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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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die Treppe hinaufgehen,
als ihr plötzlich etwas einfiel und sie sich umdrehte.
    »Monsieur DuVille?«
    »Ich habe Ihnen doch erlaubt, mich
Nicki zu nennen, Mademoiselle«, versuchte er zu scherzen.
    »Bezahlte Gesellschafterinnen reden
Höhergestellte nicht mit dem Vornamen an.«
    Sie sah aus, als sei sie am Ende
ihrer Kräfte, deshalb stritt Nicki nicht mit ihr über ihre Entscheidung,
sondern ließ sie ihre Frage stellen.
    »Sie sagen doch keinem, wo ich bin –
versprechen Sie es, bitte!«
    Nicki zögerte, bedachte die
Alternativen und Konsequenzen, und sagte schließlich: »Ich gebe Ihnen mein
Wort.« Er sah ihr nach, wie sie die Treppe hochstieg, geschlagen und
gedemütigt. Sie hatte noch nie wie eine unterwürfige Dienerin ausgesehen, aber
in diesem Moment tat sie es, und er wäre am liebsten Westmoreland gegenüber
gewalttätig geworden. Und doch hatte er bis heute ehrenhaft gehandelt. Mehr als
ehrenhaft, gestand sich Nicki widerstrebend ein.

Zweiundvierzigstes Kapitel

    »Wünschen Mylord noch etwas, bevor ich mich
zurückziehe?«
    Stephen hob den Blick von dem
Schnapsglas in seiner Hand und sah den alten Unterbutler an, der auf der
Schwelle zu seinem Schlafzimmer stand. »Nein«, erwiderte er kurz.
    Er hatte seine Familie und den Vikar
bis vor drei Stunden warten lassen, in dem unsinnigen Glauben, Sheridan
Bromleigh würde zurückkommen und ihm gegenübertreten. Wenn sie unschuldig
gewesen wäre, wenn sie wirklich ihr Gedächtnis verloren hätte, dann hätte sie
nicht nur den Wunsch verspürt, ihm alles zu erklären und sich zu entlasten,
sondern sie hätte auch Erklärungen von ihm verlangt, warum er ihr eine
Verlobung vorgespielt hatte. Da sie diese Erklärungen anscheinend nicht
brauchte, gab es nur noch die Möglichkeit, daß sie die Wahrheit immer schon
gewußt hatte.
    Und nun mußte er der Wahrheit ins
Auge sehen, und es gab nicht genug Schnaps auf der Welt, um die Wut zu dämpfen,
die wie Höllenqualen in ihm wütete. Sheridan Bromleigh hatte offenbar nie ihr
Gedächtnis verloren. Als sie wieder zu Bewußtsein gekommen war, hatte sie
einfach einen brillanten Plan entwickelt, um für eine Zeitlang ein besseres
Leben zu führen, und er hatte ihr diese Absicht noch um ein Tausendfaches
versüßt mit seinem Angebot, sie zu heiraten. Sie hatte sich wahrscheinlich ins
Fäustchen gelacht, als er vorgab, er sei Burleton, und sie so tat, als sei sie ihre
eigene Arbeitgeberin.
    Trotz all seiner Erfahrung und
seiner Lebensklugheit, dachte Stephen, und sein Zorn wuchs, war er auf den ältesten
weiblichen Trick der Welt hereingefallen – die hilflose kleine Frau in einer
schwierigen Lage! Zweimal! Erst bei Emily und jetzt bei Sheridan Bromleigh.
    Mit ihrem Talent hätte Sheridan zur
Bühne gehen sollen. Dort gehörte sie hin, zusammen mit all den anderen ehrgeizigen
halbseidenen Weibern, die tanzten und umhersprangen und ihre Verse rezitierten.
Er nahm einen weiteren Schluck von seinem Drink und dachte an einige ihrer
besten Vorstellungen: Die erste war wirklich beeindruckend gewesen. An dem
Morgen, an dem er an ihrem Bett geschlafen hatte, war er von ihrem Weinen
aufgewacht. »Ich weiß nicht, wie ich aussehe«, hatte sie geschluchzt
und ihm das Herz abgeschnürt mit ihren Tränen. »Es bedeutet ja eigentlich
nicht viel, aber da Sie schon einmal wach sind, könnten Sie mich bitte ein
bißchen beschreiben? « Und dann war da der Morgen gewesen, an dem sie
beschlossen hatte, ihm ihre Haare zu zeigen – für den Fall, daß ihm ihr
sirenenhaftes Aussehen noch nicht aufgefallen war, dachte Stephen boshaft: »Meine
Haare sind nicht braun. Sehen Sie doch. Sie sind rot ...«
    Und er hatte wie ein Idiot
dagestanden und wie gebannt auf die leuchtende Pracht gestarrt und sie im
Geiste mit einer rothaarigen Madonna verglichen. »Es ist so ... so
auffällig!« hatte sie ihm erklärt, und es war ihr gelungen, ganz unglücklich
auszusehen wegen Haaren, die offensichtlich hervorragend zu ihr paßten.
    Und dann ihre charmante Verwirrung
darüber, wie sie sich zu benehmen hatte. »Constance – das Mädchen – hat mir
gesagt, daß Sie ein Earl sind, und daß ich Sie korrekterweise mit 'Mylord'
anreden müßte. Ich weiß anscheinend noch, daß man sich in der Gegenwart eines
Königs erst dann hinsetzen darf, wenn er einen dazu auffordert.«
    Seine absolute Lieblingsvorstellung
jedoch, entschied Stephen zynisch, gab sie am ersten Abend, an dem sie
aufgestanden war und ihn so nett gefragt hatte: »Und meine Familie – wie
ist

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