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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ist einfach zu gut gelaufen, ich hätte es wissen müssen.
Justine tastete umher und bekam einen Griff zu fassen. Ansatzlos schlug sie damit zu.
    Der massive Alukoffer traf den Kopf der Wandlerin, der Schwung schleuderte sie zur Seite.
    Durch den Zusammenprall zerriss das rosafarbene Band darum, und eine herzförmige Karte segelte davon. Die Schlösser öffneten sich, und das Behältnis überschüttete die Frauen mit Besteck: Goldene Messer, Gabeln, Löffel, Fischmesser, Teelöffel und Tortenheber regneten klirrend auf sie nieder.
    Doch Boídas Reaktion auf den Kontakt verblüffte Justine. Sie wand sich blitzartig und versuchte, jede Berührung mit dem Gold zu vermeiden, während sich ihre Schuppen an den Stellen schwarz verfärbten, an denen sie getroffen worden war; es roch nach schmorendem Horn.
    Gold ist ihre Schwachstelle?
Sofort langte Justine zu und bekam ein Messer zu packen, das sie tief in die Seite ihrer Gegnerin rammte. Es zischte, die Wundränder färbten sich rot und warfen Brandblasen.
    Boída schrie und fauchte gleichzeitig und versuchte, die Wölfin zu attackieren.
    Aber Justine hatte die Hände voller Teelöffel, Messer und Gabeln, die sie der Wandlerin in den weit geöffneten Mund schob. »Mange ça!«, rief sie und kassierte einen Biss in den Arm. Das war sehr schmerzhaft, aber weniger schlimm als das, was Boída erleiden durfte. Qualm kam aus ihrem Maul, Boída versuchte, sich zu übergeben und das Gold herauszuwürgen. Aber Justines Arm war im Weg, und sie nahm ihn auch nicht weg.
    Die Werwölfin nahm an, dass es sich nur um vergoldetes Besteck handelte. Um tödliche Wirkung zu entfalten, wäre sicherlich massives Gold notwendig wie reines Silber gegen herkömmliche Wandler.
Ich muss sie töten, ehe sie sich erholen kann.
    Justine riss ihren Arm aus den spitzen Schlangenzähnen, sprang auf Boída, verbiss sich mit der zahnbewehrten Schnauze in ihrem Hals und schüttelte sie hin und her, um die Wirbel zu lockern, während sich die Fänge durch Schuppen und Fleisch schnitten; ihre Augen glühten rot. Dazu schnappte sie sich eine einseitig geschliffene Tortenschaufel und stach rasend auf ihre Gegnerin ein.
Verrecke!
    Wieder suchte Boída einen Ausweg durch die Wandlung in die Anakondagestalt.
    Aber dieses Mal war die Werwölfin darauf vorbereitet.
Du verlierst deinen Schädel, salope!
Sie schnitt mit der Goldklinge am Hals entlang, packte mit den Krallen zu, zog am Hinterkopf und gleichzeitig an der Schulter – bis es einen Ruck gab und das Reißen von Fleisch zusammen mit einem lauten Knacken erklang.
    Boída erschlaffte; die Rückverwandlung in einen Menschen setzte ein.
    Ächzend löste Justine die messerlangen Zähne aus dem Körper und rutschte auf den Beifahrersitz. Aus ihrer Kehle löste sich ungewollt ein lautes Triumphgeheul. Die Bestie verlangte danach.
    Dann wurde ihr bewusst, wo sie sich befand, und sie zügelte sich. Aus dem Heulen wurde ein leiser werdendes Geräusch.
Hat jemand was mitbekommen?
Schnell konzentrierte sie sich, um menschliche Gestalt anzunehmen.
Ich hoffe nicht!
Justine sah sich um.
    Der Cayenne war umringt von Schaulustigen. Manche hatten ihre Handys gezückt und machten Fotos, andere filmten. Es würde sich rasant im Netz und damit in der Welt verbreiten, was in Belfast vorgefallen war.
    Polizeisirenen erklangen, die sich rasant näherten.
    Formidable. Ich bin nackt, blutverschmiert, und meine Wunden verheilen langsam. Très bien.
Justine stieg ganz gelassen aus, und die Passanten wichen vor ihr zurück. Sie hob den Arm und deutete eine Verbeugung an. »Danke, Ladys und Gentlemen. Vielen Dank und willkommen zu den Dreharbeiten von
Ladybeasts.
« Ein junger Mann näherte sich schüchtern, einen Block und einen Stift in der Hand. »Der Independant-Film kommt in etwa einem halben Jahr in die Kinos. Ich freue mich, Sie alle dort zu sehen. Danke für Ihre Mitarbeit.« Sie gab dem jungen Mann ein Autogramm, stieg in den Cayenne und ließ den Motor an. Das Blut lief an den Türen des weißen Geländewagens herab und tropfte auf den Boden.
Es sieht wirklich wie im Film aus.
»Ich muss jetzt leider verschwinden, weil wir keine Drehgenehmigung haben. Schönen Tag!« Sie gab Gas und ließ den Porsche vorwärtsrasen.
    Justine konnte schon wieder lächeln.
Immerhin habe ich den Chip mit den Daten des Ard Rí. Wir werden ihn auswerten und zuschlagen.
Wie immer fuhr sie über rote Ampeln und kurvte zwischen den Wagen hindurch, die ihr zu langsam fuhren.
Linksverkehr ist

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