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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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hohes Gericht. Die Bradford Correctional Facility hat sich nicht nur eines, sondern gleich mehrerer Misshandlungen gegenüber meiner Mandantin schuldig gemacht.«
    Der Richter legte die Stirn in Falten.
    »Wenn ich kurz Euer Ehren meine Liste vorlegen dürfte?«
    Der Richter nickte und winkte ihn nach vorne. Als ihm Stein die Unterlagen gereicht hatte, wurden die Falten auf seiner Stirn zu regelrechten Kratern. Mit gemessenen Schritten brachte Pia eine Kopie der Akten zum Tisch der Staatsanwaltschaft. Während sie auf dem Rückweg war, blickte Richter Green Stein entgeistert an: »Ist das Ihr Ernst, Herr Verteidiger?«
    »Mein voller Ernst«, bekräftigte Stein. Klara warf einen Seitenblick auf Pia, die wieder entspannt in ihrem Stuhl saß. Die Assistentin zwinkerte ihr zu.
    »Sie wollen im Ernst die Verweigerung eines Bibliotheksbesuchs als Misshandlung auslegen? Oder hier: Am siebten Februar 2008 habe Ihre Mandantin bemängelt, dass der Abfluss ihres WC nicht funktioniere. Die Toilette ist einen Tag später repariert worden. Was soll das, Stein?«, fragte der Richter. Klara konnte die Verärgerung in seiner Stimme deutlich wahrnehmen.
    »Nun, Euer Ehren. Es mag ja sein, dass Ihnen die Reparatur nach sechzehn Stunden angemessen erscheint, aber laut der Gefängnisordnung hat der Gefangene eines amerikanischen Gefängnisses Anspruch auf eine funktionierende Toilette. Oder wollen Sie das bestreiten?«
    »Nein, selbstverständlich nicht«, seufzte der Richter. Offenbar hatte der Staatsanwalt mittlerweile genug Zeit gehabt, die Unterlagen zu studieren, denn er erhob sich mit hochrotem Kopf: »Hohes Gericht, Euer Ehren, das ist grotesk! Was dieser Herr …«, er deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf den kleinen Mann vor dem Richtertisch, »… hier probiert, spottet jeder Beschreibung. Das können wir doch nicht …«
    »Herr Staatsanwalt!«, der Richter klopfte mit seinem Holzhammer auf den Block. »Was wir hier können und was nicht, entscheide immer noch ich.« Nachdem er sich wieder Ruhe verschafft hatte, schüttelte er den Kopf, die Nase immer noch in Steins Vorlage.
    »Euer Ehren«, sprach Stein jetzt mit leiser Stimme. »Mir ist natürlich vollkommen klar, dass meine Argumentation gewissermaßen kreativ ist. Aber wenn Sie die Papiere zu Ende studieren, werden Sie feststellen …«
    »… dass sie ziemlich wasserdicht ist, Ihre sogenannte Eingabe.« Er musterte den Staatsanwalt über den Rand seiner Lesebrille. »Mr. Barnes, er hat sogar einen Präzedenzfall für die Toilettenreparatur«, beendete Richter Green seinen Satz.
    Andrew Barnes III blickte stumm von seinen Papieren auf und starrte in den Raum: »Ich weiß, ich weiß, ich habe sie gelesen. Irgendein Anwalt, der sich sogar eine Internet-Leitung für seine Zelle erklagt hat. Wo sind wir nur hingekommen in diesem Land?« Er schüttelte den Kopf.
    »Mein lieber Stein, was machen wir nur mit Ihnen?«, fragte der Richter zu sich selbst.
    Thibault Stein stand grinsend vor ihm, die Rolle als Enfant terrible schien ihm durchaus zu schmeicheln.
    »Was aber dem Fass den Boden ausschlägt, ist etwas ganz anderes.«
    Pia beugte sich zu ihr herüber: »Wir haben noch nicht gewonnen, Klara. Jetzt kommt Steins finaler Schuss.«
    »Finden Sie es nicht ungewöhnlich, dass Miss Swell im Hochsicherheitstrakt von Bradford verwahrt wurde? Eine Einrichtung, die Mördern und anderen Schwerstkriminellen vorbehalten ist, und das, obwohl sie nur wegen Einbruchs verurteilt wurde?«
    »Ihre Vergangenheit«, konterte Andrew Barnes III, »ließ doch gar keine andere Entscheidung zu, das wissen Sie doch genauso gut wie wir, Mr. Stein. Sie ist die Einbrecherkönigin von New York.«
    Stein klopfte mit seinem Stock auf die Marmorfliesen, als wollte er den Staatsanwalt um Ruhe bitten. »Sie sagen es, Mr. Barnes, ihre Vergangenheit . Nur, weil Miss Swell ausbrechen könnte , wurden ihr übertrieben harte Haftbedingungen zugemutet. Das kommt einer Verurteilung für zukünftige Verbrechen gleich, ganz egal, wie Sie es drehen und wenden.«
    »Als Nächstes«, flüsterte Pia Klara zu, »wird der Richter versuchen, einen Deal auszuhandeln. Er kann jetzt gar nicht mehr anders, um der Stadt einen peinlichen zweiten Prozess zu ersparen. Genau das wollte er erreichen. Drücken Sie die Daumen, Klara. Die nächsten Minuten entscheiden.«
    Wie versprochen winkte Richter Green den Staatsanwalt zu sich heran. Die drei Rechtsgelehrten diskutierten vor dem Holzpult, der Staatsanwalt schüttelte

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