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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Handy hervor. »Und sag ihm ruhig, was geschehen ist.«
    »Oui.« Justine hustete unterdrückt, öffnete die Tür einen Spalt und spuckte aus. »Dieser beschissene Silberflitter! Wer diese Idee gehabt hat …« Sie wählte eine Nummer. »Damit du es gleich weißt, mon frère: Ich bin dabei. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre tot.« Sie blickte ihm in die Augen, dann beugte sie sich vor und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Merci. Fürs Retten.«
    Eric war verwundert, freute sich aber über die Geste. Und über die Zusage, dass sie mitmachen würde.
    Während Justine den Ard Rí zu erreichen versuchte, beobachtete er, wie Sia Vorkehrungen zur Einäscherung ihres eigen Fleisch und Blutes traf.
    Ich darf nicht daran denken, wie es wäre, meine Kleine zu verlieren.
Ja, er verstand die Vampirin durch und durch.
    * * *

16. Februar, Irland,
Shannon, 08.34 Uhr
    Wespennest.
Das fiel Sia ein, als Justine vorlas, was die Zeitungen über die Vorfälle schrieben, die sich in den vergangenen Tagen ereignet hatten.
    Was für die Polizei und die meisten Iren nach Bandenkriegen aussah, war etwas anderes. Persönliches. Sie hatten zu dritt ein Versteck der Sídhe nach dem anderen hochgehen lassen, und das im wahrsten Sinne des Wortes: mit dem Plastiksprengstoff, den die irischen Vampire selbst geliefert hatten, wurden zwei, drei weitere Verstecke in die Luft gejagt. Sie waren hineingestürmt, hatten die Päckchen deponiert und so schnell gezündet, dass sie niemand finden oder gar entschärfen konnte.
    Lange muss ich nicht mehr warten.
Es ging nicht darum, dabei Sídhe zu töten. Es ging darum, ihnen alle Verstecke zu nehmen und sie an einem letzten Ort zu bündeln, um den entscheidenden Schlag zu führen.
Für Emma bin ich bereit, meinen alten Kampfnamen wieder anzunehmen. Passender war er niemals.
Damals, als sie ein Teil ihres Einkommens noch mit illegalen CageFights verdient hatte, trug sie für die Zuschauer den Namen Hel.
Göttin des Todes, sowohl für die Lebenden als auch die Untoten.
    »Die Polizei«, sagte Justine mit Belustigung in der Stimme, »geht weiterhin von einem Bandenkrieg aus. Glaubt man Insider-Informationen, kämpft die IRA angeblich gegen die Vorherrschaft einer Balkanbande um Drogen, Prostituierte und Glücksspiel.« Sie sah zu Sia. »Alors, la Vampirella kann man schon als Balkantruppe bezeichnen.«
    »Kann man.« Sia hatte gelernt, die Sticheleien der Französin zu überhören. Dass Justine mitmachte und an ihrer Seite stritt, hatte ihre Toleranzgrenze erweitert.
    Eric lud die Waffen der Reihe nach, begutachtete ihren Vorrat an Silberrohrbomben und Plastiksprengstoff. »Für einen Durchgang reicht unser Arsenal mit Sicherheit noch. Danach …«
    »Haushaltsreiniger, Zeugs aus Apotheken, aus dem Baumarkt«, sagte Sia. »Ich weiß, wie man sich nette Bomben aus allem Möglichen basteln kann. Das gute alte
Terrorist Handbook.
« Sie schaute auf das Telefon. Noch hatte sie Wilson nicht angerufen. Die Angst, dass Elena nach ihrer Mutter fragen könnte, war einfach zu groß.
Was sage ich dann? Sie wird eine Lüge sofort erkennen.
    Auf dem Sims neben dem Fenster stand die unscheinbare Pappschachtel, in er sich Emmas Überreste befanden: Asche und Knochenstückchen.
    Sie ist nicht zur Vampirin geworden. Ihren Peinigern hätte ich es gewünscht.
Sia nahm das Telefon und wählte in Zeitlupentempo Wilsons Nummer.
Jetzt übernehme ich ihre Rache.
    »Hello?«, sagte er vorsichtig.
    »Hier ist Sia. Können Sie reden?« Das bedeutete so viel wie: Die Kleine soll nichts von unserem Gespräch mitbekommen.
    »Ja. Sie schläft, Frau Sarkowitz.«
    »Wir … sie ist tot.« Es brach aus Sia einfach heraus.
Es, es tut … weh, das Endgültige auszusprechen.
»Die Sídhe haben sie sterben lassen und weggeworfen!« Ihre Fänge wuchsen, und sie wünschte sich einen Hals der irischen Vampire zwischen die Zähne. Sie würde sie auseinanderreißen!
    »Das … mein aufrichtiges Beileid«, erwiderte Wilson betroffen.
    »Sagen Sie es ihr nicht. Elena wird es von mir erfahren.«
Gott, das wird … schrecklich. So schrecklich!
Sie fürchtete sich vor dem Augenblick.
    »Sicher, Frau Sarkowitz.«
    Sia räusperte sich. »Gibt es bei Ihnen etwas Neues?«
    »Nein. Alles ist ruhig. Wir sind gerade in Oslo, und es gefällt Ihrer Nichte sehr gut hier. Morgen geht es weiter nach Kopenhagen.« Wilson schien sich etwas zu trinken einzuschenken. »Ich habe eine Sache gehört, die Sie interessieren könnte, Frau Sarkowitz. Wie Sie

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