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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Gévaudan-Story also gegriffen.
Justine ging los, und die Wandlerin folgte ihr.
    Verborgen von den vollgestopften Glasschränken, öffnete sich dahinter eine gemütliche Sitzecke, in der ein Mann mit einer sehr prägnanten Narbe von der Stirn abwärts bis zum Hals in einem Ledersessel wartete. Er trug das biedere Outfit eines Telekolleg-Englischlehrers. Braune Cordhose und kariertes Sakko, das gar nicht zu ihm passen wollte.
    Das ist der Ard Rí? Nein, das ist keiner von Levantins Sorte.
Justine vermisste die Aura von Macht, den Herrscherwillen im Blick und in der Haltung.
Oder es ist einer, der sich mit weniger zufriedengibt. Immerhin ist die Schlange bei ihm geblieben, alors.
»Bonjour.« Sie deutete eine Verbeugung an. »Mein Name ist Justine. Ich muss mich bedanken, dass Sie für mich Zeit haben.«
    »Oh, das sollten Sie nicht. Es ist mir durchaus ein Vergnügen, Justine.« Er zeigte auf den Platz ihr gegenüber. »Britney hat mich erreicht und von Ihrer eindrucksvollen kleinen Einlage berichtet. Sie laufen bei mir offene Türen ein. Ich kann Ihre Unterstützung im Kampf gegen Eric von Kastell durchaus brauchen. Sie haben erwähnt, dass Ihr Rudel fünfzig Männer und Frauen umfasst?«
    Ich wusste, dass der Spruch
Ehrlich währt am längsten
Unsinn ist.
Justine lachte auf. »Sie sind der Großkönig von wie vielen Wandlern?«
    Er neigte zur Bestätigung sacht den Kopf.
    »Und Sie brauchen meine Hilfe, obwohl Sie … na ja. Barny, wie ich ihn immer nannte, hatte mal was von mehr als hundertachtzig Wandlern gesagt.« Sie inhalierte den Tabakrauch. »Hasenwandler, womöglich?«
    »Derzeit sind wir … viele. Die genaue Zahl möchte ich Ihnen nicht sagen, Justine.« Der Ard Rí winkte, und einer der Aufpasser brachte von irgendwoher ein Tablett mit zwei Tassen, einer Kaffeekanne, Kondensmilch und Zucker. Er stellte es ab und ging wieder. »Hasenwandler haben wir keine in Irland. Aber gegen einen Gegner wie den Deutschen ist mir Unterstützung recht.«
    »Und Sie sparen eigene Ressourcen«, fügte Justine hinzu. »Vieux renard.« Sie schenkte zuerst ihm, dann sich Kaffee ein. Der Duft war mittelprächtig. Es würde keine Geschmacksoffenbarung werden.
Irisches Britannien. Keine gute Küche und keinen guten Kaffee.
»Was hätte ich davon?«
    Er lächelte majestätisch. »Einen Freund, der Ihnen zu Hilfe kommt, wenn
Sie
Beistand brauchen sollten.«
    »
Falls
Sie dann noch Ard Rí sind.« Justine warf ihm einen provozierenden Blick zu. »Nichts für ungut. Es könnte sein, dass Kastell Sie erwischt. Oder … hat er es gar nicht auf
Sie
abgesehen, sondern nur auf Ihre Untertanen? Ich bemerke da einen Geruch an Ihnen, der mir …« Sie beließ es bei einer Geste, die ausdrücken sollte,
keine Ahnung.
Was sagst du jetzt?
    Und wirklich leuchteten die Augen ihres Gegenübers golden auf, wie es damals auch bei Levantin geschehen war. »Was denken Sie, was ich bin, Justine?«
    »Bon. Je crois, kein Wandelwesen. Nicht mit
den
Augen. Oder Sie sind eine neue Spezies, die an mir vorbeigegangen ist, was ich aber nicht glaube.« Sie fühlte, dass die Unterredung in eine entscheidende Phase ging. Sie zog wieder am Rillo.
    Der Ard Rí hob die Tasse, die Augen wurden wieder normal. »Ich wurde Großkönig der Wandler, weil es keinen Besseren als mich gibt. Weil mich niemand schlagen kann. Aber ich kann es nicht leiden, wenn man mir meine Untertanen ausrottet.«
    »Bien sûr. Wen würden Sie dann beherrschen?« Justine kostete vom Kaffee.
Schrecklich!
»Kann ich Milch haben? Frische. Keine Kondensmilch.«
    »Gleich.« Der Ard Rí trank schlürfend und stellte das Gefäß ab. »Justine, Sie kommen in einer Zeit zu mir, in der ich Verbündete aus verschiedenen Gründen gebrauchen kann. Die Legende von Gévaudan ist spannend und aufregend! Ihr Rudel ist sicherlich stark und voller guter Kämpfer?«
    »Davon können Sie ausgehen.«
    Er stand auf und ging zum Schreibtisch, nahm ein Exponat und kehrte zu ihr zurück. »Sehen Sie sich das einmal an.«
    Justine nahm eine Scherbe entgegen, auf der man Reste von Schriftzeichen erkannte. »Alt?«
    »Alt. Und von einer Kultur, die sich heute Nachtkelten nennt.«
    Justine entschied, sich weiterhin dumm zu stellen. Viel hatte Eric ihr auch nicht darüber sagen können. »Sind das die Sídhe? Barny hat sie mal erwähnt. Und dass es ein Abkommen gäbe. Einen Nichtangriffspakt.«
    Der Ard Rí sah zum Fenster hinaus, den Kopf leicht nach oben gereckt. »Hatten Sie schon einmal mit Vampiren zu tun,

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