kosten, Ard Rí. Und zwar gleich. Ich freue mich natürlich darüber, mal auf Ihren Beistand zurückgreifen zu können, aber vielleicht brauche ich ihn nie.« Sie lächelte listig. »Wie wäre es mit den Besitztümern der Sídhe?«
    Das Gesicht des Ard Rís zuckte; lediglich die Partien um die Narbe bewegten sich nicht. Sie hatte ihn mit der Forderung erwischt. Er griff nach seiner Tasse, führte sie bis vor die Lippen. »Die Hälfte davon«, erwiderte er und nippte.
    »Inklusive aller Häuser, Schlösser und sonstigem Zeug, von Kunst bis Geld«, legte Justine nach und fand den Gedanken wirklich nicht schlecht.
Wie schade, dass ich kein Rudel habe. Sonst wäre es ein guter Deal.
Sie streckte die Hand aus.
    Der Ard Rí nahm noch einen Schluck, ehe er die Tasse abstellte und einschlug. Er hatte weiche Haut, ohne Schwielen und Horn.
    »Bon! Wir haben une alliance.«
    Er nickte und lächelte freundlich. Die Aura schwand, wurde von ihm zurückgedrängt. Er verwandelte sich in den unscheinbaren Telekolleg-Englischlehrer. »Dann sollten wir einen Plan aufstellen.«
    »Oui. Je eher ich reich werde, desto besser.« Justine hatte de Cao schon lange nicht mehr gesehen.
Wo ist sie abgeblieben?
»Haben die Vampire eine Art Führerbunker, aus dem man sie scheuchen muss?«
    »Was?«
    »Kleiner Scherz, den wir Franzosen gerne machen.« Sie setzte sich gerade hin und musste sich beherrschen, nicht vor Stolz zu platzen, während sie den Zigarillo im furchtbaren Kaffee löschte und den Stummel auf die Untertasse legte. Die Verzweiflung und die Zeitnot des Ard Rí spielten ihr in die Hände; ansonsten hätte er sich bestimmt nicht so rasch mit ihr getroffen und wäre ein Bündnis eingegangen.
Ich kann ganz schön was erzählen, wenn ich Eric und Sia treffe.
»Oder haben sich die Sídhe gut getarnt.«
    Der Ard Rí grinste herablassend. »Es ist meine Insel. Ich weiß genau,
wo
sie sich verkrochen haben. Ich fand schon immer, dass eine gute Vorbereitung der halbe Sieg ist. Die Aufstellung mit den Orten, die wir angreifen, gebe ich Ihnen, sobald Ihr Rudel in Irland angekommen ist.«
    Merde. Er will ein Datum hören. Ablenken!
»Non, ich würde gerne mit meinen Leuten darüber sprechen, bevor sie anreisen. So können wir die Flughäfen gezielter auswählen«, bestand sie.
    »Einverstanden.« Er rief etwas in einer Sprache, die sie nicht verstand, und einer der Bewaffneten verschwand, um gleich darauf mit einem Chip zurückzukommen. »Darauf sind die Orte festgehalten, mit Lageplänen und allem. Es sind nicht mehr als acht wichtige Orte.« Er gab ihr den Chip. »Sehen Sie es als

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