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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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feucht, warm, und er roch nach irgendwelchen Kräutern.
    Der Druck auf die Schläfen wurde schier unerträglich, Justine hörte das Knistern ihres Schädelknochens, der wie eine Eierschale zu bersten drohte. Sie wehrte sich mit aller verbliebenen Macht gegen die Umklammerung, zappelte mit den Beinen und trat um sich. Mehrmals traf sie das Lenkrad – plötzlich gab es einen lauten Knall, und die Welt wurde innerhalb eines Sekundenbruchteils weiß und staubte, bevor der Ballon zusammenschrumpfte.
    Der Airbag!
Boída war durch die Explosion und die unerwartete weichharte Attacke spürbar erschrocken und kurz abgelenkt. Das genügte Justine, um den geschuppten Körper wenigstens ein paar Zentimeter weg von ihrem Hals zu ziehen! Ihre geöffnete Schnauze legte sich um den Leib der Riesenschlange, und sie biss zu.
    Warmes Blut, das fürchterlich bitter und ekelhaft schmeckte, floss in ihren Rachen.
    Justine verschluckte sich, würgte, warf sich wieder nach vorne, und der Druck ließ nach. Sie hatte den Leib fast vollständig durchgebissen. »Miststück!«, keuchte sie und spuckte.
    Die Anakonda ließ von ihr ab und schlängelte sich im Fond zusammen. Das Blut tränkte die Sitze und den Fußraum, die Wunden schlossen sich nur langsam, während auch Boída ihre Halbform annahm.
    »Merde!« Justine konnte wieder einatmen, ihre Luftröhre und die Kehle hatten sich erholt.
Ich darf sie sich nicht erholen lassen.
Mit einem lauten Knurren hechtete sie nach hinten und warf sich auf die Schlangenwandlerin.
    Boída hatte einen humanoiden Körper angenommen, doch ihr Kopf war der einer Schlange, die Haut geschuppt, und eine geschlitzte blaue Zunge schoss zwischen den lippenlosen Kiefern heraus. »Wegen dir bin ich hier gestrandet!«, zischelte sie. »Ich habe dich sofort erkannt, aber ich wollte abwarten, was du willst.«
    »Ich kann dich beruhigen«, grollte Justine. »Dieses Mal rettet dir nichts deinen Schuppenarsch! Ich mache mir eine Handtasche und Schuhe aus dir!«
    Wild raufend, harte Schläge und tiefe Bisse austeilend, fielen die Frauen übereinander her. Die Prügelei war brachial und übermenschlich schnell. Scheiben platzten, die Sitze wurden aufgeschlitzt und mit weiterem Blut verdreckt. Der Cayenne wippte und wackelte, als hätte man eine gewaltige Rüttelplatte angeschaltet und in den Wagen geworfen. Lange Zeit sah es nicht danach aus, als würde es eine Siegerin geben. Boída verwandelte sich in eine Schlange zurück.
    »Ça suffit!« Justine wurde wieder umschlungen, aber sie bekam den oberen Hals zu fassen und drückte ihn mit Macht auf den Schaltknüppel.
    Es knirschte, Boída fauchte und verstummte. Im gleichen Augenblick trat der Knauf vorne aus, und Blut sprühte gegen die Werwölfin. Zufrieden registrierte sie, dass die Gegenwehr erlahmte. »Das war es für dich, Spaltzunge!«
    Der hintere Schlangenleib versetzte Justine einen harten Hieb gegen die Schnauze und warf sie auf die Rückbank, wo sie die Verankerung herausriss und im Kofferraum landete.
    In nur einer Sekunde war Boída in ihrer Halbform über ihr und presste sie mit ihrem ganzen Gewicht auf den Boden. »Du hast mir mein Leben mit Levantinus genommen, und es war ein wundervolles Leben!«, giftete sie. »Jetzt tauchst du wieder auf und nimmst mir den nächsten Liebhaber? Ist das deine Aufgabe?«
    »Eigentlich wollte ich dich nur töten.« Justine grinste. »Was deinen Liebhaber angeht: Stimmt. Ich habe mit Levantin gefickt. Vielleicht nehme ich mir auch noch den Ard Rí vor. Nachdem ich dich umgebra…«
    Boída fauchte und versetzte ihr einen Schlag, der Justine vier Zähne kostete; ihr wurde schwindlig. »Du wirst nicht überleben. Ich weiß, welches Spiel du treibst! Deine Anbiederung an den Ard Rí ist nur eine List, um ihn zu vernichten!« In ihrer halben Tierform war sie fast nicht zu verstehen.
    Merde. War ich zu offensichtlich?
Justine schlug die Krallen in Boídas Seite, aber die Schlangenwandlerin wich nicht von ihr. »Ich bin hier, um den Ard Rí …«
    »Spar dir das! Die Nachtkelten waren bei mir. Sie haben mir gesagt, wer du bist: Justine Marie Jeanne Chassard. DU bist die Schwester des Deutschen!«
    »Halbschwester«, sagte sie besserwisserisch.
Verdammt! Sie haben schnell reagiert! Woher wussten sie es?
    »Du wolltest den Ard Rí betrügen, sein Vertrauen missbrauchen und ihn an deinen Bruder und die Vampirin verraten«, rief Boída hasserfüllt und starrte sie aus schwarzen Augen an. »Das lasse ich nicht zu!«
    Alles umsonst. Es

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