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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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Richter. Sie hoffte inständig, dass sie die richtige Entscheidung traf: »Ja, Euer Ehren, darüber bin ich mir im Klaren, und ich akzeptiere Mr. Stein als meinen Verteidiger.«
    Der Richter schien keine andere Antwort erwartet zu haben und nickte in Richtung der Protokollführerin.
    »Kommen wir also zu Ihren Anträgen im Einzelnen, Mr. Stein. Wieso überhaupt dieser Termin?« Erneut blickte der Richter auf seinem hohen Podest in die Akten. »Soweit ich informiert bin, erfreut sich Miss Swell doch bereits ihrer wiedergewonnenen Freiheit auf Bewährung. Und Sie beantragen ja nicht einmal ein ordentliches Verfahren, keine Revision, gar nichts dergleichen.«
    Thibault erhob sich: »Nein, Euer Ehren, das beantrage ich nicht.« Stein blieb einfach stehen.
    Der Richter starrte über den Rand seiner Lesebrille: »Aber, Mr. Stein, was wollen Sie dann?«
    Stein verließ den Platz hinter ihrem Tisch und humpelte nach vorne: »Nun, Euer Ehren, ich beantrage, die Haftzeit von Miss Swell mit dem heutigen Tag als abgeleistet zu betrachten, ihre Bewährungsstrafe und die damit verbundenen Auflagen sind unverzüglich einzustellen. Ich gedenke zu beweisen, dass der Staat New York Miss Swell in den vergangenen fünf Jahren durch eine Reihe unzumutbarer Entscheidungen der Bradford Correctional Facility unzumutbare Haftbedingungen zugemutet hat.«
    Der Staatsanwalt erhob sich von seinem Platz und protestierte: »Durch unzumutbare Entscheidungen unzumutbare Haftbedingungen zugemutet? Sind Sie noch bei Trost, Herr Verteidiger?«
    Stein drehte sich schneller, als Klara es ihm zugetraut hätte, in seine Richtung: »Keineswegs, Mr. Andrew Barnes III.« Klara glaubte, in der Art, wie er den neuenglischen Pseudo-Adelstitel aussprach, eine Spur Verachtung zu entdecken. Sie hatte den schmierigen Typen mit den übertrieben großen Manschettenknöpfen, der sie hinter Gitter gebracht hatte, auch nie leiden können. »Keineswegs. Sie erlauben, Euer Ehren?«
    Pia reichte ihm mehrere Blätter über den Tisch, die Stein zum Richtertisch trug. Während er nach vorne stakste, rezitierte er aus dem Gedächtnis: »Der Staat gegen Timothy Blake, 1938: Mr. Blake trat auf dem Gefängnishof in einen rostigen Nagel, die Wunde entzündete sich. Haftminderung zwei Jahre.« Stein hatte den halben Weg zurückgelegt, er ließ sich Zeit, wahrscheinlich absichtlich, vermutete Klara. »Der Staat gegen Tina Gogol, 1979: Mrs. Gogol wurde von einem Aufseher als dreckige Zigeunerin beschimpft, woraufhin sie von Mithäftlingen zusammengeschlagen wurde. Sie wurde zehn Monate früher entlassen.«
    Stein stand nun direkt vor dem Haftrichter und legte die Papiere auf seinen Tisch, was ihm nicht ganz leicht fiel, denn er reichte kaum über die Holzkante des hohen Pultes. »2011, der Staat gegen Klara Swell. Ich gedenke nachzuweisen, dass ihr in der Bradford Correctional Facility Dinge widerfahren sind, die Blakes und Gogols Erlebnisse deutlich in den Schatten stellen.«
    Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und marschierte zu seinem Platz zurück. Der Richter nahm die Ausdrucke in die Hand und las einen Augenblick, der Klara wie eine Ewigkeit vorkam. Im Saal war es still, bis auf das Scharren von Füßen am Tisch der Staatsanwaltschaft. Als er fertig gelesen hatte, strich sich Richter Green über das Kinn: »Mr. Stein, Ihre Methoden sind wie immer kreativ, das muss ich Ihnen lassen. Herr Staatsanwalt?«
    »Die Anerkennung von Multiplikatoren ist bei Haftzeitminderung äußerst umstritten. Ich erinnere an …« Er schob eine Akte auf seinem Tisch zurecht. »… der Staat gegen Williams, 1965, hier wurde der Antrag auf Haftzeitmultiplikation als haltlos zurückgewiesen. Ebenso Frank 1983, Andrejewitsch 1994 und Teddy 2002 …«
    Stein stand wieder, die rechte Hand auf seinem Stock: »Euer Ehren, das bestreite ich ja gar nicht. Ich trete den Beweis gemeinsam mit Miss Swell gerne an. Mir ging es zunächst darum, zu belegen, dass unsere Rechtsprechung Fälle kannte, in denen die Strafe aufgrund von Körperverletzung oder Verfehlungen seitens der Gefängnisleitung gemindert wurde.« Klara schwante Ungutes: Wie wollte Stein Misshandlungen nachweisen, die niemals stattgefunden hatten?
    Richter Green nickte: »Also gut, Mr. Stein. Wenn die Anklage keine besseren Argumente vorzubringen hat als die offensichtlichen, gebe ich Ihrem Antrag auf Haftprüfung statt. Ihre Argumente hören wir nach der Mittagspause, das Gericht vertagt sich.« Er unterstrich seine Worte mit einem

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