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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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geplant,
mich hierher zu bekommen.«
    Whitney hatte Sheridans Besuch
erwartet, aber sie hatte nicht damit gerechnet, daß er mit solch einem heftigen
Angriff beginnen würde. Statt freundlich ihre Ziele darzulegen, wie Whitney es
ursprünglich vorgehabt hatte, nahm sie das Wortduell auf und zielte direkt auf
Sheridan Bromleighs Herz. »Aus bestimmten Gründen«, erklärte sie kühl und zog
herausfordernd die Augenbrauen hoch, »dachte ich eher, Sie wüßten unsere
Anstrengungen, Sie in Stephens Nähe zu bringen, zu schätzen.«
    »Ich habe nicht den Wunsch, in
seiner Nähe zu sein«, gab Sheridan zurück.
    »Gehen Sie
deshalb jeden Donnerstag in die Oper?«
    »Jeder kann
in die Oper gehen.«
    »Sie sehen der Aufführung aber gar
nicht zu. Sie beobachten Stephen.«
    Sheridan wurde blaß. »Weiß er das?
Oh, bitte, sagen Sie nicht, daß Sie es ihm mitgeteilt haben. So grausam können
Sie nicht sein.«
    »Warum«, erwiderte Whitney sehr,
sehr vorsichtig, da sie spürte, daß sie nur noch um Haaresbreite von der
Wahrheit über Sheridans Verschwinden entfernt stand, und daß sie, wenn sie
jetzt einen Fehler machte, nie den wahren Grund dafür erfahren würde. »Warum
wäre es eine Grausamkeit, wenn er wüßte, daß Sie dorthin gehen, um ihn zu
sehen?«
    »Weiß er es?« beharrte Sheridan, und
Whitney biß sich auf die Lippen, um ein bewunderndes Lächeln über die Charakterstärke
der anderen Frau zu unterdrücken. Sheridan Bromleigh mochte ja eine
Bedienstete in einem Zimmer voller Aristokraten sein, aber sie beugte sich
niemandem. Andererseits schufen ihre Vorsicht und ihre Starrköpfigkeit eine
unentschiedene Situation. Whitney holte tief Luft. Sie haßte es zwar, eine
List anzuwenden, tat es aber in diesem Fall ohne Zögern. »Er weiß es noch
nicht, aber er wird es erfahren, wenn Sie mir nicht begreiflich machen können,
warum Sie in die Oper gehen, um ihn anzusehen, nachdem Sie ihn am Altar
stehengelassen haben.«
    »Sie haben
nicht das Recht, mir diese Frage zu stellen.«
    »Ich habe
jedes Recht.«
    »Für wen halten Sie sich
eigentlich?« fuhr Sheridan auf. »Für die Königin von England?«
    »Ich denke, ich bin die Frau, die zu
Ihrer Hochzeit kam. Und ich denke, Sie sind die Frau, die nicht dazu erschien.«
    »Ich hätte
erwartet, daß Sie mir dafür dankbar sind.«
    »Dankbar?«
stammelte Whitney, und blickte sie mit ungespieltem Erstaunen an. »Für was?«
    »Warum fragen Sie mich das alles?
Warum reden wir über solche Bagatellen?«
    Whitney schaute angelegentlich auf
ihre Finger. »Ich würde das Herz und das Leben meines Schwagers nicht als Bagatelle
bezeichnen. Vielleicht hängen wir da unterschiedlichen Meinungen an?«
    »Ich mochte Sie sehr viel lieber,
als ich noch nicht wußte, wer ich war«, sagte Sherry in einem so bestürzten
Tonfall, daß es in einer anderen Situation komisch gewirkt hätte. Sie blickte
sich im Zimmer um, als brauche sie Bestätigung, daß die Möbel alle fest auf dem
Boden standen und die Vorhänge nicht plötzlich zu Bettlaken geworden waren.
»Sie wirkten nicht so ... schwierig und unvernünftig. Nachdem Monsieur DuVille
mir am Tag der Hochzeit erklärt hatte, warum Stephen plötzlich beschlossen
hatte, mich zu heiraten, tat ich das einzig mögliche. Der arme Mr. Lancaster
... zu sterben, ohne daß Charise da war.«
    Im Geiste wünschte Whitney Nicki
DuVille ewige Verdammnis für seinen unbeabsichtigten Anteil an diesem Desaster,
nach außen jedoch konzentrierte sie sich weiter auf ihren Plan.
    »Kann ich jetzt gehen?« fragte
Sherry eisig.
    »Gewiß«, erwiderte Whitney. Victoria
und Miss Charity sahen sie entsetzt an. »Miss Bromleigh«, fügte sie mit freundlicher
Stimme hinzu, als Sheridan zur Tür ging, »ich glaube, mein Schwager hat Sie
geliebt.«
    »Sagen Sie das nicht!« stieß Sherry
hervor. Sie stand mit dem Rücken zu den anderen und preßte ihre Hand um den Türknauf.
»Tun Sie mir das nicht an. Er hat niemals vorgegeben, mich zu lieben, er hat es
noch nicht einmal für nötig befunden, es mir vorzulügen, als wir über die
Heirat sprachen.«
    »Vielleicht
wußte er das Gefühl nicht beim Namen zu nennen, vielleicht kann er es immer
noch nicht, aber seit Sie weg sind, ist er nicht mehr derselbe
Mann.«
    Von Hoffnung und Angst, Ablehnung
und Freude überwältigt, geriet Sherry völlig aus dem Gleichgewicht. »Lügen Sie
mich nicht an, um Gottes willen!«
    »Sherry?«
    Bei dem weichen Klang ihrer Stimme
drehte Sherry sich um.
    »An Ihrem Hochzeitstag wollte
Stephen

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