Judith McNaught
'so
vonstatten'. Sie haben ganz recht mit Ihrer Annahme, daß all dies äußerst
sorgfältig geplant war, aber es lag niemals in unserer Absicht, Sie zu beleidigen.
Wir wollten lediglich Stephen dazu zwingen, einen Großteil des Wochenendes in
Ihrer Gesellschaft zu verbringen. Auch werden die anderen beiden Gouvernanten
einspringen und sich um die Skeffington-Jungen kümmern, während Sie hier sind.
Deshalb habe ich Lady Skeffington vorgeschlagen, Sie könnten ihr bessere
Dienste leisten als Anstandsdame für Julianna – aus der Ferne natürlich. Sie
werden also über das Grundstück spazieren, reiten, wenn Sie wollen, und
ständig zugegen sein.«
»Ich ... ich weiß nicht, wie ich
Ihnen danken soll.«
»Vielleicht sollten Sie mir gar
nicht danken«, erwiderte Whitney mit nervösem Lächeln. Und in dem verzweifelten
Wunsch, der anderen Frau soviel Rückhalt zu geben, daß sie allem standhielt,
was Stephen sich für sie ausdachte, gestand sie ihr etwas, was nur die Familie
und die engsten Freunde wußten. »Vor einigen Jahren hat mich mein Vater ohne
mein Wissen meinem Mann versprochen. Ich ... ich hatte irgendwelche albernen
Mädchenträume, einen Jungen aus dem Ort zu heiraten, den ich, wie ich dachte,
immer lieben würde, und ich ... ich tat ein paar Dinge in dem Versuch, diese
Heirat zu verhindern, die meinen Bräutigam bewogen, die Verlobung aufzulösen
und seinen Antrag zurückzuziehen. Unglücklicherweise merkte ich erst dann, daß
meine Schwärmerei für den anderen Mann längst vorüber war. Damals wollte
Clayton mir noch nicht einmal zugestehen, mich überhaupt zu kennen.«
»Aber offenbar hat er letztendlich
seine Meinung geändert. «
»Nicht ganz«, gab Whitney errötend
zu. »Ich habe seine Meinung geändert. Er wollte schon eine andere heiraten, und
ich ... ich kam hierher, um ihn zu sehen und um zu versuchen, ihn doch noch zu
gewinnen. Stephen zwang mich damals zu bleiben. Eigentlich habe ich dieses
Fest nur arrangiert, weil ein ähnlicher Plan schon bei meinem Mann und mir
funktioniert hat.«
»Aber alles regelte sich, sobald er
Sie sah?«
Die Herzogin brach in perlendes
Gelächter aus und schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Er schien schon allein
meinen Anblick zu hassen. Ich verlebte den
peinlichsten Abend meines Lebens. Aber als alles vorbei war, als ich gewonnen
hatte – als wir beide gewonnen hatten – besaß ich keinen Stolz mehr. Ich besaß
ihn.«
»Und Sie wollen mich warnen, daß
mein Stolz leiden könnte?«
»Er wird schrecklich leiden, wenn
ich mich nicht irre.«
»Danke, daß Sie mir das anvertraut
haben. Irgendwie hilft es mir zu wissen, daß eine andere Frau einen großen
Fehler begangen und ihn selber wieder in Ordnung gebracht hat.«
»Ich habe Ihnen das nicht
anvertraut«, sagte Whitney freundlich, »um mein Elend mit Ihnen zu teilen.
Entscheidend für meine Erzählung war ein wichtigerer Grund.«
»Ich weiß.«
Sheridan erhob sich zögernd. Ihr
Lächeln wirkte noch unsicher, aber ihre Stimme klang fest. »Was soll ich tun?«
»Zunächst einmal müssen Sie sich
stets deutlich in seinem Blickfeld aufhalten, damit er gar nicht anders kann,
als sie zu bemerken. Und Sie müssen auch ständig verfügbar sein.«
»Verfügbar
... für ihn, meinen Sie?«
»Genau. Da er verlassen und
getäuscht wurde, wird Stephen nichts mit Ihnen zu tun haben wollen. Sie werden
ihm eine Einladung geben müssen – unmißverständlich und hoffentlich
unwiderstehlich –, um ihn wieder anzulocken.«
Sheridan nickte. Ihr Herz klopfte
heftig vor Angst, Hoffnung und Ungewißheit. Langsam drehte sie sich zu den anderen
Frauen um, die sie alle vorhin noch beleidigt hatte, und die sie nun alle mit
liebevollem, freundlichem Verständnis ansahen. Zuerst wandte sie sich an die
Herzoginwitwe und Miss Charity. »Ich habe mich unverzeihlich ungezogen
benommen«, begann sie, aber Stephens Mutter schüttelte den Kopf und streckte
ihre Hand aus.
»Ich bin sicher, meine Liebe, daß
ich unter den Umständen nicht anders gehandelt hätte.«
Sherry ergriff die Hand der
Herzoginwitwe mit beiden Händen und umschloß sie fest. »Es tut mir so
schrecklich leid ...«
Victoria Seaton unterband weitere
Gefühlsausbrüche, indem sie aufstand und Sheridan fest umarmte, dann trat sie
einen Schritt zurück und sagte lachend: »Wir sind alle hier, um Ihnen zu
helfen, und das werden Sie auch brauchen, wenn Stephen kommt.«
»Mach ihr keine Angst«, mischte sich
Alexandra Townsende lachend ein. Sie erhob sich und
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