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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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Bewährungsauflagen innerhalb einer Woche ad acta legen konnte. Wie er das anstellen wollte, hatte er ihr zwar nicht verraten wollen, aber etwas von »kreativ« gemurmelt. Seine Assistentin hatte dazu gelächelt wie ein neunmalkluger Siebtklässler.
    Klara nahm einen Schluck heißen Tee und zog die Wollstulpen, die sie selbst bei diesen Temperaturen zu Röcken trug, nach oben. Dann wäre sie das Ding endlich los: An ihrem rechten Knöchel saß ein schwarzer GPS-Empfänger, der wie immer grün blinkte. Er gehörte zu ihren Bewährungsauflagen und war nicht nur beim Duschen hinderlich, »Knacki« stand einem förmlich ins Gesicht geschrieben. Fuck it, dachte Klara und zog den Stulpen wieder darüber. Wenn der Anwalt ihr das Ding vom Bein schaffen konnte, säße zumindest der erste Stein in ihrem Leben wieder auf dem rechten Platz.
    Sie griff nach den Unterlagen, die ihr der alte Mann zum Nachdenken mitgegeben hatte. Ein schlichter brauner Manilaumschlag, auf dem mit schöner Frauenhandschrift »Jessica von Bingen« geschrieben stand. Sicher Pias Werk.
    Klara begann, durch die spärlichen Kopien zu blättern: Jessica von Bingen war am 22. Juni 2004, also fast genau vor sieben Jahren, nach einem Tagesausflug zum Big Beach nicht zurückgekehrt. Ihr Mann meldete sie noch am gleichen Abend als vermisst, jedoch ohne durchschlagenden Erfolg. Klara grinste. In fünfundneunzig Prozent aller Fälle ist die frisch getraute Ehefrau mit einer Strandbekanntschaft durchgebrannt und kommt am nächsten Tag reumütig angekrochen. Nicht jedoch Jessica von Bingen. Sie blieb auch am darauffolgenden Tag verschwunden, las Klara weiter, und die Polizei hätte wohl noch mehr Zeit vertrödelt, hätten sie nicht ihr Auto auf einem kleinen Dschungelpfad im Nordosten der Insel gefunden. Ausgebrannt und offenbar ohne Miss Bingen.
    Die Suchaktion hatte alles in den Schatten gestellt, was die kleine Pazifikinsel je gesehen hatte. Von Bingens unermüdliche Anrufe hatten schließlich geholfen, einige Helikopter der Militärbasis Pearl Harbor zu mobilisieren, die tagelang Suchmuster flogen, Hundertschaften der Polizei und freiwilliger Helfer durchkämmten den Dschungel: ohne Ergebnis. Wie bitter, bemerkte Klara. Sie trank einen weiteren Schluck Tee, der inzwischen kalt geworden war. Kommen wir zum spannenden Teil.
    Klara zog den zweiten Stapel Papier hervor, laut Stein der Grund für ihr neu entfachtes Interesse an dem alten Fall. Sie pfiff durch die Schneidezähne. Das FBI hatte Jessica von Bingen auf mehreren Fotos identifiziert, und wie das Datum der Aufnahmen vermuten ließ, waren sie nach ihrem Verschwinden geschossen worden. Wieder ein Schluck Chai.
    Als sie den Bericht zu Ende gelesen hatte, blieb ihr fast das Herz stehen, obwohl sie es ja gewusst hatte. Natürlich stand dort seine Unterschrift. Special Agent in Charge Sam Burke. Ihr Expartner, mittlerweile zum Leiter der »Behavioral Science Unit 2« aufgestiegen. In den Olymp, auf meinem Rücken. Du meinst also, wenn ich deine Briefe nicht lese, kannst du dich auf diese Weise zurück in mein Leben schleichen, oder was?, ärgerte sich Klara.
    Sie vertrieb den Gedanken an Sam und schüttelte den Umschlag. Irgendwo war doch sicher … Ein schwarzes Stück Plastik fiel auf den Küchenboden. Sind die Bilder also doch dabei, vermerkte Klara. Sie sprang aus dem nach hinten gekippten Stuhl auf die Füße, wie die Turnerin, die sie früher einmal gewesen war. Für einen Moment schien sie in der Luft zu schweben, dann stand sie sicher auf ihren Füßen, fischte den USB-Stick vom Boden und lief ins Schlafzimmer, wo ihr uralter Laptop stand, der noch aus der Zeit vor ihrer Verhaftung stammte.
    In dem winzigen Raum war es dunkel, auf dem Boden lag eine Matratze, deren Schaumstoff an mehreren Stellen hervorquoll und hässliche Blasen unter dem Laken warf. Klara setzte sich auf das improvisierte Bett und startete den Computer, was länger dauerte, als irgendjemand ertragen konnte. Egal, sie konnte ohnehin nicht gut mit den Kisten umgehen, aber sie empfand es trotzdem als unzumutbar. Ungeduldig tippte sie auf den Tasten herum, bis endlich der Anmeldebildschirm erschien und sie ihr Passwort eingeben konnte. Danach dauerte es wieder eine gefühlte halbe Stunde, bis das System geladen war und sie den Stick anstöpseln konnte.
    Der Stick enthielt nur einen Ordner ohne Bezeichnung mit drei Fotos. Klara öffnete die erste Datei. Das unscharfe Bild mit sehr kleiner Auflösung zeigte eine Frau, die an Armen und

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