Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
Vom Netzwerk:
Stein? Mich rauszuboxen, meine ich.«
    Stein blickte von seinen Papieren auf und sah sie durchdringend an. Nach einer Weile sagte er: »Zunächst einmal geht es heute noch nicht darum, Sie rauszuboxen. Wie ich Ihnen bereits gesagt habe, lautet unser Deal: Ihre Rehabilitation gegen den Mörder von Jessica von Bingen. Wenn ich mich nicht irre, haben Sie den ja noch nicht vorzuweisen, oder?«
    Klara schüttelte den Kopf. Wie auch?
    »Heute«, fuhr ihr Anwalt fort, »möchte ich erreichen, dass Ihre Bewährungsstrafe ad acta gelegt wird und Sie die lästige Fußfessel loswerden. Vertrauen Sie mir, Miss Swell. Ich schätze unsere Chancen auf sechzig zu vierzig.«
    Nur sechzig Prozent Erfolgsaussichten? Klara hatte sich von dem Staranwalt mehr versprochen. Aber es nützte nichts, er hatte ja recht: Sie musste ihm vertrauen. Er kniff ihr aufmunternd in die Wange und widmete sich wieder seinen Akten. Als sie zehn Minuten später vor dem Gericht hielten, war Stein wie ausgewechselt. Voller Tatendrang ignorierte er die Bemühungen seines Fahrers und stemmte die schwere Wagentür auf. Mit seinem Stock voran schritt er auf das altehrwürdige Gebäude zu. Er nahm zwar keine zwei Stufen auf einmal, aber für seine Verhältnisse machte es beinahe diesen Eindruck.
    Trotz ihres enteilenden Chefs begrüßte die Assistentin Pia Lindt sie herzlich: »Machen Sie sich keine Gedanken, er merkt früh genug, dass der Termin nicht deshalb eher anfängt, weil Monsieur Stein schon da ist«, bemerkte sie mit einem Grinsen. Klara lächelte zurück.
    Pia Lindt sollte recht behalten. Mit einer satten Viertelstunde Verspätung rief sie der Haftrichter in den Raum, der anmutete wie die Miniaturversion der Gerichtssäle aus dem Fernsehen. Zwar trugen auch hier die Anwälte und Richter die obligatorischen Roben, aber es gab keine Geschworenenbank.
    Pia schien mit den Prozeduren bestens vertraut, sie bereitete dem ob der Verzögerung leicht angesäuerten Stein einen weiteren Aktenstapel vor und legte ihn sauber sortiert auf den Tisch der Verteidigung, hinter dem Klara Platz nahm. Sie hatte das Gefühl, dass sie Euer Ehren von seinem erhöhten Pult aus herablassend anstarrte. Dann betrat Thibault Stein den Raum. Sein Stock tockte bei jedem Schritt auf den Marmorboden.
    »Guten Morgen, Richter Green«, begrüßte Stein Hochwürden wie einen alten Bekannten. Der Richter schien ihm den stilistischen Fauxpas allerdings nicht übel zu nehmen. Seine Stimme war genau so, wie man sich die eines strengen Gesetzeshüters vorstellt, aber in seinen Worten lag eine nicht zu überhörende Milde: »Stein, was haben Sie mir heute wieder mitgebracht?«
    »Ich verhelfe einer Bürgerin unseres Staates, der großes Unrecht widerfahren ist, zu einer kleinen Wiedergutmachung«, eröffnete Stein. »Miss Swell wurde Justitia eindeutig als Bauernopfer in die Waagschale geworfen. Und zwar von ihrem eigenen Arbeitgeber. Aber lassen Sie uns nicht vorgreifen.« Mit einem Seitenblick zum Staatsanwalt lächelte Stein und setzte sich auf den für ihn vorgesehenen kargen Holzstuhl.
    »Nun gut«, begann Richter Green. »Ich gehe davon aus, dass der Staatsanwaltschaft alle Ihre Anträge fristgerecht vorlagen …« Er vergewisserte sich dessen mit einem Seitenblick zu dem Vertreter der Anklage, der nickte. »Dann steht unserem heutigen Termin nichts entgegen.«
    Der Richter, der noch älter aussah als Stein, schaute Klara direkt in die Augen, dann schob er die altmodische Lesebrille ein kleines Stück tiefer und blickte in seine Unterlagen. Er las nur ein paar Sekunden, bevor er sich direkt an Klara wandte: »Miss Swell, sind Sie sich darüber im Klaren, dass Sie ab sofort von Mr. Thibault Godfrey Stein anstelle von Ihrem Pflichtverteidiger Mr. Turner vertreten werden und dass diese Entscheidung unwiderruflich ist? Bitte bedenken Sie dabei, dass Sie allein für die Honorare von Mr. Stein aufkommen müssen, da er als freier, und, wenn Sie mir die Bemerkung erstatten, nicht gerade preisgünstiger Anwalt praktiziert?«
    Klara schluckte. Die Augen des Richters waren jetzt weniger gütig, sie hatte das ungute Gefühl, dass er sie nicht leiden konnte. Sie warf einen Seitenblick auf ihren Verteidiger und stellte sich vor, was wohl der Unterhalt des Rolls kosten würde. Sicher mehr, als sie auf der Bank hatte. Stein und Pia sahen sie geradewegs an, verzogen aber keine Miene. Sie wollten ihr damit wohl sagen, dass sie ihr diese Entscheidung nicht abnehmen konnten. Ihr Blick wanderte zurück zum

Weitere Kostenlose Bücher