Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Flitter ab.
    Das würde kein Wandler überleben!
Eric musste wegen des Staubs husten. Auf ihn entfaltete das Silber keinerlei tödliche Wirkung. Mit einer Hand hielt er sich das Nachtsichtgerät vor die Augen, damit er mehr sah.
    »Sia?« Eric gelangte wieder an eine eingetretene Tür.
    Ein kuppelförmiger, hoher Raum erwartete ihn auf der anderen Seite. Es roch nach feuchter Erde, nach Torf und Moos. Die Decke wurde von langen Stelzen abgestützt, die kunstvoll geschnitzt und alt aussahen. Keltische Motive waren eingelassen worden, und ganz oben hatten die Sídhe Banner aufgehängt, die nicht weniger alt wirkten.
    Ich bin in einem der Feenhügel, in dem die Vampire früher gelebt haben. Oder darunter.
Wieder hatte er keine Chance, sich länger aufzuhalten und umzuschauen.
    Es knallte weiter entfernt von ihm. Eine Schnellfeuerwaffe wurde im Automatikmodus bedient, die Salven endeten gar nicht mehr. Darunter mischte sich das Bellen von großkalibrigen Pistolen. Sia war auf erneute Gegenwehr gestoßen.
    Weit kann es nicht sein.
Eric hastete durch den Stangenwald. Er fand einen weiteren Ausgang und hielt das G36 nach vorne gerichtet.
    Er war nervös, weil er noch niemals bewusst gegen Vampire gekämpft hatte, wobei ihm eine Beschreibung sehr bekannt vorgekommen war: Die Blutsauger aus der Art der Umbra konnten sich in einen schwarzen Werwolf verwandeln.
Von denen habe ich einige erlegt.
Es war müßig, darüber nachzudenken.
Ich sehe es ja gleich.
    Eric kam in einem Raum heraus, der als Versammlungsort gedient hatte. Am Boden lagen die Leichen von vier weiteren Wachleuten, alle waren zerfetzt oder erschossen worden. Von den Sídhe fehlte nach wie vor jede Spur. Sie schoben ihr menschliches Gefolge vor in die erste Reihe der Schlacht.
    Würde ich ebenso machen.
Eric setzte über die Toten hinweg, ging durch die Tür, schritt eilends Stufen hinab, die aus Stein waren und sehr abgewetzt aussahen.
Ob sie aus den Ursprungstagen der Sídhe stammen?
    Die schiefen, mitunter abgebrochenen Stiegen endeten vor einer alten Tür, die offen stand. Modergeruch ging von dem, was dahinter lag, aus. Ein süßlich stechender Duft, den Eric sehr gut kannte.
    »Sia?« Er bewegte sich in das Gefängnis, das aus Stäben bestand, die in Boden und Decke eingelassen waren. Ein großer Käfig, in dem weitere Stäbe kleinere Zellen abteilten. In manchen verrotteten Leichname, mal waren sie kaum mehr als Menschen zu erkennen, mal waren es nur noch Gebeine, und mal sahen sie sehr frisch aus, als würden sie keine zwei Tage da liegen.
    Der Gestank nach Verfall intensivierte sich.
    Da ist sie!
Eric sah die Vampirin in einer der Zellen knien, die Arme hingen kraftlos herab. Sämtliche Körperspannung war gewichen. Er kannte diese Haltung von Gegnern, die sich aufgegeben hatten.
    Eric wusste auch, vor was Sia kauerte.
    Ich habe es geahnt.
Nach wie vor achtsam, näherte er sich ihr.
    Im Dreck, neben zwei halbzersetzten Toten, lag Emma, gekleidet in ein verschmutztes OP -Hemdchen. Der Farbe der Haut und dem leicht aufgeblähten Leib nach war sie bereits vor längerer Zeit gestorben; an ihren blau angelaufenen Armen zeigten sich dicke Einstichstellen, wo einst Infusionen gelegen hatten. Ein Auge war geschlossen, das andere blickte glasig nach rechts, gegen die Wand.
    Eric empfand tiefes Mitgefühl für Sia, die sich nicht regte, sondern auf die Tote starrte, unfähig, sich zu rühren oder etwas zu sagen. Sie kniete einfach da, als würde sie auf etwas warten.
    Das einzig Gute daran war, dass ihr Angriff nicht schuld war, dass Emma ihr Leben verloren hatte. Die Sídhe hatten sie entweder vor längerer Zeit umgebracht, oder sie war einfach so verstorben und von den Aufpassern hier entsorgt worden.
    »Sia«, sagte er leise und berührte ihre Schulter. »Sia, wir müssen verschwinden. Sie haben bestimmt eine externe Verlinkung ihres Überwachungssystems. Die Sídhe werden uns gesehen und neue Leute geschickt haben, die …«
    »Sie war nicht meine Schwester«, sprach sie rauh. »Sie … war meine Enkelin. Ein Teil von mir. Ich habe ihr das Leben geschenkt.«
    Eric musste an seine eigene Tochter denken.
    Ihr Körper bebte. »Sie haben sie sterben lassen und weggeworfen wie Müll. Wie ihren anderen menschlichen Müll.« Ihre Stimme wurde lauter. »Die Sídhe haben sich nicht an die Abmachung gehalten. Dafür …« Sie verstummte und erhob sich. Silberflitter löste sich aus ihren roten Haaren, schwebte auf die Tote und traf ihr Gesicht. »Ich töte sie«,

Weitere Kostenlose Bücher