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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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mit dem Ard Rí auf sich hatte und warum er in ihm den nächsten potenziellen Kandidaten sah, nach dem der Arzt so lange gesucht hatte: das Ticket nach Hause. In die Heimat.
    * * *

10. Februar, Irland,
nordwestlich von Galway, 02.22 Uhr
    Sie rannten in den Keller.
    »Hier lang!« Justine fand den beschriebenen Stein auf anhieb, drückte ihn in die Vertiefung, und ein dunkler Eingang öffnete sich.
    Dahinter führte ein schwach beleuchteter Gang geradeaus, von der Decke tropfte das Wasser, an manchen Stellen schoss es sogar wie ein kleiner Wasserfall herab, der sich über die ganze Breite des Gangs zog.
    Die Absicherung gegen Sia.
Eric warf ihr einen schnellen Blick zu, und die Vampirin fletschte die Zähne. Da es kein fließendes Wasser im Sinne eines Bachlaufs war, konnte sie die Kaskade zwar passieren, aber die zerstörerische Kraft würde es sicherlich beibehalten. »Schaffst du es?«
    Sie sparte sich eine Antwort und sprintete los, durchbrach die Wasserschleier mit einem lauten Aufschrei, während sich der Tunnel mit Qualm füllte. Es roch nach verbranntem Fleisch.
    Justine und Eric konnten nicht mit ihr Schritt halten, sie blieben etliche Meter hinter ihr zurück, sahen aber sehr wohl, was sich vor ihnen ereignete.
    »Will sie sich selbst umbringen?« Justine grollte und nahm im Rennen die Halbform der Bestie an.
    »Nein, aber sie fürchtet, dass sie zu spät ist.«
Wie ich.
Eric ging fest davon aus, dass sie nichts mehr für Emma tun konnten. Zwar hatten sie das richtige Haus erwischt, aber sie waren beobachtet worden, und die Konsequenzen für ihr Eindringen würde Emma als Erste zu spüren bekommen. Sia wusste das ebenso. Selbst ihre rasende Wut würde nichts daran ändern können.
Ich mache mir keine Hoffnung. Die Nachtkelten haben keine Ahnung, was für eine Rachegöttin sie damit erschaffen haben.
    Vor ihnen durchbrach Sia eine Tür mit reichlich Getöse. Schüsse erklangen, gefolgt von mehreren lauten Schreien, die zusammen mit den Waffen rasch verstummten.
    Gleich darauf waren Eric und Justine bei ihr.
    Sie standen in einem Kontrollzimmer, auf dem Tisch befanden sich mehrere Monitore mit wechselnden Bildern, teilweise aus dem Haus, teilweise aus unbekannten Räumen. Zwei Männer lagen mit aufgeschlitzten Kehlen neben den Stühlen, die Waffen hatten sie nicht mehr ziehen können. Fünf weitere Wachleute lagen auf den Apparaturen verteilt, die Projektile aus den Schnellfeuergewehren waren wirkungslos gewesen. Die Löcher in den Wänden verrieten, dass sie die Vampirin nicht getroffen hatten.
    »Sie ist hier hinein!« Justine rannte weiter, direkt durch die linke Tür.
    Verdammt, das geht alles zu unkoordiniert.
Eric hätte zu gerne mit Hilfe der Überwachungsanlage nach Emma gesucht, aber es war keine Zeit mehr zu verlieren. Er durfte die beiden Frauen nicht alleine lassen, und so folgte er ihnen.
Erwartet haben uns die Sídhe wenigstens nicht, sonst wären wir schon …
    Justines lauter Schrei unterbrach seine Gedanken.
    Er sah seine Halbschwester rückwärtsstolpern, dann fiel sie auf den Boden – und heulte noch lauter! Rauch stieg von ihr auf, wieder drang der Geruch von verschmorendem Fleisch in seine Nase.
    Vor ihm flirrte die Luft. Aber nicht vor Hitze, sondern silbern.
    Der Flitter!
Eric erinnerte sich an das Röhrchen, das er einem Bullen in Wicklow abgenommen hatte. Die Sídhe hatten sich und ihre wichtigsten Verstecke natürlich bestens abgesichert.
Pulverisiertes Argentum, Silberplatten am Boden!
    Justine hustete Qualm, spuckte Blut und röchelte schrecklich, versuchte aufzustehen. Aber jeder Kontakt mit dem Boden brachte sie noch mehr zum Zucken und Schreien. »Zieh mich raus«, würgte sie und erbrach sich. »Silber … überall …«
    Eric packte sie unter den Achseln und hob sie an, damit sie keinen Kontakt mehr zum Boden hatte, und brachte sie in den Kontrollraum. »Atme flach«, befahl er ihr. »Versuche, so viel wie möglich rauszuhusten. Ich muss zu Sia!«
    Justine wurde von Krämpfen geschüttelt, sie wand sich und hielt sich an den Tischbeinen fest, die sich unter ihrem Griff verbogen.
    »Ich bin bald zurück, hörst du?«
Ich kann nichts für sie tun.
Eric rannte zurück in den Gang, durch die Schwaden, die an Pollenwolken erinnerten. Er hielt die Luft an, damit er das Pulver nicht inhalierte, da es gewiss auch nicht gut für normale Lungen war.
    Der Gang wand sich in Biegungen und machte es unmöglich, weit nach vorne zu blicken. Immer wieder sonderten versteckte Düsen

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